Freitext: Adriana Altaras: Papa ist der beste

 
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29.09.2017
 
 
 
 
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Papa ist der beste
 
 
Mit Müttern wird oft gehadert. Zwischen Väter und Töchter dagegen passt meistens kein Stück Papier. Aber manchmal kann diese enge Bindung auch ein Fluch sein.
VON ADRIANA ALTARAS

 
© Caroline Hernandez / unsplash.com (https://unsplash.com/@carolinehdz)
 

2018 wäre mein Vater 100 Jahre alt geworden. Es ist erstaunlich, dass er dieses Jubiläum nicht geschafft hat, er hat immer sehr gerne und ausgiebig gefeiert. Seine runden Geburtstage glichen Staatsakten und dauerten mehrere Tage, er hörte nicht auf, bis auch wirklich alle erschöpft in den Ecken lagen, während er schon begann, die nächste Feierlichkeit zu planen.
 
Ich bin eine „Vatertochter“. Meine arme Mutter machte alles falsch, während es fast nichts gab, was mich an meinem Vater störte, seinen Schnurrbart fand ich schick, seine Hornbrille cool. Zur Belohnung sehe ich ihm ähnlich, nicht meiner Mutter, was bedauerlich ist, immerhin habe ich keinen Schnurrbart.
 
Er biss natürlich alle meine Freunde weg, denn niemand konnte ihm das Wasser reichen. Vor allem konnte keiner so gut Witze erzählen wie er und ganze Tischgesellschaften über Stunden in Bann halten. Er hatte ein sehr kleines, sehr abgegriffenes Notizbüchlein, in dem er neue Witze notierte. Witzeerzählen war mehr als nur witzig sein, es war eine Kunst, die es zu vervollkommnen galt, Charaktersache. Keine Witze erzählen zu können, war für ihn ein Charakterfehler. Sein Steckenpferd aber war die Oper. Laut und sehr sehr laut schrien sich die Tenöre in unserer Wohnung die Seele aus dem Leib. Wenn ich zu den Feiertagen zu Besuch kam und seiner Meinung nach zu lange schlief, wurde ich mit Callas „Vissi d’arte“ aus Tosca aus dem Schlaf gerissen. Erst wenn ich schwor, „la Divina“ zeitlebens zu verehren, wurde der Plattenspieler leiser gestellt.
 
Wahrscheinlich habe ich mich nie wirklich von ihm emanzipiert und seinem Einfluss aus dem Jenseits ausreichend entzogen, denn ich inszeniere Opern.
 
Verdi ist schon über 100 Jahre tot, aber ein Familienproblem hat er auch. Rigoletto liebt seine Tochter Gilda abgöttisch, er hält sie eingesperrt, um sie vor der verdorbenen Welt zu schützen. Das klappt natürlich nicht, sie verliebt sich in den Grafen, der sie entehrt und dann sitzen lässt. Woraufhin Rigoletto den Mord an dem Grafen in Auftrag gibt, es aber die eigene Tochter trifft – die beiläufige Ironie des Schicksals.

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