| Von der Bille zu den Bahamas
Aale in der Bille fristen oft ein ödes Junggesellendasein – die Laichreise in die Sargassosee nahe den Bahamas endet an Schleusen und Sperrwerken, die Bestände sind in den letzten zehn Jahren massiv geschrumpft. Nun soll ein auf fünf Jahre angelegtes Projekt helfen: Der Angelsport-Verband Hamburg fängt laichfreudige Aale ein und setzt sie in der Elbe wieder aus. Fischereibiologe Robin Giesler hat uns erklärt, wie das geht und wie die Aale wieder in die Bille zurückgelangen. Elbvertiefung: Wie viele Aale sind mit dem Catch-and-Carry-Programm schon zu den Bahamas aufgebrochen? Robin Giesler: Seit Projektbeginn Mitte Juli haben wir von rund 600 gefangenen Aalen mehr als 70 umgesetzt. Nicht alle, die in der Reuse landen, kommen auch in die Elbe. Da wählen wir die aus, die auch wirklich laichen wollen. EV: Woran erkennen Sie einen laichfreudigen Aal? Giesler: Die Tiere durchlaufen eine Metamorphose: Sie werden an der Unterseite heller, der Augendurchmesser wird größer, die Verdauungsorgane bilden sich zurück. Aale, die größer als 70 Zentimeter sind, werden auch umgesetzt. Ungewöhnlich ist, dass einige dabei sind, die am Bauch noch gelb sind. Wir vermuten, dass manchen Aalen der Reiz zur Laichwanderung fehlt. Die haben das Gefühl, in einem Teich zu leben, und fangen deshalb gar nicht mit der Metamorphose an. EV: Wie kommen die Aale von den Bahamas wieder zurück in die Bille? Giesler: Nach dem Laichgeschäft verenden die Aale. An den europäischen Küsten kommen nur junge, sogenannte »Glasaale«, an, an den deutschen Küsten sind das aber immer weniger. Deshalb sollen europäische Aal-Management-Pläne dafür sorgen, dass Glasaale in Frankreich und England abgefischt und auf andere Länder verteilt werden. Ein Teil der englischen Aale hat gute Chancen, in der Bille zu landen. EV: Warum gibt es für die Bille keine Fischtreppe, mit der die Aale die Sperren aus eigener Kraft umschwimmen könnten? Giesler: Das sind politische Entscheidungen. Ich plädiere dafür, dass es das langfristig auch an der Bille gibt, wie schon an der Alster. Wenn wir auf Querbauten verzichten würden, die die Flüsse abriegeln, müssten wir gar nicht erst eingreifen. Jetzt sollten wir immerhin dafür sorgen, dass diese Bauten durchlässiger werden. EV: Und sind Sie schon den Fischräubern auf die Schliche gekommen, die Ihre Aale geklaut haben? Zuletzt sind immer wieder Tiere aus den Reusen verschwunden … Giesler: Nee, wir konnten morgens nur feststellen, dass die Reusen nicht mehr fachmännisch zugeknotet und ausgebracht wurden, manche wurden auch ganz entwendet. Nun vermerken wir an den Bojen, die die Reusen markieren, dass das Ganze ein Naturschutzprojekt ist und dass wir uns freuen würden, wenn die Reusen nicht geleert oder entwendet würden. Vielleicht denken manche ja nur: »Welcher Wahnsinnige fischt denn in der Bille mit Reusen?«
Ausgezeichnetes Theater
Als am Montagabend im Ohnsorg-Theater der Theaterpreis Rolf Mares verliehen wurde, hagelte es nur so Applaus und Lobeshymnen. Drei Inszenierungen und fünf Darsteller wurden mit dem mit je 1000 Euro dotierten Preis geehrt, das Thalia Theater sahnte dabei gleich doppelt ab: Jette Steckel wurde für ihre, so die Jury, »atemberaubende Inszenierung« der georgischen Familiensaga »Das achte Leben (Für Brilka)« ausgezeichnet; mit »aller Finesse« entspinne die Regisseurin »Geschichten von Liebe, Sehnsucht, Verrat und niedergeknüppelter Freiheit«, hieß es in der Begründung. Wie man eine hundertjährige Geschichte als Bühnenstoff inszeniert, das erzählte uns die Regisseurin kurz vor der Uraufführung im April. Maja Schöne wurde für ihre herausragende darstellerische Leistung als Nana in »Geld« ausgezeichnet, einer weiteren Thalia-Inszenierung. Auch Farina Violetta Giesmann, die im Ohnsorg-Theater in »Honnig in’n Kopp« die Tilda spielte, und Peter Bause, der als Jakob Weinberg in »Place of Birth: Bergen-Belsen« in den Hamburger Kammerspielen überzeugte, erhielten Darstellerpreise. Wer sonst noch geehrt wurde, das erfahren Sie hier. Doch nicht nur für die großen Häuser, auch für die freie Theaterszene war es ein gutes Wochenende: Die Kinder- und Jugendtheatergruppe kirschkern & COMPES erhielt am Sonntag den Barbara-Kisseler-Theaterpreis, der erstmals verliehen wurde – in Gedenken an Hamburgs frühere Kultursenatorin, die vor einem Jahr gestorben ist. | |
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