| »Das ist die höchste Form von Freiheit«
Trübes Wasser, dicke Pötte, Schlick auf der Haut – klingt nicht gerade verlockend, oder? Unsere Kollegin Hella Kemper schwimmt trotzdem seit 17 Jahren in der Elbe, über ihre Leidenschaft hat sie jetzt ein Buch geschrieben. Und uns hat sie erzählt, wieso sie zur Elbschwimmerin geworden ist. Elbvertiefung: Die Elbe ist ja nun nicht gerade die Adria, trotzdem schwärmst du auf 118 Seiten vom Schwimmen im Fluss. Kann man das wirklich empfehlen? Hella Kemper: Für mich ist es das Schönste, in der Elbe zu schwimmen. Und Adria? Gerade erst sind über 300 Tonnen Öl und Diesel vor der griechischen Küste ins Meer geströmt ... In einem offenen Gewässer zu schwimmen ist etwas Wunderbares. Ich bin nicht eingesperrt in ein Hallenbad mit schlechter Luft und Chlorgeruch, sondern bin in der Natur. Ich kann frei entscheiden, wann ich schwimmen gehe und wann nicht, ich muss nur den Fluss beobachten, die Gezeiten kennen, das Wetter. Ich gehe aus der Haustür, über den Strand und direkt in die Elbe. Das ist die höchste Form von Freiheit. EV: Ist das Hamburger Klima kein Hindernis? Kemper: Je länger die Badesaison dauert, desto besser. Im Moment hat die Elbe nur noch 16 Grad, als ich vor drei Tagen das letzte Mal schwimmen war, waren es gefühlt noch 19 Grad. Es gibt Hardcore-Schwimmer, die auch im Winter schwimmen, ich bin eher ein Weichei. Aber ich versuche jeden Herbst, das Ende meiner Saison weiter hinauszuzögern. EV: Ein anderer Elbschwimmer hat uns mal die verschiedenen Geschmacksrichtungen der Elbe beschrieben: trüb-felsig, fischig und hin und wieder benzinig. Das klingt nicht so lecker ... Kemper: Diesem Elbschwimmer möchte ich aufs Energischste widersprechen. Er hat auch gesagt, er bekäme Durchfall, wenn er Elbwasser schlucke. Ich hatte nach dem Schwimmen noch nie gesundheitliche Probleme, weder mit der Haut noch mit dem Magen-Darm-Trakt. Im Gegenteil: Ich glaube, es hält mich gesund und härtet ab. Die Elbe sieht zwar trüb aus, weil sie viele Schwebstoffe hat, also Sediment und Sand, die durch die Motoren der Schiffe aufgewirbelt werden, und Schlick, aber das ist kein Schmutz. Für mein Buch habe ich mir die Wasserwerte von vier beliebten Badestellen an der Elbe in den letzten zehn Jahre angesehen – die veröffentlichten Daten der bakteriologischen Untersuchungen überschritten nicht oft die Grenzwerte der Kategorie »ausgezeichnet«. EV: An manchen Stellen liegt die Schiffsfahrrinne sehr nah am Ufer Kemper: Man kann nicht oft genug warnen: Die Elbe ist kein Schwimmbad, sie ist eine Schiffsautobahn. Die größten Wellen kommen von Schleppern, Lotsen und vom Helgolandkatamaran. Bei Hafenanlagen, Containerterminals, Kaimauern und auch in der Fahrrinne ist das Schwimmen sowieso verboten. Ich habe auch schon mal einen kleinen Jungen aus der Elbe gerettet, den die Mutter kurz aus den Augen verloren hatte. EV: Das klingt, als sei die Elbe alles andere als harmlos. Begibst du dich nicht unnötig in Gefahr? Kemper: Ich schwimme immer parallel zum Ufer und beobachte den Fluss und seine Strömungen. Das Wichtigste ist der Gezeitenkalender, man muss über die Tide Bescheid wissen. Wenn die Ebbe einsetzt, dann läuft das Wasser anfangs besonders schnell ab. Am angenehmsten ist es, wenn die Flut fast vollständig aufgelaufen ist oder bei Stauwasser. In Blankenese und am Falkensteiner Ufer gibt es Sandstrände, an denen Stacks liegen, die wunderbare Buchten bilden, wo man geschützt und weit entfernt von der Fahrrinne schwimmen kann. EV: Dein Buch heißt »Leben am Fluss«. Lebt es sich in Hamburg gut am Fluss? Kemper: Eine Stadt ist umso attraktiver, je leichter sie uns den Zugang zum Wasser macht. In Oslo oder in Basel am Rhein kann man sehen, wie das Schwimmen, das Leben am Fluss oder am Meer bei der Stadtplanung mitgedacht wird. In Oslo gibt es in dem neu erschlossenen Hafenviertel Tjuvholmen gleich mehrere Badeplätze: kleine Strände, Buchten, Stege, Brücken, Halbinseln, sogar ein Einmeterbrett und Startblöcke. Da kann man in der Mittagspause schwimmen gehen. Für Hamburg würde ich mir auch wünschen, dass der Zugang zur Elbe unmittelbarer wird, ohne dass dabei der Hochwasserschutz vernachlässigt wird. Hella Kemper: Leben am Fluss. Bekenntnisse einer Elbschwimmerin. kjm Buchverlag, Hamburg 2017, 118 S., 15 Euro Ein Hinweis aus Transparenzgründen: Hella Kemper ist Redakteurin beim Magazin ZEIT Wissen.
Helmut-Schmidt Münze
Nach unserem verstorbenen Herausgeber Helmut Schmidt sind nicht nur unter anderem der Hamburger Flughafen, eine Universität und natürlich unser Pressehaus benannt, sein Gesicht schmückt auch so manche Münze. Etwa eine goldene aus der Kollektion »Die Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland« sowie eine Silberprägung, die nach dem Tod des Altkanzlers zum Gedenken produziert wurde. Voraussichtlich ab Juni nächsten Jahres wird sein Konterfei nun auch eine Zweieuromünze zieren: im Jahr 2018 wäre Schmidt 100 Jahre alt geworden. Heute nehmen Schmidts Tochter Susanne Schmidt und Finanzsenator Peter Tschentscher die Erstprägung vor. 6,3 Millionen von insgesamt 30 Millionen Helmut-Schmidt-Münzen sollen in Hamburg hergestellt werden, in Deutschlands ältester noch bestehender Prägestätte, der Hamburgischen Münze, die bis 1982 ihren Sitz am Münzplatz im Hamburger Münzviertel hatte. Auf der Münze zu sehen ist Schmidt im Porträt, seitens des Bayerischen Münzkontors heißt es dazu: »Dem Entwurf der Bildseite gelingt es, die Aura dieses standfesten Krisenlenkers in meisterhafter Manier einzufangen«. Abgebildet ist auch Schmidts Hand – die allerdings auffällig leer wirkt. Irgendwas fehlt. Haben Sie eine Idee? | |
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