| Was ist deine Aussicht? Blaulicht! Schon wieder Blaulicht? Nein, liebe Hamburger, liebe Touristen, der kühle Schimmer, der Ihnen vom 1. September an von der Elbe entgegenleuchten wird, hat mit dem Blau der hansestädtischen Staatsgewalt rein gar nichts zu tun. Es ist das Lichtkunstprojekt »Blue Ports«, das alljährlich wiederholt wird und auch bald wieder den Hafen illuminiert. 20.000 Lichtelemente kommen zum Einsatz, diesmal auch in der HafenCity. »Wir wollen erzählen, wie die Stadt sich gewandelt hat«, erläuterte Konzeptkünstler Michael Batz bei der Vorstellung des Projekts. Folgerichtig wird – ah! – die höchste Leuchtstoffröhre an der obersten Spitze der Elbphilharmonie befestigt. Aber warum muss es immer Blau sein, wo wir doch gerade erst so viel davon ansehen mussten? Geht nicht auch mal eine andere Farbe? Gut, Rot und Grün sind nautisch besetzt, weiß, gelb und orange ist der Hafen ohnehin. Rosa? Undenkbar, findet der Künstler. »Es gibt keine Alternative zu Blau.« Das sei ja gerade der Clou: Blau sei die Farbe mit der höchsten Energie, weil kürzesten Welle, und vermittle doch mehr als jede andere ein Gefühl von Gelassenheit. Wer das am ersten Juliwochenende anders erlebt hat, möge noch mal neu assoziieren: Blauer Planet, die Farbe Marias, Fortschritt, »Tagesthemen«, Picasso, das Meer …. Blau verbrauche sich nie, im Gegensatz zu anderen Farben, die nur im Wechsel auszuhalten seien. »Es geht nicht um Wiederholung, sondern darum, dass man Wiederholung nicht nötig hat.« Stimmt eigentlich, oder?
Schillert sie noch, oder bröckelt sie nur? Der Streit um die Schilleroper geht in die nächste Runde. Am Dienstag stellte Bezirksamtschef Falko Droßmann neue Ideen für den maroden Zirkusbau auf St. Pauli vor: Zehn Stockwerke hoch wünschen sich Investoren die Neubauten auf dem Gelände, die Ruine soll weg. Anwohner und Denkmalschützer halten dagegen. Nun soll es ein drittes Gutachten dazu geben. Was hinter dem Streit steckt, erläutert Kristina Sassenscheidt, Vorsitzende des Denkmalvereins Hamburg. Elbvertiefung: Schön sieht die Schilleroper ja nicht gerade aus. Ist es nicht doch besser, das Gebäude einfach abzureißen? Kristina Sassenscheidt: Als letzter erhaltener Zirkusbau in Deutschland ist die Schilleroper historisch bedeutsam. Aber sie hat auch einen hohen emotionalen Wert für den Stadtteil: Die Schilleroper war lange Zeit ein Volkstheater, das auf die Bedürfnisse aus der Nachbarschaft ausgerichtet war. Mit dieser »Kultur fürs Volk« und der Vergnügungsgeschichte des Stadtteils identifizieren sich bis heute viele. Außerdem regt die ungewöhnliche Form des Gebäudes die Fantasie an: Man fragt sich, was das wohl mal war. Solche Orte braucht die Stadt. EV: Da gibt es andere Ansichten. Seit Jahrzehnten wird um die Schilleroper gestritten. Wieso dauert es so lange, eine Lösung zu finden? Sassenscheidt: Es ist ja genug Platz, auf dem Grundstück auch neu zu bauen. Da müsste man die historische Metallkonstruktion kreativ in eine Neubauplanung integrieren. Das ist eine Herausforderung für Architekten, aber sehr gut möglich. Es gibt auch viele Beispiele, wo historische Metallkonstruktionen offen erhalten wurden. EV: Die Investoren, die anstelle der Ruine einen Neubau planen, wollen doch, sagen sie, »Geist und Charakteristik« des Gebäudes wahren. Sassenscheidt: So eine Argumentation ist scheinheilig und hat mit Denkmalschutz nichts zu tun. Es geht um die historische Originalsubstanz, denn nur die kann die Geschichte authentisch erzählen. Wenn Gutachten belegen, dass die historische Konstruktion der Oper erhalten werden kann, gibt es keinen Grund, das nicht zu tun. EV: Die Befürworter des Abrisses führen ein Gutachten in ihrem Sinne ins Feld, die Abrissgegner halten mit einem eigenen dagegen. Was bringt nun ein drittes Gutachten, wenn das Ergebnis dann doch wieder angefochten wird? Sassenscheidt: Das erste Gutachten hat der Eigentümer in Auftrag gegeben, im zweiten Fall war es das Denkmalschutzamt – beide Seiten haben ein klares Interesse. Den neuen Auftrag vergibt das Amt für Bauordnung und Hochbau, also eine neutrale Stelle. EV: Wie oft in Hamburg hat sich auch um die Schilleroper eine Anwohnerinitiative gebildet, die für den Erhalt des Gebäudes kämpft. Ein Reflex aus purer Opposition zur Stadt? Sassenscheidt: Meine Erfahrung über viele Jahre im Denkmalschutz ist, dass die Bürger ein sehr gutes Gespür dafür haben, was erhaltenswert ist und was nicht. Dabei sind sie manchmal auch der staatlichen Denkmalpflege einen Schritt voraus. Zum Beispiel im Fall der Landarbeiterhäuser »Langer Jammer« in Barmbek – die waren noch lange nicht auf der Denkmalliste, als sich schon Anwohner dafür eingesetzt haben.
Wir erklären die Bahn, Teil 3 – und haben gute Nachrichten »Es wird bei Bauarbeiten immer Beeinträchtigungen geben«, erfuhren wir gestern noch von Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis. Heute schon können wir das zur Freude aller relativieren: Denn am Bahnhof Altona soll nahezu fahrgastnervenneutral modernisiert werden. Die alten Bodenbeläge werden durch hellere ersetzt, an die Wände kommen schicke Wandpaneele, und statt der Plakatwände an den Bahnsteigen werden die Stützen für digitale Werbeanzeigen mit Glas verkleidet. Qualitätssteigerung zugunsten der Fahrgäste – und keiner müsse eigens deshalb in Altona in den Schienenersatzverkehr steigen, verspricht die Bahn. Denn gesperrt sind die Bahnsteige ja ohnehin, weil an den Gleisen gebaut wird. Die Verschönerung geschieht einfach im selben Aufwasch, jedenfalls an den Gleisen 1 und 4, die bis Ende August fertig sein sollen. Die Gleise 2 und 3 sollen hurtige Bauarbeiter vom 11. bis 17. September größtenteils erneuern. Damit ist die Bahn aber noch nicht am Ziel: Auch die Stationen Königstraße, Reeperbahn, Landungsbrücken, Stadthausbrücke, Jungfernstieg, Gleis 1 und 2 am Hauptbahnhof, der Harburger Bahnhof und die Stationen Harburg-Rathaus und Heimfeld sollen hübsch gemacht werden. Ob das alles auch ohne Schienenersatzverkehr klappt, lässt die Bahn dann doch offen. Vorerst heißt es aus der Pressestelle nur: »Sollte es zu Einschränkungen kommen, werden diese zeitnah bekannt gegeben.« |
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