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G20-Gipfelwissen kompakt
Der Countdown läuft: Das Gipfel-Treffen wird das Leben in der Hansestadt lahmlegen und uns Hamburger gleichzeitig ordentlich auf Trab halten. Wie die »Welt am Sonntag« berichtet, bereiten sich die Einsatzkräfte sogar auf Anschläge auf die Stromversorgung oder auf Rundfunkstationen vor. Drohnen könnten den Flugverkehr stören, Funkmasten könnten lahmgelegt werden. »Wenn die Sicherheitskräfte nicht hundertprozentig aufpassen, kann es zu Auseinandersetzungen wie beim G8-Gipfel in Heiligendamm kommen«, sagt der Berliner Politikwissenschaftler Klaus Schroeder in einem Interview mit der dpa. »Viele Linksextreme sagten damals: Seht mal, wir können auch offensiv was machen. Genau das haben sie diesmal auch vor.« Bevor sich nun vor lauter G20-Panik lange Blechschlangen auf den ohnehin chronisch verstopften Autobahnen rund um Hamburg bilden, liefern wir einen Überblick darüber, was Sie in der kommenden Woche wissen müssen, quasi: G20-Wissen für die Hosentasche. Die wichtigen Demos Die erste Protestkundgebung fand bereits gestern statt. Die »G20 Protestwelle«, organisiert von Gewerkschaften und Umweltorganisationen, richtete sich nicht gegen den Gipfel an sich, sondern gegen die Politik der G20. Zwischen 8000 (laut Polizei) und 18.000 (laut Veranstaltern) Menschen trotzten dem Wetter und demonstrierten friedlich zu Lande und auf der Alster. Etwa 10.000 mitunter gewaltbereite Demonstranten werden bei der Demo »Welcome to Hell« am Donnerstag erwartet. Linke Aktivisten der Hamburger Szene wollen ab 16 Uhr »blockieren, lahmlegen, verzögern«. Im Interview mit ZEIT:Hamburg-Chefin Charlotte Parnack und Autor Christoph Twickel verriet Mitorganisator Andreas Beuth das Ziel: »Das Beste wäre der vorzeitige Gipfelabbruch.« Wen das Demo-Motto provozieren soll und was die Aktivisten der Roten Flora vom Steineschmeißen halten, lesen Sie, falls noch nicht geschehen, in der ZEIT:Hamburg oder digital hier. Vorsicht ist auch am ersten Gipfeltag, Freitag, ab 20 Uhr auf St. Pauli geboten: Bei »G20 entern – Kapitalismus versenken« der Gruppe Roter Aufbau Hamburg wird es vermutlich laut und heftig weitergehen. Am vergangenen Donnerstag waren Wohnungen der Veranstalter durchsucht worden. Ab 11 Uhr heißt es dann am Samstag, 8.7., »Grenzenlose Solidarität statt G20« auf dem Deichtorplatz, wenn knapp 170 Gruppen und Organisationen, darunter die Partei Die Linke oder Attac, auf die Straßen gehen. Auf dem Millerntorplatz soll es abends eine Kundgebung geben. Die Sicherheitszonen Um die Mächtigsten der Welt und ihr Gefolge zu schützen, richtet die Stadt – ähnlich wie beim OSZE-Treffen – zwei Sicherheitszonen ein. Eine bei den Messehallen (hier tagen die Politiker), die andere bei der Elbphilharmonie (hier vergnügen sich die PartnerInnnen von Macron, Putin und Co mit Joachim Sauer, dem Ehemann der Bundeskanzlerin). Von Mittwoch bis Montag wird das Gebiet bei den Messehallen von Polizisten durch Metallzäune gesichert. Mit Ausweis dürfen Anwohner und ihre Besucher zu ihren Wohnungen, Gewerbetreibende in ihre Läden. Autos und Fahrräder darf man dort aber nicht parken. Kinder brauchen keinen Ausweis bei sich zu tragen, sie werden aber von der Polizei nach Hause begleitet. Von Freitag bis Samstag gilt das Gleiche für die Zone in der HafencCity. Wo genau die Grenzen verlaufen und wo sich »Kontroll- und Durchlassstellen« befinden, zeigen die interaktiven Karten der Hamburger Polizei. Der Verkehr Ja, das Auto kann man, zumal wenn man keinen Notvorrat an Bord hat, während der Gipfeltage getrost stehen lassen (vorausgesetzt, man hat einen Parkplatz außerhalb der Sicherheitszonen). Auf rund 38 Quadratkilometern, in den sogenannten Transferkorridoren, werden immer wieder Straßen gesperrt, sobald Staats- und Regierungschefs samt Delegationen vom Flughafen in die Innenstadt kutschiert werden. Das Radfahren kann man also auch gleich bleiben lassen. Mit dem HVV (»Habt viel Verkehr«) sollen aber alle Ziele in Hamburg mit zusätzlichen U- und S-Bahnen erreichbar sein. Von Donnerstag (12 Uhr) bis Samstag (20 Uhr) gilt ein geänderter Fahrplan. Zeitweise sind die Haltestellen Messehallen und Sternschanze gesperrt. Busse fahren nur bis zur Innenstadtgrenze, dafür werden auf den gewohnten Strecken im 10-Minuten-Takt Shuttlebusse eingesetzt. Das betrifft 29 Buslinien. Campen oder nicht campen? Das Protestcamp im Stadtpark wurde nach einer Entscheidung des Hamburger Verwaltungsgerichts nun für den Standort Elbpark Entenwerder in Rothenburgsort genehmigt. Allerdings prüft die Polizei nach eigenem Bekunden derzeit noch, ob das mit dem Sicherheitskonzept für den Gipfel vereinbar ist. Gestern sammelten sich dort immer mehr Gipfelgegner, die die Polizei nicht auf das gesamte Gelände ließ, ebenso wenig wie »Infrastruktur für Übernachtungen«. Ein zweites Camp, in dem nicht übernachtet werden darf, wird bereits seit Sonnabend in Lurup aufgebaut. Geplant war es ursprünglich im Volkspark in Altona, dort ist es allerdings nicht genehmigt worden. Wo man bei G20 sonst noch zelten darf oder wozu die große Demo-Verbotszone dienen soll, erfahren Sie von Frank Drieschner in ZEIT:Hamburg oder digital hier. Und für alle, deren Fragen wir noch immer nicht beantwortet haben, gibt es das Bürgertelefon der Hamburger Polizei. | |
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