Zürcher Schikane Die
ETH Zürich, Fixstern am europäischen Elite-Himmel, ist schwer ins Trudeln geraten. Konfrontiert mit
Schikane-Vorwürfen liefert die Schweizer Vorzeige-Uni in diesen Tagen ein
Diskussionspaket im XXXL-Format zu fünf Topthemen der Wissenschaft: 1) Doktorandenausbildung 2) Führungs- und Personalarbeit, 3) Integrität 4) Konfliktmanagement und Mediation sowie 5) Krisenmanagement. Das wahre Ausmaß des
Dramas um Demütigung und Ausbeutung an der ETH ist dabei noch nicht einmal absehbar. Seitdem vor einer Woche massive Vorwürfe einer Ex-Doktorandin bekannt wurden (
NZZ am Sonntag), berichten immer mehr Wissenschaftler von
Mobbing an der ETH und sprechen von
„strukturellen Problemen“ (
Watson). Im Zentrum der Kritik steht die international renommierte Astronomin
Marcella Carollo, die zusammen mit ihrem Ehemann
Simon Lilly ab 2002 das Institut für Astronomie an der ETH aufbaute (
Science).
Intern bekannt sind die Vorwürfe gegen Carollo seit Februar, Betroffene hatten sich
Ombudspersonen anvertraut. Im März reagierte Uni-Präsident
Lino Guzella, teilte die Doktoranden anderen Betreuern zu und vereinbarte ein
Sabbatical mit den Spitzenforschern. In geradezu rekordverdächtiger Zeit gelang Guzella bis zum Sommer zudem die
Institutsschließung. Der akuten
Schadensbegrenzung folgt nun reichlich verzögert die
Aufarbeitung. Eine tiefer gehende Untersuchung kündigte die ETH-Spitze via
Pressemitteilung jedenfalls erst vor wenigen Tagen
nach massivem öffentlichen Druck an. Dabei ist die Klärung der
anonymen Vorwürfe umso dringlicher, als ihnen ein Schreiben entgegensteht, das
Carollos Führungsstil und Nachwuchsarbeit
verteidigt:
“She has been unusually dedicated to her students,” zitiert
Science das Unterstützungsschreiben, “If at times she comes across as a relentless task master, this owes to her commitment to her students and desire to maximise their career chances.”