Merkels Zauberei

 
+ Deniz Naki bangt um seine Freiheit + Schnelsen: Stop-and-go bis Dezember 2018? + U-Bahn? Nein, danke! + Sorgentelefon +
 

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Mit etwas Glück zeigt sich der Himmel heute wolkenlos: Sonne! Bis zu 25 Grad sind heute zu erwarten, behauptet der Meteorologe.
   
 
Guten Morgen,
 
Mark Spörrle / Foto: Vera Tammen
 
nur mal zur Abwechslung was ganz anderes: Es ist Sommer! Mag sein, dass es da diesbezüglich ein paar Skeptiker gibt, aber die verstummen spätestens dann, wenn man sie zu einem Eisladen führt, genauer: zur Schlange vor diesem Eisladen. Wenn es solche Schlangen gibt, dann ist in Hamburg Sommer, Punkt. Also starten wir hiermit unsere Suche nach den ungewöhnlichsten Eisläden Hamburgs:

Sie kennen einen Eisladen, der anders ist als die anderen, eben etwas Besonderes? Sei es, dass es dort die abgefahrensten Eissorten gibt, sei es, dass man dort Eis im Schlafrock über Kohlen grillt, sei es, dass man eine Fast Lane für Radfahrer vorhält: Verraten Sie uns per Mail an elbvertiefung@zeit.de Ihren ganz persönlichen Geheimtipp mit guter Begründung und exakter Adresse. Wir testen dann undercover und vor Ort und veröffentlichen in diesem Letter unsere Bestenliste. Und: Unter allen Einsendern und Tippgebern verlosen wir 20 Eisgutscheine für die ganze Familie.

Vielleicht gehören Sie dennoch weiterhin zu den Skeptikern und sind der Ansicht, dass in Scharen Eis essende Hamburger nicht unbedingt ein Indiz für den Sommer sind. Damit könnten Sie übrigens sogar recht haben: Die Einwohner dieser Stadt sind dafür bekannt, dass sie das ganze Jahr hindurch nicht nur beim kleinsten Sonnenblinzler mit Stühlen und Bänken nach draußen rennen, sondern auch Eis schleckend herumspazieren, sobald die Zunge nicht mehr an der Kugel festfrieren kann (also neuerdings das ganze Jahr). Eine Bitte: Ignorieren Sie dieses Wissen. Und mailen Sie uns zuhauf!

 


Merkels Zauberei

Dass Schwarz und Rot sich einmal grün sind, ist selten – in Nach-G20-Zeiten ist allerdings vieles möglich. Auch wenn die Bundeskanzlerin selbst dafür sorgen muss. Angela Merkel, CDU, hatte sich im ARD-Sommerinterview am Sonntag klar hinter Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz, SPD, gestellt. Und gesagt, dass sie – ebenso wie Scholz – eine gewisse Mitverantwortung letztlich auch für Ausschreitungen trage, die Rücktrittsforderungen der Hamburger CDU gegenüber Scholz aber für falsch halte. Mehr noch: Das gesamte Präsidium und der CDU-Bundesvorstand unterstützten Scholz, eben bis auf die Hamburger Unionsgesellen. Eine klare Klatsche für die Hamburger CDU-Fraktion – die sich gestern bereits zurückhaltender in ihrem Aufbegehren gegen Scholz zeigte. Fraktionschef André Trepoll sagte zwar trotzig, dass er den Rücktritt von Scholz weiterhin für richtig halte, aber führte auch an, er werde jetzt nicht täglich seine Rücktrittsforderungen wiederholen. Uns liegen keine Informationen vor, ob Trepoll nun einen zweitägigen oder gar wöchentlichen Rhythmus anstrebt. Und er muckte doch noch auf, gegen die Ansicht Merkels, dass der Gipfel weitgehend reibungslos ablaufen konnte. Die CDU will nun konsequent mit einem »Aktionsplan gegen den Linksextremismus« in der Stadt vorgehen und einen entsprechenden Antrag in der Bürgerschaft vorbringen. Dafür – Überraschung – sei die CDU-Fraktion auch für einen Pakt mit der SPD bereit. Bahnt sich da in Hamburg eine kleine große Koalition an? Zuspruch hat der Bürgermeister nötig. Hatte er doch in den vergangenen Tagen mit Aussagen wie »Polizeigewalt hat es nicht gegeben« immer wieder für ungläubiges Kopfschütteln gesorgt, schließlich wurden bereits 35 Ermittlungsverfahren gegen Polizeibeamte eingeleitet.
 
   
   
 
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Schnelsen: Stop-and-go bis Dezember 2018?

Ende Juli wird es auf Hamburgs Straßen noch enger. Nachdem die Vollsperrung der Autobahnauffahrt Schnelsen in Richtung Hannover noch einmal nach hinten verschoben wurde, soll es in der kommenden Woche dann losgehen – bis Dezember 2018. Zu lange, findet die Bezirksversammlung Eimsbüttel, die jetzt eine Überprüfung fordert und sich bessere Umleitungsmaßnahmen von der Verkehrsbehörde wünscht. Auch Christian Hieff vom ADAC Hansa sagt beziehungsweise kondoliert: »Die Sperrung wird eine harte Bewährungsprobe für alle Verkehrsteilnehmer. Autofahrer müssen sich auf schwere Zeiten einrichten.« Der Verkehr werde sich auf die umliegenden Straßen verlagern, die schon jetzt überlastet sind. »Das ist eine Katastrophe für alle, die mit dem Auto unterwegs sein müssen«, sagt er. Vor allem in der Anfangszeit werde es viele Staus geben, zumal ab dem 24. Juli auch die Anschlussstelle Volkspark gesperrt ist. Dass die beiden Sperrungen bis zum 24. August parallel stattfinden, ist für Hieff eine ärgerliche Überschneidung; als noch folgenreicher für den Straßenverkehr schätzt er allerdings ein, dass auch auf der A1 und der A23 gebaut wird. »Das war so nicht abgesprochen«, sagt Hieff. Ursprünglich sollte es während des Ausbaus der A7 keine anderen großen Baustellen auf den Autobahnen geben, »das konnte nicht durchgehalten werden«. Nun müsse Sorge getragen werden, dass die Baumaßnahmen wenigstens schnell vorangetrieben würden. Unter anderem wolle man im Zweischichtbetrieb arbeiten. Warum nicht im Dreischichtbetrieb?
 
 


Deniz Naki bangt um seine Freiheit

Christoph Pieper, Pressesprecher des FC St. Pauli, weilt mit den Kiezkickern zurzeit in Maria Alm im Salzburger Land, wo die Braun-Weißen ihr zehntägiges Sommertrainingslager verbringen und an der Spieltaktik für die kommende Saison feilen – zwei Trainingseinheiten am Tag, insgesamt drei Testspiele. Wenn es um den Ex-Kiezkicker Deniz Naki geht, nimmt er sich aber sofort Zeit. Denn im Interview mit der »Welt am Sonntag« sagte Naki jetzt, dass er damit rechnen müsse, in der Türkei in Haft zu kommen. Im April war der Fußballer wegen angeblicher Propaganda für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK zu einer Bewährungsstrafe, ausgesetzt auf fünf Jahre, verurteilt worden. Das Urteil ist umstritten. Sollte Naki in der Bewährungszeit ein zweites Mal schuldig gesprochen werden, muss er ins Gefängnis – und das kann in der Türkei ganz schnell gehen. Während der heißen Phase der Gerichtsverhandlung hatte der FC St. Pauli immer wieder seine Solidarität mit Naki bekundet. Eine Flagge mit seinem Porträt wurde am Millerntor gehisst, das Team trug Soli-T-Shirts mit seinem Konterfei. »Wenn es für Deniz zu einem juristischen Nachspiel kommen sollte, werden wir uns sicher wieder bemerkbar machen«, sagt Pieper. Trotz des Schuldspruchs hat Naki seinen Vertrag mit dem kurdischen Verein Amed Sportif Faaliyetler verlängert, für Pieper ein Zeichen für dessen Charakterstärke. Naki selbst sagte zur »Welt am Sonntag«: »Würde ich die Türkei verlassen, wäre das ein Eingeständnis eines Fehlers. Aber ich habe nichts Falsches gemacht.«
 
   
   
 
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U-Bahn? Nein, danke!
 
Die meisten Hamburger würden sich vermutlich über eine U-Bahn-Haltestelle vor ihrer Haustür freuen. Einige Barmbeker sehen das allerdings anders. Die »Bürgerinitiative für einen lebenswerten Hartzloh« kämpft seit vergangenem Oktober gegen die Pläne der Hochbahn, die neue U-Bahn-Linie 5 in einem Bogen durch Barmbek-Nord zu führen. Die Initiative hält es für eine zu große Belastung, im dicht besiedelten Barmbek über mehrere Jahre eine riesige offene Großbaustelle zu errichten, der auch die alten Bäume zum Opfer fallen würden und die die Bewohner stark belasten würde. »Ich kenne viele alte Menschen, die nicht wegziehen können«, sagt Sprecher Robert Lindenau. Er selber rechne mit einer acht Stockwerke tiefen Baugrube von Hauswand zu Hauswand direkt vor seiner Haustür – und das für rund fünf Jahre. Wer nun denkt, die Kopfzahl der Initiative sei eventuell recht übersichtlich: 40 bis 50 Personen kämen zu den 14-tägigen Treffen der Bürgerinitiative, Unterschriften habe man schon mehr als hundert gesammelt, sagt Robert Lindenau. Und die Bürgerinitiative ist sehr erfreut, dass derzeit eine neue Variante geprüft wird: Statt wie geplant mit zwei Haltestellen und Anschluss an die S-Bahn-Haltestelle Rübenkamp könnte die U5 laut Hochbahn auch weiter nördlich verlaufen und nur noch eine Haltestelle auf der Höhe der Nordheimstraße haben. Damit würde man sich nicht der Bürgerinitiative beugen, sagt Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum. Vielmehr hätten Berechnungen ergeben, dass am Rübenkamp doch weniger Fahrgäste als erwartet in die S-Bahn umsteigen würden. Und die nördliche Strecke wäre rund einen Kilometer kürzer. Das bedeutet eine schnelle Fahrzeit und weniger Kosten – aber eben keinen Anschluss an die S-Bahn. Den brauchen die Barmbeker offenbar auch nicht.
 
 


Heute ist alles besser – auch die Zeugnisse

Morgen gibt es Zeugnisse. Und das ist für Hamburger Kinder offenbar ein guter Tag. Die Hotline für Zeugnissorgen gibt es zwar schon seit vielen Jahren, gebraucht wird sie aber kaum noch. Nur noch etwa 15 bis 25 Anrufe gehen in den vier Tagen rund um die Zeugnisvergabe ein, sagt Koordinator Clemens von Lassaulx, und das bei rund 190.000 Schülern in Hamburg. Zwar kommen die Anrufe von Eltern aus allen Gegenden, von Blankenese bis Billstedt, und betreffen alle Schulformen, aber die meisten Fragen lassen sich schnell klären. Etwa: Mein Kind hat den Schulabschluss nicht geschafft, wie kann es jetzt weitergehen? Wo kann ich mich über eine Note beschweren? Reicht der Schnitt für einen Studienplatz? Früher war das Telefon auch für Kinder da, die Angst hatten, ihren Eltern das Zeugnis zu zeigen. Heute wissen die Eltern in der Regel, was das Kind bekommen wird, und haben sich damit auseinandergesetzt. Der Dialog zwischen Schule und Elternhaus sei besser, sagt Clemens von Lassaulx. Ärger in der letzten Minute sei viel seltener geworden. Falls der doch droht: Die Nummer des Sorgentelefons lautet 040/42899-2002.
 
 
Kaffeepause
 
 
Hamburger Traditionskonditorei

»Selbst Hunde bekommen bei uns selbst gebackene Kekse« steht in der Karte geschrieben, und ein bisschen steht das für den Dünkel, in welchen sich das Café Funk Eck kleidet. In der dritten Generation von der Familie Besch geführt, erhält man hier Kuchen, Torten und Kaffee sowie eine kleine Auswahl an herzhaften Speisen. Überaus elegant ist es innen, Lüster, Gold, feines Holz und blaue Sitzpolster korrespondieren mit einem erlesenen Ganzen. Draußen findet man sich vor hohen Hecken, hinter denen der Verkehr der Rothenbaumchaussee vorbeirauscht, auf einer großen Terrasse wieder. Die Sujets des Gesprächs am Nachbartisch sind der neue Hund eines Bekannten – ein Pudel – und die Frage, ob man denn nun, da Küche und Bad frisch renoviert seien, nicht die Miete in der wieder neu zu vergebenden Wohnung erhöhen könne. Das Erdbeertörtchen (3,30 Euro) ist äußerst fein, der Cappuccino (3,10 Euro) hinterlässt beim Trinkenden ein wenig den Eindruck, er sei lieber als Kännchen Kaffee an den Tisch gekommen. Ein kleines bisschen ist es so, als sei die Zeit seit 1950 stehen geblieben.
 

Harvestehude, Café Funk Eck, Rothenbaumchaussee 137, Mo–So 7.30–20.30 Uhr
 

Elisabeth Knoblauch

 
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Was geht
 
 
 
»Bilderbuchkino: Bruno soll sich in der Badewanne waschen. Aber die ist schon besetzt, ein riesiger Wal badet darin. Warum will ihm das nur keiner glauben? »Der Wal in der Wanne«, Lesung für Kids ab vier Jahren, begleitet von Bildern auf dem Smartboard.
Bücherhalle Mümmelmannsberg, Feiningerstraße 8, 15 Uhr, Eintritt frei
»Klönschnack mit Captain: Peter Fläschner sieht nicht nur aus wie ein Bilderbuch-Kapitän, er macht auch echte Seefahrer-Musik. »He is een Hamborger Jung so wie du und ik« – beim Grillabend der Köster-Stiftung gibt es neben Würstchen und Line-Dance deftige Döntjes.
Begegnungszentrum der Köster-Stiftung, Meisenstraße 25, 18 Uhr, ab 17 Euro, Anmeldung unter r.ehmler@sv-atw.de
»Kellerkonzert: Konnte Martin Oberleitner als Kind nicht einschlafen, legte sein Bruder ein Album nach dem anderen auf. Das hat Spuren hinterlassen: Heute singt sich Oberleitner durchs deutsche Rock- und Pop-Genre. Beim »Kellerkongress live« trifft er auf »Sixfold Rejects«, die mit hartem Rock ’n’ Roll jeden Einschlafversuch vereiteln.
Diskothek Shooters, Am Rathausplatz 1, Wedel, Einlass 19 Uhr
»Volks-Lesung: »Wir sind das Volk!« – ein mächtiger Satz, vor allem in einer Demokratie, in der das Volk herrscht. Wer aber gehört zu dieser Gruppe? Prof. Dr. Michael Wildt zeigt, dass der Begriff wandelbar ist: Ausgeschlossen von politischen Entscheidungen blieben in der Geschichte oft Frauen, Kinder, Sklaven, Fremde. »Volk und Volksgemeinschaft in der aktuellen Politik«, Buchvorstellung und Gespräch.
Hamburger Institut für Sozialforschung, Mittelweg 36, 19 Uhr, Eintritt frei
 
 
 
 
 
   
   
 
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Hamburger Schnack
 
 
In drei Monaten ist es so weit: Der kleine Johann (2) erwartet sein Brüderchen. Von seinen Eltern wird er pädagogisch auf die Ankunft vorbereitet. Er klärt seinen Großvater auf: »Das Brüderchen ist in Mamas Bauch. Es ist noch klein und muss noch wachsen.« Der Großvater möchte unbedingt das größte Familiengeheimnis lüften und fragt listig: »Weißt du auch schon, wie es heißen soll?« Die Antwort kommt spontan und im Brustton der Überzeugung: »Er heißt Null!«

Gehört von Frank Schneider
 
 
 
 
Meine Stadt
 
 
 
 
Klare Sache, ein parkendes Auto wäre hier das größte Problem. Gesehen am Mühlenberg in Blankenese.

Foto: Anne-Gaëlle Overbeck
 

Liebe Leser, Sie haben es mal wieder bewiesen: Sie sind am besten informiert! Ruckzuck nach der Veröffentlichung unseres kleinen Bilderrätsels in der Elbvertiefung vom 12. Juli klärten uns gleich fünf von Ihnen auf: Die gesuchte Eisenskulptur heißt »Prelude auf Zeit«, stammt von Manfred Roth, steht seit 1996 in Lohbrügge am LOLA. Unter denen, die uns und Leser Paul Kulms weiterhalfen, ist auch die Dame, die höchstselbst für die Stadt Hamburg den gesamten Kunstbestand im Außenraum aufgearbeitet hat – wer könnte es also besser wissen?!
Auch wir sagen Danke schön und laden die fünf Ortskenner ins neue ZEIT-Café im Helmut-Schmidt-Haus direkt neben unserer Redaktion auf einen Kaffee ein.
 
Das war sie wieder, die Elbvertiefung. Wollen Sie uns Ihre Meinung sagen, wissen Sie etwas, über das wir berichten sollten? Schreiben Sie uns: elbvertiefung@zeit.de

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag. Morgen lesen wir uns wieder, wenn Sie mögen!
 
Ihr
Mark Spörrle
 
 
PS: Gefällt Ihnen unser Letter, leiten Sie ihn gern weiter. Haben Sie ihn weitergeleitet bekommen, melden Sie sich ganz einfach und unverbindlich an unter www.zeit.de/elbvertiefung. Dann schicken wir Ihnen die neue Elbvertiefung, solange Sie wollen, immer montags bis freitags ab 6 Uhr.
 
 
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