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wollen Sie demnächst eine Kreuzfahrt machen? Aus Umweltsicht keine gute Idee. Laut dem Naturschutzbund Nabu ist kein einziges Kreuzfahrtschiff in Europa empfehlenswert. Bei den Traumschiffen komme weiterhin Schweröl als Treibstoff zum Einsatz und Abgasreinigung finde kaum statt, sagte Bundesgeschäftsführer Leif Miller am Dienstag bei der Vorstellung des jährlichen »NABU-Kreuzfahrt-Rankings« in Hamburg. Verdeckte Messungen an Bord hätten eine hohe Belastung mit krebserregenden Rußpartikeln ergeben. Allmähliche Besserung sei erst ab 2018 in Sicht, wenn die ersten mit Flüssiggas (LNG) betriebenen neu gebauten Schiffe fahren.
Noch am besten schnitten im »NABU-Kreuzfahrt-Ranking 2017« die beiden deutschen Reedereien Tui Cruises (mit »Mein Schiff 3« bis »Mein Schiff 6«) und Hapag-Lloyd Cruises (»Europa 2«) ab. Hier seien wenigstens Stickoxid-Katalysatoren im Einsatz. Die Angaben der Anbieter Aida und Costa Cruises zu Abgassystemen aus dem Jahr 2016 hätten sich dagegen, so der Nabu, »als Luftnummer erwiesen«. Auch über ein Jahr nach der Indienststellung der »Aida Prima« sei dort kein Filter im Einsatz. Dem widersprach Aida Cruises gegenüber der Nachrichtenagentur dpa: Sechs Schiffe der Flotte – darunter die »Aida Perla« und »Aida Prima» – hätten Systeme zur Abgasnachbehandlung.
Dietmar Oeliger vom Nabu-Bundesverband hielt der Kreuzfahrtindustrie vor, ihr Branchenverband arbeite »bewusst mit falschen Zahlen«: Habe es im vergangenen Jahr noch geheißen, dass 23 Kreuzfahrtschiffe mit einem Rußpartikelfilter ausgerüstet seien, habe man diese Zahl »nun ersatzlos gestrichen. Fakt ist nämlich, dass kein einziger Rußpartikelfilter in Betrieb ist.« Der Verband konterte, sämtliche Kreuzfahrtschiffe erfüllten die gesetzlichen Grenzwerte oder gingen darüber hinaus, und die Nabu-Messmethoden entsprächen nicht wissenschaftlichen Standards.
Nicht vergessen sollte man bei alledem, dass Kreuzfahrtschiffe nur einen sehr kleinen Teil aller Schiffe ausmachen; selbst in Hamburg sind das laut dpa lediglich 1,8 Prozent der Schiffsanläufe. Was ist mit dem großen »Rest«? Umweltschutz sei »mit erheblichen Kosten verbunden«, so Alfred Hartmann, Präsident des Verbandes Deutscher Reeder, aktuell sei das eine große Herausforderung für die gebeutelte Branche. Aber es gebe Fortschritte, und in bestimmten Gebieten, beispielsweise in Nord- und Ostsee sowie den Häfen, sei ohnehin »nur ein geringer Ausstoß von Schadstoffen zulässig«.
In Hamburg, sagte Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik beim hiesigen Nabu, sei die Schifffahrt für fast 40 Prozent der Stickoxidemissionen verantwortlich. »In einzelnen Wohngebieten nördlich der Elbe gehen zum Teil über 80 Prozent der Belastung auf Schiffe zurück. Außerdem haben wir hier Feinstaubwerte gemessen, die 20-mal höher lagen als am Stuttgarter Neckartor während des Feinstaubalarms«, erklärte Siegert. »Die Verantwortlichen der Stadt hingegen feiern jedes weitere Kreuzfahrtschiff als Riesenerfolg. Weil die Reeder die Investition in Abgastechnik scheuen, filtern nun die Lungen der Anwohner die Abgase und zahlen das mit ihrer Gesundheit.«
Aber jetzt feiern wir erst mal die Cruise Days. Viel Spaß beim Filtern!
»Dieser Gründerspirit ist einzigartig« Das DLD Tel Aviv Innovation Festival gilt als Anlaufpunkt der weltweiten Start-up-Szene – und lockte in diesem Jahr etwa 20 Vertreter Hamburger Unternehmen, aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft sowie Repräsentanten der jüdischen Gemeinde und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) nach Israel. »Israel ist ein führender Hightech-Standort und bei erfolgreichen Existenzgründungen ganz weit an der Spitze«, sagte Hamburgs Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank, die auch dabei ist. Wir sprachen mit DIG-Vorstandsmitglied und Start-up-Expertin Andrea Frahm, Teilnehmerin der Delegation, die auch die Wirtschaftsinitiative www.moinshalom.com gründete. Elbvertiefung: Frau Frahm, wo befinden Sie sich gerade? Andrea Frahm: In Tel Aviv vor dem Tel-Aviv-Museum, in dem Frau Fegebank gleich an einem Panel teilnehmen wird beim Cities Summit. Es ist heiß, der Zeitplan ist eng. Es bleibt leider keine Zeit, zum Strand zu gehen. EV: Welche Eindrücke haben Sie bisher gesammelt? Frahm: Ich war bereits öfter zum DLD Festival hier und habe ein Jahr in Tel Aviv gelebt. Aber unsere Delegationsteilnehmer, die noch nicht in Israel waren, hatten einen tollen ersten Eindruck, als wir direkt vom Flughafen zum Empfang des Bürgermeisters von Tel Aviv fuhren, inklusive Meerblick und Sonnenuntergang. Während unserer Reise wird Frau Fegebank mit dem Bürgermeister und mit Vertretern der israelischen Regierung ebenso zusammentreffen wie mit Vertretern von Wissenschaft und Wirtschaft. Geplant sind auch Besuche in drei Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen, dem Interdiscliplinary Center Herzliya, dem Weizmann Institute of Science in Rechovot und der Hebrew University of Jerusalem. EV: Welchen Sinn erfüllt die Reise aus Hamburger Sicht vor allem? Frahm: Wir wollen ein Zeichen für Hamburg setzen und Präsenz zeigen. Wenn es in Israel um Städte in Deutschland geht, dreht es sich oft nur um Berlin. Ein Ziel ist es, Hamburgs wirtschaftliche Stärken zu vermarkten: die Logistik, die Hafenwirtschaft und den Mediensektor. Gerade im Commerce- und Logistikbereich sehe ich viele Anknüpfungspunkte zwischen Israel und Hamburg und viel Potenzial. Und Hamburg hat mit seinen Wirtschaftsclustern mehr Substanz als Berlin. Um es mit den Worten eines Teilnehmers zu sagen: »Babynahrung gibt es in Berlin, feste Nahrung in Hamburg.«
EV: Israel gilt als führend bei der Förderung von Start-up-Unternehmen. Kann Hamburg davon lernen? Frahm: Hamburg kann sich von der Förderung etwas abschauen; die Regierung unterstützt Neugründungen mit einem Start-up-Programm. Aber es geht vor allem um das Unternehmertum. Israel selbst ist ein Start-up – das Land ist quasi aus Sand entstanden, hier gibt es keine große Industrie. Deshalb ist für viele junge Menschen nach dem Militärdienst klar: Wir gründen eine eigene Firma. Und wenn sie scheitern, dann probieren sie es wieder. Dieser Gründerspirit ist einzigartig. Davon können sich die Deutschen generell inspirieren lassen. Aber auch umgekehrt können Israelis viel von den deutschen Tugenden lernen: Pünktlichkeit, Genauigkeit, strukturelles Arbeiten.
EV: Ihre Delegation reist am Donnerstag zurück. Was nehmen die Teilnehmer mit? Frahm: Den Wunsch nach weiterem Austausch. Was zum Beispiel die Hochschulkooperation betrifft, wäre es sehr schön, wenn ein regelmäßiges Austauschprogramm etabliert wird. Aber auch den Austausch, was die Start-up-Szene angeht. In Berlin funktioniert das ja schon sehr gut, nicht nur mit Technologie-Start-ups, sondern auch in der Gastronomie und im künstlerischen Bereich. Da gibt es ja mittlerweile an jeder Ecke ein israelisches Restaurant. In Hamburg besteht da noch sehr viel Bedarf. |
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