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das Leben muss weitergehen – auch in Barmbek, nach dem tödlichen Messerangriff am Freitag. Zwar liegen vor der betroffenen Edeka-Filiale immer noch viele Blumen, Kerzen, Fotos und Zettel, die dort als Zeichen der Trauer und als Erinnerung an die Tat hinterlassen worden sind, aber der Laden öffnete gestern wie gewohnt um 7 Uhr. Ein paar Änderungen gab es jedoch: Vor der Tür waren zwei Sicherheitsleute postiert, und die Küchenmesser im Haushaltswarenregal fehlten.
In einem Schreiben, das an der Eingangstür klebte, bat das Unternehmen außerdem, von Fragen an Mitarbeiter in Zusammenhang mit der Tat abzusehen: »Wir sind immer noch tief betroffen und müssen doch unseren Markt nun wieder öffnen und weiterführen. Bitte seien Sie versichert, dass uns dies nicht leichtfällt.« Das hat sicher niemand in Barmbek oder Hamburg angenommen.
Täter will als Terrorist behandelt werden, Bundesanwaltschaft übernimmt
War der Messerangriff die spontane Tat eines psychisch labilen Mannes, oder gibt es einen islamistischen Hintergrund? Letzteres, vermutet die Bundesanwaltschaft (ihres Zeichens zuständig für Straftaten gegen die innere und äußere Sicherheit) und teilte gestern Nachmittag mit, die Ermittlungen zu übernehmen, auch wegen der »besonderen Bedeutung des Falles«. Anhaltspunkte für eine Mitgliedschaft in der Terrororganisation »Islamischer Staat« oder einer anderen Gruppierung gebe es zwar nicht, auch Hinweise auf andere Tatbeteiligte oder Hintermänner lägen nicht vor, der Mann habe sich wohl »selbst radikalisiert«. Ist es so zu erklären, dass der Beschuldigte bei seiner Festnahme gesagt haben soll, er wolle als Terrorist behandelt werden? »Wenn er selber so genannt werden will, dann scheint das ein Versuch zu sein, mehr Bedeutung zu erlangen, als er hat. Er will seine Tat mit einer Botschaft aufladen, obwohl er einen Mord begangen hat«, sagt Nils Zurawski, Kriminologe und Soziologe an der Uni Hamburg. Ausgehend vom derzeitigen Ermittlungsstand, ist die Bundesanwaltschaft der Ansicht, der 26-jährige Palästinenser habe sich »mit radikal-islamistischen Themen beschäftigt«. Erst am Tag der Tat habe er entschieden, »ein Attentat zu begehen – verbunden mit der Hoffnung, als Märtyrer zu sterben«. Eine Schlussfolgerung, die auch Stephan G. Humer vom Netzwerk Terrorismusforschung zieht: »Wenn er als Märtyrer sterben wollte, aber bei diesem Versuch keinen Erfolg hatte, passt seine Forderung, als Terrorist bezeichnet zu werden, ins Bild.« Denn: Die Tat als solche sei Wahnsinn, so Humer, »aber in ihrer Struktur erkennt man das Rationale im Irrationalen«. |
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