| »Wir wollen ausprobieren, wie der Stadtraum als Bühne für Tourismus funktioniert«
Zaster für die freie Kulturszene in Hamburg: Fünf Projekte haben Geld aus dem Elbkulturfonds abgestaubt, der große, mutige und nicht kommerzielle Kulturvorhaben ermöglichen soll. 500.000 Euro stehen dafür jährlich bereit, davon gehen nun 100.000 Euro an das Projekt »Treffen Total 2018 – Tourist in der eigenen Stadt« aus dem K3 Zentrum für Choreografie / Tanzplan Hamburg. Was geschieht mit der Kohle? Das erklärt uns Performancekünstlerin Annika Scharm. Elbvertiefung: 100.000 Euro – was haben Sie mit dem ganzen Geld vor? Annika Scharm: Wir planen ein kollaboratives Projekt mit 18 Künstlern aus Hamburg – Tänzer, Musiker, Choreografen, Performer, Schauspieler –, die gemeinsam mit zehn internationalen Gastkünstlern vier Wochen lang die Stadt erforschen. Es werden viele Aktionen, Interventionen und Performances innerhalb der vier Wochen stattfinden. Es geht eher um den Prozess, gemeinsam künstlerische Strategien zu entwickeln. Wir wollen ausprobieren, wie wir uns als Fremde, Touristen oder Einheimische durch Hamburg bewegen und wie der Stadtraum als Bühne für Tourismus funktioniert. Was gilt zum Beispiel als Sehenswürdigkeit, wie werden unsere Bewegungen kontrolliert und gelenkt? Und was passiert, wenn man etwa von den vorgegebenen Routen abweicht? EV: Wenn der Prozess des Experimentierens das Ziel ist – auf welchen Wegen wollen Sie der Antwort auf diese Fragen näherkommen? Scharm: Ausgangspunkt für unsere Experimente ist eine Hamburg-Karte. Anhand dieser Karte kann jeder Vorschläge machen, in Gruppen bestimmte Gebiete zu erforschen. Zum Beispiel kann ich ausprobieren, wie es ist, durch die Straßen zu rennen, statt zu gehen. Wir üben solche Strategien, sprechen über die Erfahrungen, die wir dabei machen, und entwickeln so einen neuen Blick. Welche Versuche entstehen, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Das hängt davon ab, welche Ideen die einzelnen Künstler mitbringen, was sich in der Gruppe entwickelt. EV: Sie sagen, Außenstehende können mitmachen? Scharm: Für Zuschauer und Teilnehmer wird es sogenannte Travelling-Hours geben, bei denen sie an diesen Experimenten teilnehmen können. Die Travelling-Hours finden mehrmals wöchentlich statt und können von Mal zu Mal unterschiedlich ablaufen. Außerdem bieten die Künstler zum Beispiel öffentliches Tanztraining an oder ein Stimmtraining. Daraus können dann auch neue Ideen entstehen, etwa der Versuch, Tanzbewegungen, die sonst nur im Studio geprobt werden, im Stadtraum auszuprobieren. Dann werden wir sehen, wie etwa Passanten darauf reagieren. EV: Was hat das alles mit Tourismus zu tun? Scharm: Auch Touristen haben verschiedene Strategien, sich in der Stadt zu bewegen: Es gibt Massentourismus, der sich an die vorgeschriebenen Pfade hält, das Spektakel aufsucht und sich eher in großen Gruppen bewegt. Dann gibt es Individualtouristen, die eher das Unbekannte und Authentische suchen. Von diesen Phänomenen leiten wir künstlerische Strategien ab. Außerdem interessiert uns der öffentliche Raum als Bühne für den Tourismus. Das lässt sich in Hamburg gut beobachten. Im Vordergrund steht für uns der individuelle Umgang mit der Stadt. Dabei stellen sich einige sicher auch die Frage: Wie bin ich eigentlich selber, als Einheimischer oder als Tourist?
Henssler macht den Raab
Steffen Henssler spricht von seiner Besteigung des Mount Everest. Nein, damit meint der Star-Koch keinen Berg, sondern einen anderen Gipfel, den der Fernsehunterhaltung. »Grill den Henssler« war einmal, jetzt heißt es: »Schlag den Henssler«. Kommt Ihnen bekannt vor? Stimmt! Denn der Henssler wird zum Raab gemacht. Der Hamburger Fernsehkoch nimmt die Primetime am Sonnabend ins Visier. Dann wird kein Eischaum mehr geschlagen, sondern die Herausforderer. Das Raab-Konzept, die Kombination aus Wissensfragen und Sport, ist geblieben, das Preisgeld hat sich auf 250.000 Euro halbiert, wie es um den Kochanteil steht, werden wir sehen. Und der Sieger steht bereits fest – zumindest für Henssler selbst: »Die erste Sendung muss von mir gewonnen werden. Mein Plan ist sowieso, dass ich die ersten drei Shows gewinne.« Endlich mal jemand anderes als Til Schweiger, der sagt, was er denkt. Und Henssler sagt auch gleich schon mal, was für Kandidaten er gar nicht haben kann: »Typen, die so eine ätzende Art haben, sich zu freuen, zum Beispiel – da springe ich schnell an.« So könne es auch mal emotional werden, schließlich sei er jemand, »der mit nichts hinterm Berg hält«. Was das wohl bedeuten soll? Wutausbrüche? Prügeleien im Live-Fernsehen? Wir üben jetzt erst mal gewinnen, ohne zu lachen. Und die anderen Hamburger Spitzenköche? Sind eventuell bald auch die Küchen von Christian Rach, Tim Mälzer und Cornelia Poletto immer öfter verwaist, weil die drei zusammen Robert Lembkes heiteres Beruferaten wieder auflegen, fest entschlossen, die ersten neun Folgen von »Was bin ich?« zu gewinnen? Wir können Ihnen leider nicht sagen, ob da etwas am Köcheln ist; bis Redaktionsschluss waren keine TV-Konkurrenzpläne ausfindig zu machen.
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