| Guten Morgen, | | |
wir haben es hinter uns, das Megaeventwochenende. Fazit: Alles gut soweit – und das ist heutzutage schon erwähnenswert. Die Stones rockten den Stadtpark ganz ohne Filter, als seien sie dreißig Jahre jünger, Mick Jagger hüpfte, scherzte auf Deutsch mit dem Publikum – 82.000 im Park und ein paar Hundert auf den Wiesen und dem See. Und er fragte irgendwann auch, ob Pinneberger anwesend seien. Niemand meldete sich. »Ich habe mich nicht getraut«, schrieb eine Leserin. »Ich hatte spontan Angst – obwohl, das war lächerlich –, er würde mich auf die Bühne holen, mich! – vor 40 Jahren hätte ich ALLES dafür gegeben ...« Musik und Show stimmten auch ohne Pinneberger Beitrag, und zwar dermaßen, dass der eine oder andere Berichterstatter mutmaßte, die 70- bis 74-Jährigen müssten im Besitz eines verjüngenden Zaubertrankes sein. Etwas vom Zauber, der jedem Anfang innewohnt, hatte es auch, dass die Stadtreinigung danach rund um die Kultstätte und trotz des Sonntags im Nu alles wieder sauber machte – schön, wenn das dank der neuen Sauberstrategie künftig immer so ist. Kaum Filter gab es auch bei den Cruise Days, aber Hunderttausende stellten ersatzweise ihre Lungen zur Verfügung. Höhepunkt war die traditionelle Schiffsparade mit großem Feuerwerk am Sonnabendabend (Sonnabendfans, Sie wollen es so! ;-)). »Aida prima«, »Norwegian Jade«, »Europa 2«, »Europa« und »MSC Preziosa« fuhren elbabwärts, »Mein Schiff 3« konnte nicht folgen, denn ein Tau hatte sich in der Schiffsschraube verfangen. Die Show moderierte die »Stimme Hamburgs«, der Schauspieler Marek Erhard, es gab Musik und Feuerwerk. Letzteres begleite »als besonderes Highlight« mittlerweile fast jede Veranstaltung, merkte eine Leserin ganz richtig an, auf Dauer und auch für Tiere sei das schon eine Belastung. Ob das Feuergewerke wirklich sein müsse? Und: »Gibt es eine Hamburger Partei, die dazu Stellung bezieht?« Wir geben die Frage hiermit weiter, erklären, dass wir zum zweijährigen Bestehen dieses Letters KEIN Feuerwerk veranstalten werden. Und möchten noch anmerken: Den müden Feuerzauber am Ende der Stones-Veranstaltung – nach dem Konzert-Highlight zuvor hätte es den wohl auch nicht gebraucht.
Die Jungen sind im Wahlkampf egal In zwei Wochen ist alles entschieden, Deutschland wird den 19. Deutschen Bundestag gewählt haben. Eine gesellschaftliche Gruppe allerdings sieht der Hamburger Zukunftsforscher Horst Opaschowski im Wahlkampf vernachlässigt: die Jugend. Nur gut 15 Prozent der 61,5 Millionen Wahlberechtigten sind nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes jünger als 30 Jahre. Mehr als 20 Prozent der Wahlberechtigten sind dagegen 70 Jahre oder älter – ein klares Ungleichgewicht in der Altersstruktur. Genau damit erklärt Opaschowski die mangelnde Aufmerksamkeit der Politiker gegenüber den jungen Wählern: »Die Minderheit Jugend hat keine Lobby in der Politik, weil man mit ihr auch keine Wahlen gewinnen kann.« Dass sich die Jugend abgehängt fühlt, scheint Opaschowskis repräsentative Umfrage unter 14- bis 24-Jährigen zu bestätigen: Von denen sind 54 Prozent der Ansicht, dass sie immer mehr auf sich selbst gestellt seien und sich weniger auf andere oder den Staat verlassen könnten. »Auch im TV-Duell zwischen Merkel und Schulz wurden die Themen Jugend, Zukunft und Generationengerechtigkeit überhaupt nicht angesprochen«, sagte uns Opaschowski noch. »Die Bundeskanzlerin hat selbst mal gesagt, was sie unter Zukunft versteht, nämlich die nächsten drei Monate. Wir brauchen aber eine Perspektive, die die nächste Generation mit im Blick hat, also die nächsten 20 bis 30 Jahre.« Um die Jugend zu erreichen, müssten die Themen dabei gar nicht wesentlich anders gesetzt werden, nur die Perspektive müsse sich ändern: »Es kann nicht sein, dass die ältere Generation von heute die Zukunft der Jugend von morgen verfrühstückt.« |
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