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muss es extra Geld kosten, dass Hamburg wirklich sauber wird? Nein finden CDU und FDP, der Grundeigentümerverband, der Mieterverein, der Immobilienverband Nord und der Bund der Steuerzahler. Sie alle machen mobil gegen die geplante zusätzliche Straßenreinigungsgebühr des rot-grünen Senats. Ab Januar sollen Grundstückseigentümer für die Reinigung ihrer Straße ja zusätzlich zahlen; im Gespräch sind 59 Cent je Grundstücksfrontmeter bei einer wöchentlichen Reinigung. Wer ein Einfamilienhaus besitzt, muss so mit etwa 70 Euro Mehrkosten pro Jahr rechnen, Mieter in einem Mehrfamilienhaus im Schnitt mit 10 Euro pro Jahr. Im Gegenzug verdoppelt die Stadtreinigung ihr Personal und verspricht, dem Müll, (nahezu) wo auch immer er sei, künftig zügig eine Abfuhr zu erteilen.
Die neue »Große Koalition« »Nein zur neuen Müllgebühr« ist sich einig, dass eine extra Gebühr für diese Selbstverständlichkeiten ungerecht und in Zeiten sprudelnder Steuereinnahmen durch nichts gerechtfertigt sei. Zumal die Leute, die nun zahlen müssten, gar nicht die Verursacher des Drecks seien.
Das stimmt, zumindest meistens; und glücklicherweise dürfen Mitarbeiter der Stadtreinigung in Zukunft auch ertappten Müllwegwerfern und Hundekotbeutelvergessern direkt ein Bußgeld aufbrummen. Aber wenn der zusätzliche Obolus nach all den Jahren des Unrats nun wirklich dazu beitragen sollte, dass Hamburg eine saubere Stadt wird, eine, wo man sich nicht mehr schämen muss, wenn der Besuch aus Süddeutschland am Sonntagmorgen einen Spaziergang im Park machen will, wo man sich nicht mehr ständig Kotreste von den Schuhen kratzen muss, eine Stadt, in der die Stadtreinigung nach Veranstaltungen und nach Silvester schneller mit dem Besen anrückt als man selber – sind dafür, dass das nun endlich klappt, 10 bis 70 Euro im Jahr wirklich zu viel?
Wieso versuchen wir es nicht einfach. Und messen dann Stadt und Stadtreinigung gnadenlos an ihren Versprechen?
Apropos: Sie hatten natürlich recht, liebe Heraldiker: Das Wappen gestern in »Meine Stadt« war das Altonaer. Als kleine Entschuldigung gibt es heute unten an dieser Stelle etwas zu gewinnen.
Hamburg – eine Weltstadt?
Oh, nö, nicht die schon wieder, mag mancher denken. Die Rede ist von der Weltstadt-Hamburg-Debatte. Ausgelöst hat sie diesmal Umweltsenator Jens Kerstan (der Mann, der die Idee mit der Extra-Müllgebühr hatte) im Interview mit dem »Hamburger Abendblatt«. »Wir müssen nicht immer die Größten und Wichtigsten sein. Es reicht doch, wenn unsere Stadt nach außen sympathisch auftritt und man hier gut leben kann. Hamburg ist eine Großstadt. Hamburg ist eine weltoffene Stadt. Aber Hamburg muss keine Weltstadt sein«, befand Kerstan da. Lebensqualität statt Großmannssucht – eigentlich ganz sympathisch. Aber so kurz vor der Wahl wurde auch das gleich ein Thema: Dem Trend des Zuzugs in Städte könne sich keine Stadt entziehen, zitierte das »Abendblatt« beispielsweise CDU-Fraktionschef André Trepoll: »Ein spießiger grüner Umweltsenator, der Hamburg kleinredet und die Augen vor dieser Entwicklung verschließt, hat im Hamburger Senat nichts zu suchen.« Bumm! Nur Linken-Fraktionschefin Cansu Özdemir merkte richtig an: »Was bringt es den Hamburgern, dass ihre Stadt eine Weltstadt ist, wenn sie ihre Miete nicht mehr bezahlen können?« Aber was ist nun eigentlich eine Weltstadt? Dafür gibt es jede Menge Definitionen. Vergleichsweise differenziert und neu ist aber die Hierarchie der Städte, die das Globalization and World Cities Research Network, eine englische Denkfabrik, entwickelt hat: sieben Kategorien, von Alpha++ (am bedeutsamsten) bis Gamma+ (am wenigsten bedeutsam). Hamburgs Kategorie heißt Beta+ und ist die fünftbedeutsamste – laut Definition wichtig, um die Region in die Weltwirtschaft einzubinden, aber nicht unbedingt bedeutsam für die Welt an sich. Dieselbe Klassifizierung haben übrigens auch so schöne und spannende Städte erhalten wie Lissabon, Kapstadt, Rom, Berlin (!) und – äh, na gut: Düsseldorf. |
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