Wie sexistisch ist die Wissenschaft? | Affirmative Action | 3½ Fragen an Thilo Klingebiel | Gelungene Wissenschaftskommunikation

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
haben Sie Erfahrungen, Analysen, Meinungen zu unserem CHANCEN-Thema der Woche: Sexismus in der Wissenschaft? Dann schreiben Sie uns: chancen-brief@zeit.de. Auch ein gutes Programm für diese Tage: Halten Sie sich an Thilo Klingebiel vom Weltverband Deutscher Auslandsschulen – der empfiehlt nämlich im Fragebogen, die musischen Fähigkeiten nicht verkümmern zu lassen. We're singin' in the rain…
   
 
 
   
 
   
   
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Wie sexistisch ist die Wissenschaft?
Eine Beobachtung der letzten Wochen: wo eine Sexismus-Anekdote auftaucht, folgen weitere. Im Blog des „Merkur“ wird derzeit lebhaft über sexistische Strukturen an Hochschulen und im Literaturbetrieb diskutiert; und im Blog des Leibniz Instituts Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt schrieb die Direktorin Nicole Deitelhoff über ihre Erfahrungen. Welche Ausmaße der Sexismus in der Wissenschaft hat – wen er trifft, von wem er ausgeht, welche Auswirkungen er hat, darüber gibt es kaum belastbare Zahlen. Das heißt aber nicht, dass er nicht existiert und für die Wissenschaft spezifische, teils subtile Formen angenommen hat. CHANCEN-Redakteurin Anna-Lena Scholz schreibt darüber in der neuen ZEIT.
  
 
 
Studie: Wer macht weiter nach der Promotion?
Die Gründe, zu promovieren, sind vielfältig: Manche erhoffen sich in der freien Wirtschaft ein besseres Gehalt. Andere treibt die schiere Erkenntnislust – und für wieder andere ist sie der notwendige Zwischenschritt für die anvisierte Professur. Aber welche Rolle spielen die Promotionsbedinungen bei einer Entscheidung für oder gegen eine Forscherkarriere? Dazu gibt es jetzt eine neue Studie, veröffentlicht in den aktuellen WSI-Mitteilungen der Böckler-Stiftung, die einen Schwerpunkt über „Karrierewege in der Wissenschaft“ hat. Laut der Studie „Gekommen, um zu bleiben?“ planen 30 Prozent der frisch Promovierten auf einer Stelle, in der Wissenschaft zu bleiben – von den Promovierten aus Drittmittelprojekten sind es nur 22 Prozent, bei den freien Doktoranden nur 14 Prozent. Der Tagesspiegel analysiert die Studie ausführlich. 
  
 
 
Wissenschaftliches Fehlverhalten
Britta Nestler, Materialwissenschaftlerin vom KIT, hat ihren Leibniz-Preis erst verspätet verliehen bekommen. Grund dafür waren anonyme Vorwürfe, die bei der DFG eingegangen waren, und die ihr wissenschaftliches Fehlverhalten vorwarfen. Nestler wurde vollständig entlastet; die ganze Geschichte kann man in der SZ nachlesen. Ein bitterer Nachgeschmack bleibt – für die Forscherin selbst, aber auch für die Wissenschaftspolitik: Wie umgehen mit Whistleblowern? Wer handhabt und überwacht den Umgang mit solchen Anwürfen? Die vom Wissenschaftsrat geforderte, institutionenübergreifende Plattform zum wissenschaftlichen Fehlverhalten hält die Allianz der Wissenschaftsorganisationen für nicht notwendig, wie wir letzte Woche in der ZEIT berichteten. Ob das angesichts dieses Vorfalls das letzte Wort war? 
  
 
 
USA: Diskriminierung von Weißen?
Als „Affirmative Action“ bezeichnet man die Bemühungen von Firmen oder Institutionen, gegen Diskriminierung (etwa nach Geschlecht oder Herkunft) vorzugehen. An den Zulassungsstellen der US-amerikanischen Hochschulen spielt das eine große Rolle. Bis jetzt? Das Justizministerium plant, unterstützt durch finanzielle Ressourcen der Regierung, Untersuchungen gegen die Affirmative Action-Programme einiger Hochschulen einzuleiten, weil sie weiße Studierende diskriminiere. Das berichtet die NYT, die ein internes Dokument einsehen konnte. „The project is another sign that the civil rights division is taking on a conservative tilt under President Trump and Attorney General Jeff Sessions. It follows other changes in Justice Department policy on voting rights, gay rights and police reforms“, heißt es in dem Artikel. Siehe auch: Inside Higher Ed; Slate; Washington Times.
  
 
 
Brain Food
Damit Ihre grauen Zellen in der Sommerpause nicht erschlaffen, empfehlen wir Ihnen diese hübsche Knobelei der Woche von den Kollegen bei der SZ: „Wer hat den Wissenschaftler umgebracht?“
  
   
   
   
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Neuer Preis, Nr. 1
Gut dotierte Wissenschaftspreise sind eine tolle Sache – vor allem, wenn der Name, den ein Preis trägt, ordentlich glänzt und glitzert. Maximales Renommee darf man sich demnach von folgendem neuen Preis versprechen: dem Max-Planck-Humboldt-Forschungspreis. Ab 2018 soll die mit 1,5 Millionen Euro dotierte Auszeichnung an eine Forscherin, einen Forscher aus dem Ausland gehen, die mit dem Geld für eine begrenzte Zeit an eine deutsche Hochschule kommen. Der ehemalige Max-Planck-Forschungspreis wird dadurch abgelöst; das BMBF gibt das Geld.

Neuer Preis, Nr. 2
Einen neuen Preis hat auch die Hertie School im Angebot: Den mit 50.000 Euro dotierten Dr.-Michael-Endres-Preis, mit dem akademische Persönlichkeiten geehrt werden sollen, „die sich innerhalb des Themenspektrums der Hertie School um Forschung und Lehre sowie die erfolgreiche Vermittlung zwischen Wissenschaft und Politikgestaltung verdient gemacht haben“, wie es heißt. Erster Preisträger ist Theodor Baums, Wirtschaftsrechtler an der Universität Frankfurt/Main. In der Jury sitzen: Frank-Jürgen Weise (Vorstandsvorsitzender der Hertie-Stiftung), Wolfgang Schön (Direktor am MPI für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen und stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender der Hertie School), Helmut Anheier (Präsident der Hertie School); den Vorsitz hält Bundespräsident a.D. Horst Köhler. Eine all-male-Jury also. Wir dachten, es wäre 2017?

Schneider leitet KWI
Claus Leggewie, langjähriger Leiter des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen, geht in den (Un-)Ruhestand (siehe auch CHANCEN Brief vom 20. Juli 2017). Es übernimmt kommissarisch: die Historikerin Ute Schneider von der Uni Duisburg-Essen.

Job: Akademische Angelegenheiten
Besonders freuen wir uns natürlich über Wissenschaftsjobs, von denen wir ahnen, dass die CHANCEN Brief-Lektüre für die künftigen Stelleninhaber unverzichtbar sein werden. So wie in diesem Fall: Die TU Berlin sucht eine Referentin (m/w), die sich um „Akademische Angelegenheiten“ kümmert. Etwa Berufungsverfahren, Gremienarbeit, Beratung in hochschulpolitischen Fragen, Studienordnungen. Alle Details weiteren stehen im ZEIT Stellenmarkt.
   
   
 
 
   
 
   
   
 
3½  Fragen an…
 
 
   
Thilo Klingebiel

Geschäftsführer des Weltverbandes Deutscher Auslandsschulen
Eine Erkenntnis, zu der Sie jüngst kamen?
Die Attraktivität des Arbeitsmarktes und Studienstandortes Deutschland ist kein Selbstläufer: Studiengebühren für Nicht-EU-Bürger in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen setzen hier falsche Signale. Vielmehr haben die Absolventen der 140 frei getragenen und im Rahmen der Auswärtigen Kultur und Bildungspolitik unterstützten Deutschen Auslandsschulen ein besonders großes Potenzial, das es zu fördern gilt. Sie sprechen Deutsch, sind mit der deutschen Kultur vertraut und hoch qualifiziert. Deutschland als Einwanderungsland profitiert, weil die ausländischen Absolventen Deutscher Auslandsschulen über anschlussfähige Abschlüsse für den Hochschulzugang in Deutschland verfügen.

Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
– Bildungsbiographien mit Deutschlandbezug sollten gefördert werden, indem die Visavergabe und Anerkennung von Abschlüssen vereinfacht wird.
– Die Internationalisierung der Lehrerbildung ist stärker zu verankern, ist sie doch ein Schlüssel zu einem besseren Umgang mit Vielfalt und Heterogenität.
– Das zivilgesellschaftliche Engagement sollte als Grundlage der Deutschen Auslandsschulen stärker gewürdigt werden. Die ehrenamtlichen Vorstände machen weltweit Schule und setzen sich für die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik Deutschlands ein.

Lektüre muss sein. Welche?
„Schule in der Weltgesellschaft“ von Prof. Gregor Lang-Wojtasik: Wer nach einer systematischen Analyse sucht, um zu wissen, wo es mit Schule hingeht, wird hier fündig; „Play it again“ von Alan Rusbridger: ein Plädoyer, seine musischen Fähigkeiten nicht verkümmern zu lassen.

Und sonst so?
Schauen Sie doch einmal in die durch die Bertelsmann Stiftung geförderten Studie „Deutsche Schulen, Globale Bildung – Beitrag der Deutschen Auslandsschulen zum Triple Win“ und geben Sie mir eine Rückmeldung: klingebiel@auslandsschulnetz.de.
   
   
 
 
   
 
 
   
   
   
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Gastkommentar
 
 
   
   
   
   
Die Universität der Zukunft
Sie erinnern sich: Neulich wurde Wilhelm von Humboldt 250 Jahre alt, und wie fragten daher in der ZEIT: Wie sollte Ihre Uni der Zukunft aussehen? Viele Zuschriften haben uns von Ihnen erreicht; eine Auswahl haben wir bereits abgedruckt. Jetzt allerdings erreichte uns noch ein ganzer Stapel an Uni-Visionen: Verfasst haben sie internationale Studierende eines B2-Sommersprachkurses an der Universität Graz. Leider passen die schönen Texte nicht alle in den CHANCEN Brief – wir zitieren nur ein paar kurze Auszüge:

„Die Universität wird für die Studenten ein Haus sein. Es wird eine kleine Gemeinschaft an der Universität geben, wo alle allen helfen.“ (Irving Garcia, Mexiko)

„Was die Freiheit angeht, so ist sie begrenzt. Die Studierenden haben die Möglichkeit, einige Fächer zu wählen, für die sie sich interessieren. Es gibt aber Studienpläne, Kontrolle und eine Leistungsbeurteilung. Die völlige Freiheit führt meiner Meinung nach zur Anarchie.“ (Viktoriia Rasskazova, Russland)

„Die Universität der Zukunft muss ein grüner Ort sein. Es muss zum Beispiel viele Parks, viele Bäume und Pflanzen geben. Die Universität der Zukunft gibt den Studenten mehr Freiheit, mehr Zeit, mehr Praxis und natürlich mehr Arbeits- und Lebenserfahrung.“ (Metka Ravnik, Slowenien)

Danke – und schöne Grüße nach Österreich, Mexiko, Russland, Slowenien!
   
   
 
 
   
 
   
   
 
Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
Wie sexistisch ist die Uni? Männerzirkel, dumme Sprüche, Tätscheleien: Das ist Alltag, für viele Frauen in der Wissenschaft. Diskutiert wird darüber wenig

Darf's ein bisschen mehr sein? Die neue Regierung in NRW will den Achtstundentag abschaffen Die Schule braucht mehr Zeit Die Bundesregierung hat den Ausbau der Gesamtschulen mit Milliarden gefördert. Brachte das den erhofften Erfolg? Campus für Cyber-Krieger Die Bundeswehr-Uni bildet in einem neuen Masterstudiengang Soldaten für den Kampf im Netz aus „Die Vorstellungen gleichen Märchen“ Bildungsforscher Felix Rauner über die Lehrlings-Krise

Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
   
 
   
   
 
c.t.
 
 
   
 
Liegt gerade bei uns auf dem Schreibtisch: Das neue Magazin der Leibniz-Gemeinschaft zum Thema „Familie“ und der „Historische Kalender“ der Jungen Akademie. Zweimal intelligente und ansprechende Wissenschaftskommunikation vom Feinsten. Top!
 
 
 
 
 
 
 
 
   
Falls Sie gerade am Strand liegen, während Sie durch den CHANCEN Brief scrollen: Lassen Sie es sich gutgehen. 

Ihr CHANCEN-Team


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