| Guten Morgen, | | |
vor Kurzem hatte ich Gelegenheit, die App der Hotline »Saubere Stadt« der Stadtreinigung auszuprobieren: Ein roter Abfallkorb bei mir um die Ecke quoll über Tage hinweg über, der Müll- und Hundekotbeutelhaufen darunter wurde immer größer; dann stellte jemand noch ein paar lila Müllsäcke dazu, die die Stadtreinigung an Haushalte ohne Mülltonnen ausgibt. Kurz: Dieses reizende Ensemble war eine »Müllecke« par excellence. Und die App der Stadtreinigung, über die sich solcher Schweinkram melden lässt, ist gar nicht so übel. Auf Fingertipp wird der Problemherd geortet, man kann ein Foto hochladen, und damit die Meldung akzeptiert wird, muss man auch nicht, wie eigentlich vorgesehen, die gesamte Anschrift samt Telefaxnummer eingeben: Die Mailadresse genügt. Sofort bekam ich eine nette automatisierte Antwort: »Vielen Dank für Ihre Meldung« – mit dem Versprechen: »Wenn wir verantwortlich sind, werden wir die Verschmutzung innerhalb von drei Arbeitstagen beseitigen.« Dass der rote Abfallkorb fünf Tage später immer noch genauso aussah, lag sicher daran, dass die Arbeitstage der Stadtreinigung andere waren als die meinigen. Ein paar Tage später waren dann tatsächlich die lila Müllsäcke verschwunden – oder man hatte sie turnusmäßig abgeholt. Und wieder einige Tage später hatte dann jemand zu meiner hellen Freude tatsächlich den roten Abfallkorb geleert (ob turnusmäßig oder wegen mir, das vermag ich nicht zu sagen). Der Müllhaufen auf dem Boden war zwar liegen geblieben. Aber für alles kann sich die Stadtreinigung schließlich auch nicht verantwortlich fühlen. Auch insofern, Sie erinnern sich vielleicht, freue ich mich auf die neue Straßenreinigungsgebühr: Wir alle zahlen etwas mehr. Dafür werden 400 neue Sauberleute eingestellt. Und ab dem kommenden Jahr sollen (unter anderem) Müllecken dann wirklich binnen drei Tagen verschwinden. Nach massiver organisierter Kritik an der neuen Gebühr sickerte nun durch, dass diese eventuell auch geringer ausfallen könnte als die bisher angedachten 10 bis 70 Euro im Jahr. Der CDU reicht das immer noch nicht. Eine Verringerung der Extraabgabe sei nicht genug, wetterte Bürgerschaftsfraktionsvorsitzender André Trepoll, die ganze Gebühr gehöre »in die Tonne«! Aber, bedauert er, die Stadtreinigung habe ja »bereits Mitarbeiter eingestellt und voreilig Fakten geschaffen«. Voreilig? Offensichtlich wohnt Herr Trepoll nicht bei mir um die Ecke.
Bürgerschaftsdebatte: Wachsen, bauen, aber wie?
Wachstum! Ein starkes Wort, das sich die Abgeordneten gestern in der Bürgerschaft immer wieder entgegenschleuderten. In der Aktuellen Stunde ging es vor allem ums große Thema Stadtentwicklung – und die Vorstellungen dazu, wie genau, wie sehr und ob Hamburg überhaupt eigentlich wachsen soll, gingen weit auseinander. Die Frage, die alle bewegte: Wer soll im Hamburg der Zukunft – egal, ob »Big City«, Weltstadt oder nicht – eigentlich wohnen? Und, äh, wo? Die SPD lobte sich für die großen Anstrengungen in Sachen Wohnungsbau und neue Beteiligungsformate, versprach dann aber auch, »die Identität Hamburgs als grüne Metropole« zu wahren – nun will Rot-Grün wohnungstechnisch nachverdichten und dafür das Baupotenzial an jenen abgasverpesteten, lauten vier- und sechsspurigen Straßen prüfen, an denen bislang erstaunlicherweise gar nicht so viele Menschen wohnen wollen. Nachverdichtung, das wäre auch im Sinne der FDP, die nicht minder große Worte schwang: Hamburg müsse in Bildung, Wirtschaft und Verwaltung zur »digitalen Avantgarde« werden, erklärte die scheidende Fraktionschefin Katja Suding. Klingt schon mal sehr schick – und dann würden die Liberalen noch gern das Wohnen auf Hausbooten stärker fördern. Und während Heike Sudmann von den Linken monierte, der Senat würde die soziale Frage beim Wohnungsbau nicht genug in den Mittelpunkt stellen (»Nur ein Drittel günstiger Neubauwohnungen reicht nie und nimmer!«), ging die CDU erst mal in die Defensive (»Auch unter CDU-Senaten wurden soziale Wohnungen gebaut!«). Dann ging CDU-Mann Jörg Hamann zum Angriff über: »Herr Scholz macht Politik wie ein Ölscheich, es zählt nur das große Geld, und seine eigene Kamelschar hat er auch schon um sich versammelt«. |
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