| Helgoland: »Nicht nur Bratwurst und Bier«
Helgoland gehört zum Kreis Pinneberg, und von den Hamburger Landungsbrücken aus sind es gerade mal 173 Kilometer Luftlinie bis auf die Insel. Trotzdem gilt sie nicht gerade als das beliebteste Reiseziel. Lars Johannson will das ändern; er ist seit vier Wochen Helgolands neuer Tourismusdirektor. Elbvertiefung: Herr Johannson, Helgoland hat ja nicht das beste Image bisher, Stichwort Fusel-Felsen ... Lars Johannson: Das trägt sich immer noch durch die Köpfe, wir müssen weiter am Image arbeiten. Sicher, man kann schon noch geschickt einkaufen im Duty-free-Verkauf, aber das ist nicht mehr das Wichtigste. Wir haben viele hochwertige Veranstaltungen: Klassikkonzerte und Kleinkunst, nicht nur Bratwurst und Bier. Das gehört zwar auch dazu, aber wir wollen die Kultur und Geschichte der Insel weiter voranbringen. EV: Wie wollen Sie Helgoland für Touristen attraktiver machen? Johannson: Viele Projekte laufen bereits, dazu zählt die Erweiterung des Museums und der Bunkeranlagen. Die Insel war eine Militärhochburg, sie wurde im Zweiten Weltkrieg so zerstört, dass hier keiner mehr wohnen konnte. Im Zivilschutzbunker kann man die Geschichte der Kriege nachvollziehen. Außerdem soll das Schwimmbad in eine Erlebniswelt umgewandelt werden, und das Bungalowdorf wird erweitert: Früher musste man noch außerhalb duschen, das waren eher Zelte mit Wänden, mittlerweile gibt es vorne am Südstrand 30 gut ausgestattete Häuser mit Küche und Bad, insgesamt sollen es 57 Stück werden. Eine weitere Idee wäre Glamping – eine Mischung aus Hotel und Zelt für luxuriöses Campen. Außerdem wollen wir die Insel als Winterdestination interessant machen. EV: Was ist dort anders als im Winterurlaub auf Sylt? Johannson: Helgoland ist unheimlich ruhig, es bietet die perfekte Möglichkeit zum Abschalten. Künstler und Literaten haben sich seit Jahrhunderten hierher zurückgezogen um sich selbst zu finden. Hier kann man aus der Hektik des Alltags ausbrechen und die Seele baumeln lassen. An der Küste entlangzulaufen ist etwas Besonderes: Die Wasserbarriere gibt einem das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein. EV: Gemeine Großstädter sagen, das einzig Schöne an Helgoland sei die Düne ... Johannson: Um die kümmert sich unser uniformierter Dünenranger, der dafür sorgt, dass das Zusammenspiel von Mensch und Natur funktioniert. Die Robben hier haben keine Angst, weil sie von Anfang an mit Menschen zusammenleben, so eng wie sonst nirgends. Aber es sind auch Raubtiere, denen man nicht zu nahe kommen sollte. Auch beim Schwimmen sollte man vorsichtig sein: Robben sind wie kleine Hunde, die sich daran erfreuen, an Menschen hochzuspringen, aber sie haben spitze, scharfe Zähne. Das ist keine große Gefahr, aber man muss doch ein bisschen gucken, dass das Miteinander nachhaltig erhalten wird.
Rund um die Ostsee
Im Rathaus tagen seit gestern Vertreter der elf Staaten, die an die Ostsee grenzen. Bei der – langes Wort – Ostseeparlamentarierkonferenz (kürzer: BSPC für Baltic Sea Parliamentary Conference) treffen sich Politiker der beteiligten Länder. Für Deutschland sind also nicht nur Abgeordnete des Bundestages dabei, sondern auch solche aus Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Die Konferenz gibt es bereits seit 26 Jahren, zum ersten Mal findet sie in Hamburg statt. Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit ist in diesem Jahr auch BSPC-Präsidentin. Die Themen hatte der Ständige Ausschuss, das höchste Gremium der BSPC, festgelegt, an dem sie auch beteiligt war, und so sprachen die rund 200 Tagungsgäste aus Politik und Wissenschaft am ersten Tag über Naheliegendes wie »Zusammenarbeit im Ostseeraum« aber auch über »demokratische Teilhabe im digitalen Zeitalter«, was sicher besonders für den Ostseeanrainer Russland ein interessanter Punkt ist. »Die Debatte war gut, es haben sich auch Osteuropäer und Russen beteiligt«, sagt Jobst Fiedler, emeritierter Professor der Hamburger Hertie School of Governance, der auf dem Podium saß. Er selbst sprach darüber, wie man in einem populistischen Zeitalter wieder Vertrauen in die Demokratie wecken könne – zum Beispiel indem man die Bürger durch Arbeitsgruppen (»mini-publica«) einbezieht. Heute wird die Abschlusserklärung veröffentlicht. | |
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