| Guten Morgen, | | |
wie haben Sie den Tag der Deutschen Einheit begangen? Im Bett, auf Norderney, oder im Bett auf Norderney mit der Familie – und haben Sie sich Gedanken über den Mauerfall gemacht, über das, was aus Ost und West geworden ist, über die Ergebnisse der Bundestagswahl (heute wird Landeswahlleiter Oliver Rudolf das endgültige Zweitstimmenergebnis für Hamburg vorstellen) und darüber, dass sich gerade im Osten viele Menschen nicht verstanden fühlen? Beim offiziellen Festakt in der Mainzer Rheingoldhalle hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die gar nicht leichte Aufgabe, das zu tun, was ein Bundespräsident bei solchen Anlässen tut: für alle Deutschen zu sprechen, ohne sich ins politische Tagesgeschäft zu mischen. Er warnte vor neuen Mauern in unserem Land, forderte einen ehrlichen Umgang mit der Flüchtlingskrise und eine offene Zuwanderungsdebatte und sagte, die Sehnsucht nach Heimat dürfe nicht den Nationalisten überlassen werden. Es war keine Ruck-Rede, es tauchte keine neue Vision auf – aber das sind die Themen, die die im Bundestag vertretenen Parteien beim Versuch der Regierungsbildung beschäftigen werden. In Hamburg öffneten gestern elf Moscheen ihre Türen für Besucher zum Tag der offenen Moschee. Die Gemeinde der sunnitisch geprägten Centrum-Moschee etwa warb mit Führungen, Vorträgen und Diskussionen für mehr Verständnis für Muslime in Deutschland. Gäste brächten vielfach Vorurteile mit, so ein Sprecher. »Man hört mittlerweile vieles laut, was vorher nur unterschwellig wahrgenommen wurde.« Laut wird es heute auch wieder auf den Straßen: Die über den Feiertag von den Bäumen gefallenen Blätter werden für viele Technikfreunde ein willkommener Anlass sein, den Laubpuster oder gar den fiesen, weil Igel häckselnden Laubsauger aus dem Schuppen zu holen und den Fußweg endlich mal wieder gründlich sauber zu machen. Nicht repräsentativen Umfragen zufolge entstehen aufgrund des höllischen Lärms (leisere Elektrogeräte sind in den Augen dieser Freaks »nur was für die Mädchen der Stadtreinigung«) dabei so viele vorübergehende Taubheiten, Nachbarschaftsstreitigkeiten und Beinahe-Prügeleien wie sonst nie im Jahr. Beliebt ist unter Pusterbesitzern auch das wechselseitige »Dem-anderen-seinen-blöden-Laubhaufen-wieder-vor-sein-eigenes-Gartentor-Pusten«; das Spiel kann bis in die Nacht dauern und erst alle Anwohner und dann die Polizei auf den Plan rufen. Und es wird berichtet, dass immer mehr Menschen mit einem Gerät nichts mehr anfangen können, das denselben Zweck erfüllt, nur effektiver und weit weniger spektakulär: dem Besen.
G20-Schäden: Nur »mittlerer einstelliger Millionenbetrag«? 40 Millionen Euro hatten Stadt und Bund als Härtefallfonds für die Geschädigten der G20-Krawalle zur Verfügung gestellt, lediglich ein »mittlerer einstelliger Millionenbetrag« wird davon laut Senat wohl beansprucht werden. Bis zum 28. September waren 324 Anträge bei der Hamburgischen Investitions- und Förderbank eingegangen, davon wurden 200 bewilligt. Bislang wurden 406.000 Euro ausgezahlt, davon 126.000 Euro für Gebäudeschäden, 177.000 Euro für Schäden an Autos und 103.000 Euro für »sonstige Schäden«. Die höchste ausgezahlte Summe lag bei 60.000 Euro, wofür, ist nicht bekannt. Auch wenn laut Auskunft des Senats die Schäden »deutlich geringer als befürchtet« seien, ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. »Die zu begleichende Summe wird wahrscheinlich noch steigen, da gerade bei größeren Schäden die Schadensfeststellung aufwendiger ist«, hieß es aus der Senatskanzlei. Ob denn nun etwas für die Gewerbetreibenden vorgesehen ist, die sich vor rund zwei Wochen darüber beschwert hatten, keinen Ausgleich für ihre während des Gipfels erlittenen Umsatzeinbußen zu bekommen, wollte uns ein Senatssprecher gestern leider nicht verraten. Der Härtefallfonds begleicht laut Eigendefinition nichtversicherte Sachschäden, die durch Straftaten im Zusammenhang mit den G20-Ausschreitungen entstanden sind. »Wir haben aber mit der Handelskammer vereinbart, dass wir uns darüber hinaus auch Einzelfälle ansehen«, verriet der Senatssprecher noch, »zum Beispiel Existenzgefährdungen oder Kosten für Schutzmaßnahmen, die größere Schäden verhindert haben.« |
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