| »Die Jugendlichen haben eine Meinung« In gut vier Wochen wird auch in Hamburgs Wahllokalen der 19. Deutsche Bundestag gewählt. Unter den Wahlberechtigten befinden sich 60.452 Jugendliche zwischen 18 und 21 Jahren, die erstmals ihr Kreuzchen bei einer Bundestagswahl machen dürfen. Aber wer wählen darf, darf auch Wahlhelfer sein. Und was man wissen muss, um in einem Wahllokal mitzuarbeiten, das lernen Erstwähler in einem zweitägigen Seminar im Haus Rissen, Institut für internationale Politik und Wirtschaft. Projektleiter Christian Egbering hat uns erklärt, warum es so wichtig ist, junge Wähler auch als Wahlhelfer zu begeistern. Elbvertiefung: Herr Egbering, was lernen angehende Erstwahlhelfer in Ihrem Seminar? Christian Egbering: Wir bringen den Jugendlichen ganz praktisch bei, Verantwortung zu übernehmen. In Rollenspielen bauen sie selbst ein Wahllokal auf und führen einen Wahltag durch, inklusive Stimmenauszählen. Sie spielen Wahlvorstand oder Wähler, proben alle Fälle, die eintreten können, bis zu denen, wo jemand seinen Stimmzettel zerreißt. Wenn jemand neben sein Kreuzchen »ich liebe Angela Merkel« schreibt, wäre der Stimmzettel ungültig. EV: Die Jugendlichen wählen auch zum ersten Mal selbst, auch darauf werden sie bei Ihnen vorbereitet ... Egbering: Wir beschäftigen uns mit aktueller Politik und den Positionen der Parteien – mit dem Grundsatz der Neutralität, die Jugendlichen wählen ihre Schwerpunkte selbst. Dabei gehen wir spielerisch vor, es gibt unterschiedliche Rechercheaufträge. In einer gespielten Talkshow schlüpfen sie in die Rolle von Parteienvertretern, so kommen sie zu den Kernanliegen der Parteien und lernen, sie besser einzuschätzen. EV: Welche politischen Themen bewegen die Jugendlichen von heute? Egbering: Was sie umtreibt, ist das Thema Flucht. Viele wollen, dass die Grenzen geöffnet werden und dass sich die Bedingungen verbessern. Andere sagen: Wir müssen vorsichtig sein. Insgesamt zeigt sich: Die Jugendlichen haben eine Meinung zu den Themen. Was in Zeiten von Populismus immer aktueller wird, ist auch die Wahl gegen Parteien und Überzeugungen: Viele Jugendliche wollen verhindern, dass Parteien wie die AfD einen hohen Prozentwert bekommen. Ihnen ist bewusst, dass man sich hinterher nicht beschweren kann, wenn man selbst nicht gewählt hat. EV: Dennoch scheint es nötig, Jugendliche für politische Wahlen zu begeistern. Egbering: Einerseits ist die Wahlbeteiligung bei jungen Erwachsenen bis Mitte 30 wesentlich niedriger geworden, andererseits geht der Anteil der Jugendlichen in der Bevölkerung zurück – damit laufen sie Gefahr, unterrepräsentiert zu sein. Bestes Beispiel ist der Brexit: Hier haben sich junge Menschen beschwert, dass eine Entscheidung getroffen wurde, die sie nicht unterstützen, sie selbst haben aber gar nicht gewählt. Unser Wunsch ist es, Barrieren abzubauen und die Wahlbeteiligung zu erhöhen. Durch die Erfahrung als Erstwahlhelfer sprechen die Jugendlichen in ihrer Clique und der Klasse mehr über Politik und erreichen auch solche, die sich bisher wenig dafür interessiert haben. EV: Lange wurde der Jugend Politikverdrossenheit nachgesagt ... Egbering: Es gibt zwei unterschiedliche Phänomene. Einerseits die rückläufige Wahlbeteiligung, wobei es auch Ausnahmen gibt, bei der letzten Bürgerschaftswahl in Hamburg war sie etwas höher. Andererseits hat die Shell-Jugendstudie nachgewiesen, dass das politische Interesse der Jugendlichen steigt. Das Vertrauen in die Politik, und dass die eigene Stimme einen Wert hat, ist aber eher gering. Dagegen muss man unbedingt etwas tun.
»So leer ist ein Regal ohne Ausländer« Olivenöl aus Italien, Chorizo aus Spanien, cremigen Brie aus Frankreich – all das suchten Edeka-Kunden am Sonnabend in der Hafencity vergeblich. Die Supermarktregale im Edeka Böcker waren zum Teil fast leer, es fehlten alle Produkte, die aus anderen Ländern importiert werden. Stattdessen fanden Wochenendeinkäufer Schilder mit Botschaften: »So leer ist ein Regal ohne Ausländer« oder »unsere Auswahl kennt heute Grenzen«. Eine offizielle Pressemeldung zu der Aktion gab es auch gestern bis Redaktionsschluss nicht, uns gegenüber erklärte das Unternehmen: »Wir führen zahlreiche Lebensmittel in unserem Sortiment, die in den unterschiedlichen Regionen Deutschlands hergestellt werden. Aber erst gemeinsam mit Produkten aus anderen Ländern schaffen wir in unserem Sortiment die einzigartige Vielfalt, die unsere Kunden schätzen.« In sozialen Medien wurde die Aktion als Anti-Rassismus-Kampagne gefeiert, allerdings gab es auch kritische Stimmen – nicht nur aus fremdenfeindlicher Ecke: »Was mir die Aktion zeigt, ist, dass 90 Prozent der Ware in den Supermärkten nicht regional ist«, schrieb eine Kommentatorin auf Facebook. Eine andere verwies auf die Website der Supermarktkette, die damit wirbt, »der landesweit größte Anbieter regionaler Produkte« zu sein. Wie wenig das tatsächlich sind, hat die Aktion nebenbei auch offenbart.
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