| Guten Morgen, | | |
hier bin ich wieder. Und solange der völlig zu Unrecht von Ihnen verehrte Meteorologe noch urlaubt und nun offenbar auch die Frau, die uns unter 231 wechselnden Namen und Adressen bislang zuverlässig mit Schnack versorgte (s. u.), müssen die Aufreger und Absurditäten eben von mir kommen. Auch wenn ich die These der nach wie vor am Ballindamm Autos anzählenden Kollegin Neudecker vom stets friedfertigen Mark Spörrle damit nun brutal widerlegen muss, ich habe mich gefragt, über was Sie sich in den letzten Monaten so richtig aufregen konnten. Anhand der eingegangenen Mails liegen da zwei Themen weit vorne: 1. Hunde. Und 2. die Post.
Ich schwöre, da gibt es jetzt keinen Zusammenhang – aber ich möchte kurz eine Geschichte erzählen, die mit beidem zu tun hat. Danach können Sie sagen: Der Spörrle ist noch verrückter, als ich dachte. Oder die Leute von der Post. Oder Spörrles Hund. Aber im Zweifel bin ich schuld.
Doch von vorn: In den letzten Tagen konnte die Post einen eingeschriebenen Brief nicht zustellen, der an eins meiner Familienmitglieder adressiert war. Das Besondere dabei: Bei diesem Familienmitglied handelte es sich um unseren Hund. Dessen Vorname stand auch auf dem Abholschein, zusammen mit unserem Familiennamen.
Meine Frau lächelte mich an, obwohl es die Post wieder mal geschafft hatte, unsere Sendung nicht im Post-Shop gegenüber, sondern im fernen Post-Laden im Eimsbütteler Heußweg abzugeben.
Wir wussten, wer unserem Hund geschrieben hatte: Seine Züchterin hatte uns Unterlagen geschickt, und zwar, so macht sie es immer, ein kleiner Spaß, eben an den Hund selber. Und bei den Post-Leuten in Essen, in Darmstadt, am Bodensee oder wo auch immer, schwor sie uns, sei das bisher noch nie ein Problem gewesen, auch nicht, wenn jemand das Einschreiben später gewissermaßen im Auftrag des Hundes in der Filiale abgeholt habe. Im Gegenteil, man habe dort verständnisvoll gelächelt oder lauthals gelacht und den Umschlag übergeben.
Bei der Filiale am Heußweg (die sich durch überraschende Öffnungszeiten im Viertel schon einen Namen gemacht hat) war es anders.
Als meine Frau dort gut gelaunt den Abholzettel vor- und den Fall darlegte, senkten sich die Mundwinkel der Post-Leute am Schalter, statt dass sie sich hoben. Meine Frau wurde höchst argwöhnisch betrachtet, den EU-Heimtierausweis mit der Chipnummer unseres Hundes und unseren Daten, der zum Nachweis der Identität des Tieres dient, wollte man gar nicht erst ansehen. Um Haaresbreite hätte die Filiale aus Sicherheitsgründen überraschend geschlossen. Wie auch immer: Post-Frau und Post-Mann behielten empört den Umschlag, und meine Frau musste unverrichteter Dinge wieder gehen.
Wie gesagt: Natürlich sind wir Nicht-Postler und Hundehalter selber schuld. Ein Tier darf keine Post empfangen, »die Kollegen haben korrekt gehandelt«, schrieb mir Post-Sprecher Martin Grundler. »Bei einem Einschreiben geht es darum, dass dem Absender als unserem Vertragspartner die korrekte Zustellung besonders wichtig ist. Dazu gehört auch, dass im Falle der Benachrichtigung sich der Abholer – egal ob Empfänger oder Bevollmächtigter – ausweisen bzw. eine Vollmacht vorlegen muss. Das gilt in all unseren Filialen. Und dies ist bei einem Hund leider nicht möglich.«
Noch nicht. Unser Hund wird schreiben lernen, ich schwöre.
Zukunft der Schokoherzen und von knapp 8500 Mitarbeitern ungewiss
Ein Kollege war am Montag mit Air Berlin unterwegs, der finanziell angeschlagenen Fluglinie, die seit Längerem über wirtschaftliche Probleme klagte und sparte. Während des Fluges fragte sich der Kollege deshalb: Wird es nach der Landung wenigstens noch die Schokoladenherzen geben, die in rotem Aluminium? Ja, es gab sie – die Frage ist nur: Wie lange noch? Gestern wurde bekannt, dass Air Berlin die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beantragt hat. Die gute Nachricht dabei für Air-Berlin-Reisende, auch der Unternehmenstochter NIKI: Der Flugbetrieb soll vorerst weitergehen – dank eines Übergangskredits der Bundesregierung in Höhe von 150 Millionen Euro. Dies kündigten Wirtschafts- und Verkehrsministerium gestern an. Im Grunde sei »Air Berlin verpflichtet gewesen, den Flugbetrieb unmittelbar nach Einreichung des Insolvenzantrags einzustellen«, hieß es in der gemeinsamen Pressemitteilung der beiden Ministerien. Zehntausende deutsche Urlauber allerdings machten demnach den Kredit erforderlich: »Der Rückflug dieser Reisenden nach Deutschland mit Air Berlin wäre andernfalls nicht möglich gewesen.« Anlass für den Insolvenzantrag Air Berlins ist, dass Hauptaktionär Etihad der Fluglinie offenbar keine finanzielle Unterstützung mehr gewähren will. Air Berlin ließ verlauten, es werde »mit Lufthansa und weiteren Beteiligten zur Veräußerung von Betriebsteilen« verhandelt. Ob das den Fortbestand der Fluglinie sichert, bleibt ebenso offen wie die Frage, was der Insolvenzantrag mittelfristig für die Flugziele ab Hamburg bedeutet, für die Schokoherzen und die Zukunft der 8481 Mitarbeiter. Aber eins scheint sicher: Fliegen wird teurer werden. |
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