Mini-ExStra | Schwangere Archäologinnen | 3½ Fragen an Peter Liggesmeyer | Gastkommentar: Wir brauchen eine DTG

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
die Sache mit der Innovativen Hochschule wäre dann also eingetütet (Das ist wichtig). Next Step: Eine Deutsche Transfergemeinschaft (DTG) – das fordern jedenfalls Hans-Hennig von Grünberg, Michael Braun und Hartmut Ihne von der Hochschulallianz für den Mittelstand im Gastkommentar. Und Peter Liggesmeyer von der TU Kaiserslautern ärgert sich über den Begriff „postfaktisch“ – im Fragebogen.
   
 
 
   
 
   
   
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Mini-ExStra kürt 48 Hochschulen
Tusch! 48 Hochschulen und Universitäten haben im BMBF-Wettbewerb "Innovative Hochschule" – so eine Art Mini-ExStra – den Zuschlag für die Förderung eines Transferprojekts erhalten; die Ergebnisse gab Johanna Wanka am Dienstag in Berlin bekannt. 118 Anträge gab es. Die Förderinitiative ist 550 Millionen Euro schwer (Laufzeit: zweimal fünf Jahre; ExStra: 533 Millionen Euro jährlich ab 2018); die einzelnen Projekte erhalten jährlich bis zu 2 Millionen Euro (im Verbund: 3 Mio.). 90 Prozent dieser Gelder stellt der Bund, 10 Prozent das Sitzland. Hier finden Sie ein PDF der ausgezeichneten Hochschulen – samt kreativ-schauriger Abkürzungen, mit denen die Projekte versehen wurden: GrINSH, IHJO, s_inn, WiR… (Deutschlandfunk; Tagesspiegel; Sächsische Zeitung; Südwest Presse; Thüringer Allgemeine)
  
 
 
DFG-Jahresversammlung
Die DFG hat sich zu ihrer Jahresversammlung in Halle getroffen; wir vermelden kurz einige Beschlüsse: 1. Jahresbericht – 3 Milliarden Euro Fördermittel, 31.000 geförderte Projekte gab es im Jahr 2016; 2. Gleichstellung – die forschungsorientierten Gleichstellungsstandards sollen gestärkt werden und eine noch größere Rolle im „fördereigenen Handeln“ spielen; 3. Neues Mitglied – die Bauhaus Universität Weimar ist 96. Mitglied der DFG; 4. DFG-Präsidium – Katja Becker, Marlis Hochbruck und Wolfgang Schön wurden als Vizepräsidenten für eine zweite Amtszeit von vier Jahren wiedergewählt.
  
 
 
Unesco: Wissenschaftsfreiheit schützen
Die Deutsche UNESCO hat auf ihrer 77. Hauptversammlung in Bonn eine Resolution verabschiedet, in der sie an die Bedeutung und den Schutz der Wissenschaftsfreiheit appelliert. Die Resolution nimmt Bezug auf die weltweit zunehmend unter Druck geratende Forschung und Lehre.
  
 
 
Hochschule Sigmaringen: Wer ist hier der Boss?
Hinter dem sperrigen Begriff „Professorenmehrheit“ verbirgt sich in Wahrheit höchst konkrete Hochschulpolitik – und zwar hinsichtlich der Frage, wer eigentlich an einer Hochschule das Sagen hat und wie sich die Meinungen der Professorenschaft und die Strategiepläne des Rektorats zueinander verhalten. Näheres dazu können Sie in der ZEIT 20/2017 rekapitulieren – oder, aktuell, in der Schwäbischen Zeitung. An der Hochschule Sigmaringen brodelt es nämlich, weil der Rektorin Ingeborg Mühldorfer Kalkül bei der angeblich verfrühten Ausschreibung ihrer Stelle (übrigens bei uns in der ZEIT) unterstellt wird, um ihren Machterhalt zu sichern. 
  
 
 
Schwangere Archäologinnen
Eine Erfahrung, die viele schwangere Frauen machen: Der Rest der Menschheit weiß besonders gut Bescheid, wie man sich mit Babybauch am Besten zu verhalten habe. Die Scientific Community ist da keine Ausnahme. Eine Archäologin, die hochschwanger auf eine Ausgrabung reist? Irre, fanden viele. My body, my choice, entschied Suzanne Pilaar Birch, packte ihr Schäufelchen ein und ging auf Exkursion. Unterstützung und Zuspruch anderer schwangerer Forscherinnen auf dem Feld fand sie in den Sozialen Medien, unter dem Hashtag #pregnantinthefield. Die ganze Geschichte samt Fotostrecke gibt’s beim Guardian
  
   
 
 
   
 
   
   
 
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WZB: Neue Geschäftsführung
Weibliche Doppelspitze am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB): Die Betriebswirtin Ursula Noack wird neue administrative Geschäftsführerin und leitet das WZB damit gemeinsam mit Präsidentin Jutta Allmendinger. Noack leitete zuvor bereits die Abteilung Finanzen und Allgemeine Verwaltung; sie folgt als Geschäftsführerin auf Heinrich Baßler, der seit Januar zum Helmholtz Zentrum München gewechselt ist.

Akademie der Wissenschaften und Literatur Mainz
Reiner Anderl, Maschinenbauer an der TU Darmstadt, wurde zum neuen Präsidenten der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz gewählt; er folgt auf den Altorientalisten Gernot Wilhelm von der Uni Würzburg.

Leibniz-Preis: Nestler entlastet
Die Karlsruher Materialwissenschaftlerin Britta Nestler bekam bei der DFG-Jahresversammlung nachträglich den Leibniz-Preis überreicht. Im März war die Auszeichnung gestoppt worden, nachdem bei der DFG anonyme Hinweise zum wissenschaftlichen Fehlverhalten eingegangen waren. Die Vorwürfe wurden geprüft und Nestler vollständig entlastet. – Wir empfehlen dazu dieen Kommentar von Jan-Martin Wiarda: „Der bittere Preis der Integrität“

TU Berlin bereut Ehrendoktorwürde für Yildirim
2011 verlieh die TU Berlin dem türkischen Ministerpräsidenten Binali Yildirim die Ehrendoktorwürde. Angesichts der Repressalien türkischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine unangenehme Ehrung – deswegen sagte die TU jetzt in einer Resolution, sie bereue die Ehrendoktorwürde, die gleichwohl formal nicht entzogen werden könne. (Donau Kurier)

Job: Da simma dabei
Rheinische Frohnatur gesucht! Die muss man schon sein, in Köln. Das steht aber so explizit natürlich nicht drin in der Anzeige der TH Köln aus dem aktuellen ZEIT-Stellenmarkt. Die größte Fachhochschule Deutschlands sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine Präsidentin (m/w).
   
   
 
 
   
 
   
   
 
3½  Fragen an…
 
 
   
Prof. Dr.-Ing. Peter Liggesmeyer

Präsident der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI), TU Kaiserslautern und Leiter des Fraunhofer IESE
Eine Erkenntnis, zu der Sie jüngst kamen?
Dass nicht Jedem eine klare, prägnante Sprache genauso wichtig ist wie mir. Ich ärgere mich über die Wahl von „postfaktisch“ zum Wort des Jahres. Die englische Fassung „post-truth“ erscheint mir als „Jenseits der Wahrheit“ ein wenig gelungener. Ich frage, mich warum man ein eher verhüllendes Wort wie „postfaktisch“ benutzt und nicht einfach und prägnant „falsch“, „unwahr“ oder bei Vorliegen einer entsprechenden Intention „verlogen“ verwendet.

Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Die Akzeptanz der Informatik als zentrale Kulturtechnik verbunden mit der Erkenntnis, dass es mindestens drei wichtige Teilaspekte – den Anwendungsaspekt, den gesellschaftlich-kulturellen Aspekt und den Technologieaspekt – gibt, die unterschiedlich vermittelt werden müssen. Während die zwei erstgenannten Aspekte von einer Integration in andere Fächer sogar profitieren, erfordert der Technologieaspekt ein eigenständiges Fach. Die Umsetzung einer guten Informatik-Bildung wird unter anderem Geld kosten. Die korrekte Einschätzung der Bedeutung, der Inhalte und der Vernetzungen der Informatik – das heißt eine sinnvolle Positionierung von Informatik im Bildungssystem – gibt es kostenlos. Das erfordert nur einen strukturierten Denkprozess und das Überwinden der einen oder anderen Mauer, die dabei im Wege steht.

Lektüre muss sein. Welche?
Immer wieder gern „Das Foucaultsche Pendel“ von Umberto Eco. Der im Buch vorkommende Zuschussverlag, in dem eitle „Autoren auf eigene Kosten“ die Publikation ihrer Werke selbst finanzieren, ist übrigens heute im Wissenschaftsbereich aufgrund des Publikationsdrucks mindestens so aktuell wie zum Erscheinungszeitpunkt der deutschen Übersetzung des Buchs im Jahre 1989. Autoren sollten für Leser schreiben, nicht für „sogenannte“ Verlage.

Und sonst so?
Ich glaube, dass am Ende die Vernunft die Unvernunft besiegen wird, auch wenn es derzeit manchmal nicht danach aussieht.
   
   
 
 
   
 
 
   
 
 
   
 
   
   
 
Gastkommentar
 
 
   
   
von Hans-Hennig von Grünberg, Michael Braun und Hartmut Ihne
   
   
Wir brauchen eine DTG
Am vergangenen Dienstag hat Bundesbildungsministerin Wanka 29 Projekte von Hochschulen bzw. Hochschulverbünden vorgestellt, die ab 2018 für das Bund-Länder-Programm „Innovative Hochschule“ ausgewählt wurden. Erstmals wird mit diesem Programm der Wissens- und Technologietransfer als dritte, zentrale Leistungsdimension von Hochschulen gezielt mit einem Volumen von 550 Millionen Euro gefördert. Aber nicht nur dies ist bemerkenswert. Die Zahl der 118 Anträge von insgesamt 168 Hochschulen zeigt, wie reif die Zeit für solch ein auf Innovation und Transfer zielendes Programm war und wie groß der Bedarf noch immer ist. Schon seit einigen Monaten wird deshalb von den Präsidenten und Präsidentinnen sowie Rektoren und Rektorinnen anwendungsorientierter Hochschulen ein Thema heiß diskutiert: Die Gründung einer Deutschen Transfergemeinschaft (DTG).
Die DTG soll eine wissenschaftsgeleitete und politisch unabhängige Struktur zur institutionalisierten Förderung des regionalen Technologie- und Wissenstransfers sein, ähnlich wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) für die Grundlagenforschung, und unabhängig von parteipolitisch motivierten, oft episodischen Programmen. Im Mittelpunkt stünde hier allein der gesellschaftliche und ökonomische Nutzen aus der Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Denn trotz exzellenter universitärer Grundlagenforschung verzeichnet Deutschland seit Jahren eine rückläufige Zahl von Unternehmensgründungen und eine sinkende Innovationsquote im Mittelstand.
Das Programm „Innovative Hochschule“ ist zwar ein vielversprechender Anfang, aber hinsichtlich Umfang und Fördersystematik nicht ausreichend. Erforderlich ist eine systematische und institutionalisierte Förderung des Wissens- und Technologietransfers von Hochschulen in die regionale Wirtschaft, denn im regionalen Innovationssystem spielen die eng mit der Wirtschaft verbundenen anwendungsorientierten Hochschulen eine zentrale Rolle als Innovationspole. Auch auf europäischer Ebene hat man das erkannt. Die EU plant mit der Gründung eines European Innovation Council (EIC) als Gegenstück zum European Research Council (ERC) aktuell einen vergleichbaren Schritt. Spätestens im Herbst sollte deshalb eine entsprechende Absichtserklärung zur Gründung der DTG oder zumindest ein Prüfauftrag Eingang in einen Koalitionsvertrag finden.

Hans-Hennig von Grünberg, Michael Braun und Hartmut Ihne sind Hochschulpräsidenten und Vorstandsmitglieder der Hochschulallianz für den Mittelstand, einem bundesweiten Zusammenschluss von anwendungsorientierten Hochschulen
   
   
 
 
   
 
   
   
 
Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
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Letzte Rettung, wenn die Dissertation auseinanderfliegt: das PhD-Tape!

Quelle: Twitter / @benflips
 
 
 
 
 
 
 
 
   
Herzliche Grüße aus dem G20-umzingelten Helmut-Schmidt-Haus!

Ihr CHANCEN-Team


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