| Wat? Platt! »Dünnersläg!«, dachten wir, als wir lasen, dass Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bremen im Januar ein neues Länderzentrum für Niederdeutsch gründen. Im Frühjahr war bekannt geworden, dass die vier Bundesländer das Institut für niederdeutsche Sprache in Bremen nicht mehr finanziell unterstützen wollten. Irgendwie müssen sie die Sprache allerdings fördern, das sieht die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen vor. Für das neue Zentrum wird Hamborg nun, wie auch die übrigen Bundesländer, jährlich rund eine Viertel Million Euro ausgeben. Das Zentrum hat die große Aufgabe, sich »Schutz, Erhalt und Weiterentwicklung« der nedderdüütschen Sprok zu widmen, besser bekannt als Plattdeutsch. Geplant sind allerdings bisher nur 3 – in Worten: dree – Mitarbeiter, von denen auf Nachfrage noch nicht klar war, ob sie überhaupt Plattdüütsch snacken müssen. Mögen sollten sie die Sprache wenigstens, irgendwie. Wie viele Sprecher es in Hamborg noch gibt, ist leider auch nicht bekannt. Im vergangenen Jahr fanden das Institut für niederdeutsche Sprache und das Institut für Deutsche Sprache bei einer Umfrage in acht Bundesländern heraus, dass nur rund 16 Prozent von sich behaupten würden, Platt gut oder sehr gut zu beherrschen. (Die Autoren dieses Newsletters gehören überraschenderweise nicht dazu.) Das Image der Sprache war allerdings grootoardig – eine wichtige Voraussetzung, um die Sprache zu erhalten, sagt Saskia Luther, Sprecherin des Bundesrates für Niederdeutsch. Fast 70 Prozent fanden, dass die Sprache gefördert werden solle.
»Wir haben erst zweimal Taschentücher gebraucht« Eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel »Death Café« klingt auf den ersten Blick etwas makaber. Doch dabei handelt es sich um ein international erfolgreiches Format, bei dem man zwar über den Tod spricht, das aber in angenehmer Atmosphäre, wie Melanie Torney, eine der Mitorganisatorinnen, erzählt. Am Donnerstag findet im Rahmen der Hamburger Hospizwoche die fünfte Ausgabe statt, diesmal zum Thema »Favourite places to die – wo möchten wir Abschied nehmen?«. Elbvertiefung: Wie entstand das Death Café? Melanie Torney: Bernard Crettaz hat 2004 in der Schweiz das »Café mortel« ins Leben gerufen, damit sich die Menschen über den Tod austauschen können. Der Brite John Underwood hat das in London veranstaltet und auch das Portal deathcafe.com aufgesetzt. Wir vier haben darüber gelesen und fanden das spannend, weil wir als Trauerrednerin, Künstlerin, die Urnen gestaltet, und als Designer für eine moderne Trauerkultur alle in diesem Bereich tätig sind. EV: Wie viele Taschentücher sollte man mitnehmen? Torney: Wir haben erst zweimal welche gebraucht! In Wirklichkeit sind die Treffen sehr beschwingt, es wird viel gelacht. Alle gehen sehr herzlich und rücksichtsvoll miteinander um, niemand fällt dem anderen ins Wort. Ein Außenstehender würde nie erraten, worüber gesprochen wird. EV: Und alle sprechen übers Sterben? Torney: Am Anfang gibt es eine kurze Anmoderation von Ute Arndt, die das als Trauerrednerin am besten kann. Wir sagen drei Sätze zum aktuellen Thema, aber das soll nur ein Einstieg für die Leute sein, keine Vorgabe. Die plaudern dann in ihren Grüppchen. Es gibt jedenfalls keine Vorträge und keine Podiumsdiskussion. EV: Wer kommt ins Death Café? Torney: Das ist ganz unterschiedlich. Wir weisen immer darauf hin, dass wir keine Trauergruppe sind. Für jemanden, der akut schlimm trauert, ist das nicht das Richtige. Die meisten beschäftigt das Thema einfach, manche wollen sich mit anderen austauschen, beispielsweise darüber, wie sie das Thema Sterben bei ihren Eltern ansprechen können. EV: Wie sind die Besucher danach drauf? Torney: Sehr beschwingt, auch erleichtert, dass so ein Austausch möglich war, weil das Thema in der Familie und im Freundeskreis oft tabuisiert wird. Viele finden das Format gut und kommen gern mal wieder. Das ist wohl auch das Geheimnis, wieso es weltweit funktioniert. Im englischsprachigen Raum gibt es gefühlt an jeder Gießkanne ein Death Café. EV: Und wann haben Sie die Taschentücher gebraucht? Torney: Bei der dritten Veranstaltung, die hieß »Time to die«. Ein Gast hat vom Tod ihrer Schwester erzählt, das war damals sehr kernig. Das nächste Death Café findet am Donnerstag im ZEIT-Café statt, Speersort 1, 20095 Hamburg. Eintritt frei, keine Anmeldung nötig. |
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