Prof. Dr. Maria Wersig
Präsidentin des Deutschen Juristinnenbundes e.V. und Professorin für rechtliche Grundlagen der Sozialen Arbeit an der Fachhochschule DortmundEine Erkenntnis, zu der Sie jüngst kamen? Nicht kürzlich, aber immer wieder: Die tatsächliche Umsetzung der Gleichberechtigung ist kein Selbstläufer. Das gilt für alle Bereiche, von der Politik, über die Wissenschaft, bis in die Sozialsysteme. Eine Zahl, die mich kürzlich beeindruckt hat: Wenn wir die Entwicklung so fortschreiben, wie bisher, haben wir „Equal Pay“ in 128 Jahren erreicht. Es braucht wirksame gesetzliche Maßnahmen, sonst ändert sich nichts. Wer gegen Instrumente wie Quoten ist, soll ein gleichwirksames Instrument vorschlagen, mit dem wir Gender Bias strukturell seine Wirkung nehmen können.
Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen? Gute Lehre zu schaffen, die Studierende in ihrer Vielfalt erreicht und ernst nimmt. In der juristischen Ausbildung brauchen wir eine Debatte über Sexismus und Geschlechterstereotype. Eine Studie von Dana-Sophia Valentiner zu juristischen Klausuren im Hamburg zeigt: Männer kommen in den Fällen mit 80 % deutlich häufiger vor, Geschlechterstereotype werden bedient, Frauen häufig definiert in Abhängigkeit von Männern. Es ist 2017 – die Auseinandersetzung mit diesem Thema ist überfällig, denn Sprache prägt Wirklichkeit und die Schubladen in den Köpfen sollten endlich überwunden werden.
Lektüre muss sein. Welche? Aktuell gerade wieder „Der Bericht der Magd“ von Margaret Atwood. Sie beschreibt eine dystopische Welt, in der Frauen die Selbstbestimmung über ihr Leben und ihren Körper genommen wurde. Hochaktuell, denn rechtspopulistische Bewegungen haben Einschränkungen von Frauenrechten auf ihrer Agenda. Was mühsam erkämpft wurde, kann auch wieder verloren gehen. Und als Hörbuch: Sherlock Holmes, gelesen vom wunderbaren Stephen Fry.
Und sonst so? Um es mit Erich Kästner zu sagen: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. |
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