| Guten Morgen, | | |
am letzten Wochenende vor Schulbeginn gab sich der Sommer Mühe, skandinavisches Ferienflair in die Stadt zu bringen. Es war ideales Radfahrwetter, in Blankenese fand der Heldenlauf statt (Helden des Tages waren Florian Mohaupt und Jana Baum, beim Bergziegenlauf über 6,8 Kilometer und 1206 Treppenstufen obsiegte Nils Haufe). Als am Abend in Kiel das Schleswig-Holstein Musik Festival mit Carl Orffs »Carmina Burana« endete (am Dirigentenpult Krzysztof Urbański), startete die Elbphilharmonie das erste von fünf kostenlosen Open-Air-Konzerten und beamte die Aufführung des Shanghai Symphony Orchestra auf den Platz vor dem Haus (am Dienstag geht es weiter mit dem Baltic Sea Philharmonic). Wir bekamen trotzdem viel elektronische Post zum Thema Radweg in Planten un Blomen. Um es gleich zu sagen: Diejenigen, die glaubten, ein Radweg dort sei schon lange überfällig – »die Wallanlagen haben ausreichend Platz und zum Teil schon vorhandene Wege, die wenig genutzt sind und die für den Radverkehr eine ähnliche Funktion einnehmen könnten wie der Ring I für den Autoverkehr!«, schrieb ein Leser –, die waren mailmäßig in der Unterzahl (oder mehrheitlich doch mit dem Rad unterwegs?). Die meisten, die uns schrieben, waren gegen einen Radweg in Planten un Blomen. »Es ist schon erstaunlich, welche krassen Blüten die Bezeichnung »Fahrradstadt Hamburg« treibt; denn auf so eine Idee kann nur jemand kommen, der anscheinend noch nie in diesem liebevoll angelegten Park zwischen Blumen, Büschen und Bäumen herumspaziert ist«, empörte sich eine Leserin. »Der Park dient zum Erholen und Entschleunigen«, schrieb eine andere. »Ich bin selbst Radfahrerin und in dieser Ecke zu Hause und benutze gern die ausgebaute Glacischaussee oder den Holstenwall. Für Erholungssuchende möchte bitte dieses Kleinod in der Stadt erhalten bleiben.« Bei vielen spielten offenbar schlechte Erfahrungen mit Radfahrern eine Rolle, Erfahrungen, vor denen sie zumindest innerhalb des Parks verschont bleiben wollen: »ich möchte Fußwege«, mailte uns eine Dame, »auf denen man schlendern kann, wo man nach rechts und links abbiegen kann, ins Gespräch vertieft, ohne Gefahr zu laufen, angeschrien, angeklingelt oder umgefahren zu werden. Wie sagt der ADFC: Radfahrer gehören auf die Straße!« Wen interessiert, was der Bezirk Mitte zum Radfahren in Planten und Blomen sagt: Das war neulich Thema in meiner Kolumne »Warum funktioniert das nicht?« auf den Hamburg-Seiten der ZEIT. (Diese Woche geht es dort übrigens um die Frage, wann Edeka im Dammtorbahnhof endlich öffnet.) Und während Sie vielleicht noch darüber nachdenken wie es sein kann, dass Fußgänger in Hamburg das Gefühl haben, Reservate zu brauchen, um sich ungefährdet fortbewegen zu können: Nicht nur Radler können bedrohlich sein. Am Freitag fuhr während der Fahrrad-Demo »Critical Mass« ein 70 Jahre alter Autofahrer erst mehrere Radfahrer an, dann wehrte er sich brachial gegen die Polizei – und schließlich, als man ihn überwältigt hatte, klagte er auf dem Kommissariat über Herzschmerzen. Er kam ins Krankenhaus.
Heute steht der erste G20-Demonstrant vor Gericht
Knapp zwei Monate nach dem G20-Gipfel beginnen diese Woche die ersten Prozesse gegen die festgenommenen Demonstranten. Heute steht ein 21-Jähriger aus den Niederlanden vor dem Amtsgericht Hamburg. Ihm wird vorgeworfen, nach der »Welcome to Hell«-Demo zwei Flaschen auf Polizisten geworfen zu haben. Außerdem soll er sich gegen seine Festnahme gewehrt haben. Morgen geht es mit einem 24-Jährigen aus Polen weiter. Der Mann wird beschuldigt, auf dem Weg zur »Grenzenlose Solidarität statt G20«-Demo gegen das Bewaffnungsverbot verstoßen zu haben. Er soll in seinem Rucksack sechs Feuerwerkskörper, ein nicht zugelassenes Reizstoffsprühgerät, eine Taucherbrille und zwei als Zwillengeschosse geeignete Glasmurmeln gehabt haben. Die beiden Angeklagten sitzen derzeit in Untersuchungshaft. Auch die politische Aufarbeitung des Gipfels beginnt diese Woche. Am Donnerstag steht die konstituierende Sitzung des Sonderausschusses an. SPD, Grüne, CDU und FDP haben sich auf einen gemeinsamen Fahrplan verständigt. Der von der Opposition angedrohte parlamentarische Untersuchungsausschuss ist damit vom Tisch, unter anderem weil der Senat aufgefordert wird, dem Ausschuss sämtliche Unterlagen in Sachen G20 zur Verfügung zu stellen. Angehört werden sollen externe Experten, Betroffene, Verantwortliche in den Behörden und in der Politik – eben alle, die etwas zur Aufarbeitung beitragen können. Allein Bürgermeister Olaf Scholz soll dem Sonderausschuss dreimal Rede und Antwort stehen. Auch eine öffentliche Anhörung im Schanzenviertel ist vorgesehen. Die Beratungen und Anhörungen werden voraussichtlich bis zur Sommerpause 2018 dauern. |
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