| Guten Morgen, | | |
jetzt greift die Polizei durch! Wie wir gestern erfuhren, nahmen sich am vergangenen Wochenende (als wir alle beim »Tag der ZEIT« waren) Beamte der frisch gegründeten Kontrollgruppe Autoposer selbige zur Brust. NDR 90,3 berichtet, dass die insgesamt 15 getunte Fahrzeuge und 19 Personen überprüften, offenbar eine Anzahl, auf die man stolz sein kann. Unter den Autos befanden sich wie erwartet Mercedes AMG mit teils blutjungen Fahrern (wenn Sie nun wieder fragen, woher die das Geld für die Schlitten haben: hier), aber – ade, Klischee! – auch ein Smart, der mit einer Frau am Steuer (!) statt 60 Stundenkilometer sagenhafte 190 fuhr, sowie ein Lamborghini mit einem immerhin schon 57-Jährigen am Lenker. Der Mann umkurvte die Binnenalster, vermutlich in der Hoffnung, von meiner Kollegin Sigrid Neudecker beschimpft zu werden. Insgesamt war es also eine Aktion, die, sicherlich ein großer Verdienst der Kontrollgruppe Autoposer, mit einigen ungerechten Vorurteilen Autovorzeigern und -lärmern gegenüber aufräumt. Bleibt zu hoffen, dass die Soko, bevor sie mit großem Lob wieder aufgelöst wird, es auch schafft, die Zahl der Poser und, sorry!, Poserinnen nachhaltig zu reduzieren – während diese Zeilen entstehen, dröhnen am ZEIT-Redaktionsgebäude wieder etliche Lärmer vorbei. Wenn man die irgendwann nicht mehr hört, dann wären wir an einer abschließenden Bilanz ehrlich interessiert. Es steht allerdings zu befürchten, dass uns vorher wieder eine Meldung über einen hoch erfolgreichen Einsatz der Polizei-Fahrradstaffel erreicht. Die Beamten ahnden tapfer, unverdrossen und für viele unsichtbar Rüpeleien, Rotlichtverstöße und Falschfahrerei bei Radfahrern, – ohne dass sich an den Zuständen erkennbar etwas ändert.
Das Dilemma der Flüchtlingskitas
Verhindert der Senat bewusst die Integration von Flüchtlingskindern, weil sie in Kitas unter sich bleiben? Auf diesen Gedanken könnte man kommen, wenn man die Forderung liest, die die CDU heute in die Bürgerschaft einbringen will: »Damit die Integration gelingt – Kita-Ausbau für eine bessere Durchmischung außerhalb von Flüchtlingsquartieren neu planen«, so der Titel. In der Pressemitteilung dazu ist von zwei Kitas die Rede, die schon in Betrieb seien und in denen die Flüchtlinge weitestgehend unter sich blieben, so der Vorwurf. »Integration kann nicht gelingen, wenn die Flüchtlingskinder von klein auf dazu verdammt sind, unter sich zu bleiben. Außerdem beraubt man sie der Chance, spielerisch die deutsche Sprache zu erlernen«, erklärt Franziska Grunwaldt, flüchtlingspolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion. So weit, so richtig. Das sieht allerdings auch die Sozialbehörde nicht anders. »Eine gemischte Betreuung ist immer das Ziel«, sagte uns ein Sprecher. Einziges Problem dabei, und das häufig: der Standort. Eine der Kitas, um die es in diesem Fall geht, ist beim Flüchtlingsgroßquartier Mittlerer Landweg angesiedelt, am Gleisdreieck in Billwerder. Zwei weitere Einrichtungen werden dort gerade errichtet. Und tatsächlich werden vermutlich alle drei Kitas – zumindest am Anfang – fast ausschließlich von Flüchtlingskindern besucht werden, schlicht und einfach auch deshalb, weil es dort sonst kaum Nachwuchs gibt (langfristig sollen in den Expressbauten auch andere Menschen leben, so will es das Konzept des Programms »Perspektive Wohnen«): In der Nachbarschaft finden sich ein Industriegebiet, viele Kleingärten, das Naturschutzgebiet um die Boberger Dünen, aber nur wenige Einfamilienhäuser. Um die Flüchtlingskinder von dort mit Kindern von »Alt-Hamburgern«, so die CDU, zusammenzubringen, müsste man sie in andere Stadtteile fahren. Oder vielleicht die Kinder aus Eppendorf und Altona umgekehrt nach Billwerder karren? Keine echte Lösung. Und das Dilemma lässt ahnen, welche Integrationsprobleme die Flüchtlingsgroßquartiere am Stadtrand noch mit sich bringen werden. |
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