DEAL: Helmholtz erhöht Druck | 3½ Fragen an Karin Prien | Standpunkt Jan-Martin Wiarda: Wie mutig ist die GWK? | Acknowledgements

 
Wenn dieser Newsletter nicht richtig angezeigt wird, klicken Sie bitte hier.
 
 
   
 
 
 
 
 
 
 
 
   
   
Liebe Leserinnen und Leser,
Schluss mit der Sommergemütlichkeit, zurück zur Arbeit. Die Staatssekretäre der Länder jedenfalls tagen heute gemeinsam, um über die Personalgewinnung der Fachhochschulen und die Fortführung des Professorinnenprogramms zu beraten. Letzteren TOP kommentiert Jan-Martin Wiarda im Standpunkt. Und Karin Prien, Wissenschaftsministerin in Schleswig-Holstein, schreibt über Lucky Luke – in den 3½ Fragen. 
   
 
 
   
 
   
   
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
DEAL: Helmholtz erhöht den Druck
Einen derart solidarischen Zusammenschluss hat man in der Wissenschaft selten erlebt wie in der Causa DEAL. Dutzende Universitäten, Fachhochschulen, Forschungseinrichtungen haben inzwischen ihre Verträge mit Elsevier zum Ende des Jahres gekündigt, um kollektiv den Druck auf das Verlagshaus zu erhöhen und Bundeslizenzen auszuhandeln (hier eine Liste) – jetzt auch 16 Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft (Tagesspiegel; netzpolitik.org). In die Knie zwingt das den Giganten Elsevier nicht. Oder: Noch nicht? (Sciencemag) – Siehe dazu auch den Kommentar von Martin Spiewak im Wissen-Ressort der neuen ZEIT, S. 33.
  
 
 
Jacobs University: 1,7 Millionen Euro-Loch
Die private Jacobs University in Bremen (JUB) weist in ihrem aktuellen Geschäftsbericht ein Defizit aus, bekanntlich nicht zum ersten Mal. Diesmal fehlen 1,7 Millionen Euro. Die Frage, die sich daran anschließt, kennt man im Großen aus dem Banken-, Autoindustrie- und Fluggesellschaftssektor: Ist das Unternehmen systemrelevant – und sollte es daher öffentliche Unterstützungsgelder erhalten? Darüber wird in Bremen gerade heiß diskutiert; am deutlichsten positionieren sich die Linken gegen neue Fördergelder für die JUB. 2018 laufen die Zuschüsse des Landes, jährlich drei Millionen Euro, aus; die in der Schweiz ansässige Jacobs Foundation hat ihre Zahlungen zurückgefahren. (Neues Deutschland; Weser Kurier; Nordwest Zeitung)
  
 
 
Die wissenschaftspolitischen Programme der Parteien zur BTW
Vermutlich werden die wenigsten von Ihnen Ihre Wahlentscheidung bei der Bundestagswahl allein von wissenschaftspolitischen Themen abhängig machen. Ein entscheidendes Quentchen bei der Entscheidung für diese oder jene Partei könnten diese aber schon sein. Die Deutsche Gesellschaft Juniorprofessur hat dafür den perfekten Service parat: die „Wahlprüfsteine“. CDU/CSU, SPD, Grüne, FDP, Linke und AfD wurden 13 Fragen zur Zukunft der Wissenschaftspolitik vorgelegt, die von den Parteien (außer der AFD) beantwortet wurden. Hier entlang, bitte.
  
 
 
Trump: Nur eine Fußnote?
Donald Trump hat der Wissenschaft den Kampf angesagt. Die privaten Yvy-League-Unis aber, Yale, Harvard, Princeton, müssen sich nicht sorgen – sie sind älter, standfester, gewichtiger als dieser wankelmütige Präsident und sein „schlecht gelauntes weißes Haus“. So jedenfalls schreibt Hans Ulrich Gumbrecht, Komparatist aus Stanford, diese Woche bei uns in der ZEIT: „Das von Trump projizierte unangenehme Bild unseres Landes mag es für einige Jahre erschweren, die besten Talente aus Sri Lanka, Ghana oder Deutschland nach Stanford zu holen. Doch wir sind zuversichtlich, dass es uns gelingt, die engstirnige Hektik des Präsidenten gegenüber der komplexen Dynamik der amerikanischen Universitäten zu isolieren. Deshalb haben wir die Schockstarre vom vergangenen Herbst längst vergessen.“ Der ganze Essay: S. 63!
  
 
 
Irak: Ein Campus in Schutt und Asche
„Daisch hasst es, wenn jemand an der Universität studiert und lernt, eigenständig zu denken“ – das sagt Ahmed al-Raschidi, der in Mossul Veterinärmedizin studiert hat. 2014 stürmte der IS die Stadt im Norden des Irak, setzte die Universität und Bibliothek in Flammen. 2016 eroberte das irakische Militär die Stadt zurück. Ausnahmezustand herrscht noch immer; das Universitätsleben liegt buchstäblich in Trümmern. Spiegel Online bringt einem die Lage eindrücklich näher. – Zu dem Thema passen außerdem: 13 Thesen zur Wissenschaftsfreiheit, gerade erschienen von Kai Gehring (MdB; Grüne) und Philipp Antony (Böll-Stiftung).
  
   
 
 
   
 
   
   
 
Personen
 
 
   
   
Job: Leiterin Kommunikation Uni Jena (m/w)
Die Universität Jena hat etwas wichtiges erkannt: Wer an einer Hochschule für Pressearbeit und Kommunikation verantwortlich ist, sollte eine „Führungspersönlichkeit“ sein. Also: höchstmöglich angesiedelt und in die strategischen Aufgaben der Institution eingebunden. Wenn Sie das draufhaben und in Ihrem Herzen ein Fleck für den guten Friedrich Schiller reserviert ist, bewerben Sie sich! Alle Details dazu stehen im ZEIT Stellenmarkt. 
   
   
 
 
   
 
   
   
 
3½  Fragen an…
 
 
   
Karin Prien

Bildungs- und Wissenschaftsministerin des Landes Schleswig-Holstein
Eine Erkenntnis, zu der Sie jüngst kamen?
Die experimentelle Physik überflügelt heutzutage spielend selbst den Comic-Helden Lucky Luke. Der kann seinen Colt schneller ziehen als sein eigener Schatten. Mit diesem Vergleich hat mir ein Wissenschaftler die Funktionsweise des Europäischen Röntgenlasers XFEL erklärt, den wir diese Woche an den Start bringen. In der Hi-Tech-Anlage werden Moleküle „zerschossen“, um Rückschlüsse auf ihre Struktur zu ziehen. Mit der weltweit einmaligen Kamera für den Nanokosmos im schleswig-holsteinischen Schenefeld blickt die internationale Forschergemeinde ins Innere der Materie. Es ist faszinierend, in welche Dimensionen Forschung vordringt.

Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Leider haben Politiker nicht so phänomenale Fähigkeiten wie Lucky Luke. Kurz gesagt: Ohne vernünftige Finanzierung keine Spitzenforschung und -lehre. Deshalb werbe ich immer dafür, dass Wissenschaft eine kluge Zukunftsinvestition ist – nach dem Motto: Forschung ist die Umwandlung von Geld in Wissen, Innovation ist die Umwandlung von Wissen in Geld. In manchen Bereichen kann man allerdings auch mit geringen Mitteln einiges bewegen. Setzen wir doch mehr Kräfte frei, indem wir den Hochschulen mehr Autonomie und Freiheit gestatten! Auch Technologietransfer, Open Science und internationaler Austausch kosten kaum etwas, bringen aber viel. Daran liegt mir sehr.

Lektüre muss sein. Welche?
Zweifellos die „Zeit“. Die bringt einen immer weiter. Sehr lesenswert finde ich auch den Münchner Soziologen Armin Nassehi, der mit scharfem Blick die digitale Revolution analysiert („Gesellschaft der Gegenwarten“, „Die letzte Stunde der Wahrheit“). Das ist nicht zuletzt für die Bildungspolitik wichtig: Wir brauchen eine Debatte, die über die üblichen Floskeln hinausgeht.

Und sonst so?
Ich bin als Kieler Ministerin Teil eines sehr spannenden Projekts: Die schwarz-gelb-grüne Jamaika-Koalition. Eine erfrischend neue Erfahrung. Bisher funktioniert das gut. Und das ist auch persönlich eine Gewinn: Lager überwinden, den Blickwinkel verändern.
   
   
 
 
   
 
   
   
 
Standpunkt
 
 
   
   
von Jan-Martin Wiarda
Wie mutig ist die GWK?
Heute sitzen die Wissenschaftsstaatssekretäre aus Bund und Ländern zusammen, um erneut über die Zukunft des Professorinnenprogramms zu beraten. 2008 gestartet, sollte es den Frauenanteil unter den Professoren steigern. Die größte Kritik an der bisherigen Initiative lässt sich in zwei Punkten zusammenfassen. Erstens: Es hätte ruhig mehr Geld dafür geben können. Und zweitens: Warum berücksichtigt das Professorinnenprogramm nur die Professorenebene?
Kritik Nummer zwei ist nicht so trivial, wie sie sich zunächst anhört. Wenn doch alle von der mangelnden Planbarkeit wissenschaftlicher Karrieren sprechen und die Unsicherheit vor allem junge Frauen lange vor der Professur aus der Wissenschaft verdrängt – geht es dann an, die Gleichstellung vorrangig auf den Zielpositionen zu fördern? Andererseits: Ist nicht gerade auf der Professorenebene der zu geringe Frauenanteil am augenfälligsten?
Die Ministerialbeamten, die ihren Chefs die Vorlage geliefert haben für die heutige Sitzung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK), haben einen geradezu genial einfachen Vorschlag gemacht: Es werden weiter nur Erstberufungen gefördert. Aber diejenigen Hochschulen, die sich besonders um die Nachwuchsförderung bemühen, bekommen als Belohnung eine Professur mehr als die anderen.
Konkret: Bislang ist das Professorinnenprogramm mit 30 Millionen Euro jährlich dotiert, was auf, Stand Anfang 2017, 250 geförderte Professorinnenstellen seit 2012 hinauslief. Die Hochschulen mussten zur Bewerbung ihre Gleichstellungskonzepte einreichen und konnten im Erfolgsfall bis zu drei Professuren gefördert bekommen. Im künftigen Wettbewerb soll es nun zusätzlich für die 20 Hochschulen mit den „in Hinblick auf Personalentwicklung und -gewinnung auf dem Weg zur Professur besten“ Konzepten zur Belohnung eine vierte Stelle geben, dazu das Prädikat „Gleichstellung: ausgezeichnet“.
So haben es die Ministerialen ihren Staatssekretären vorgeschlagen, und warum man sie dafür besonders loben muss: Weil nicht alle Chefs die Idee gut finden. Einige fürchten etwa, kleine Hochschulen könnten benachteiligt werden. Die Gefahr besteht, doch wäre es schade, deshalb auf diese besondere Akzentsetzung in einem ohnehin schon recht breit angelegten Wettbewerb zu verzichten.
Hoffentlich hat die GWK den Mut, bei der Idee zu bleiben. Sie würde dem Prestige des Programms guttun – und jenen Hochschulen Gerechtigkeit widerfahren lassen, die sich besonders um die Nachwuchsförderung kümmern.
Noch ein bisschen mehr Mut können die GWK an anderer Stelle gebrauchen. Laut aktuellem Entwurf könnte das bisherige Programmvolumen auch das künftige sein. Es gebe bislang keinen anderslautenden einvernehmlichen Vorschlag, heißt es dazu trocken im Bericht an die Staatssekretäre. Was eine Enttäuschung wäre. Was, da die Fortsetzung schon zum 1. Januar 2018 beginnen soll, aber auch bedeutet: Eine schnelle erste Bewährungsprobe für die neue Bundesregierung.
   
   
Sie stehen woanders? Schreiben Sie uns! chancen-brief@zeit.de
– oder twittern Sie unter #ChancenBrief
   
 
 
   
 
 
   
 
 
   
 
   
   
 
Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
Geschlossene Gesellschaft Seit der Finanzkrise wächst die Wut auf die Geld-Elite. Die schottet sich weiter ab  

Kostspielige Tagung „GAIN“ Die deutsche Wissenschaft vernetzt sich in den USA. Wozu? Was Mütter wirklich wollen Frauen müssten mehr für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kämpfen, schrieb der ZEIT-Redakteur Rudi Novotny vor zwei Wochen. Die Autorin Ariane Breyer antwortet ihm Nur eine Fußnote Trump hat der Wissenschaft den Kampf angesagt. Den Unis kann das egal sein, findet Hans Ulrich Gumbrecht

Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
   
 
   
   
 
c.t.
 
 
   
 
Unter dem Künstlernamen "Lego Grad Student" stellt ein oder eine Doktorand/in auf Twitter mit Legofigürchen Alltagsszenen aus dem Promotionsleben nach. Jetzt ist die Diss endlich eingereicht – und den Twitter-Followern wird für die Unterstützung gedankt. Gern geschehen!

Quelle: Twitter / @legogradstudent
 
 
 
 
 
 
 
 
   
Raus aus dem Liegestuhl, rein in den September!

Ihr CHANCEN-Team

PS: Gefällt Ihnen der CHANCEN Brief, dann leiten Sie ihn gern weiter. Haben Sie ihn weitergeleitet bekommen, melden Sie sich ganz einfach und unverbindlich an –  unter www.zeit.de/chancen-brief. Dann schicken wir Ihnen den Newsletter, solange Sie wollen, immer montags und donnerstags zu.
 
 
 
 
 
 
 
   
Anzeige
Jobs im ZEIT Stellenmarkt
Jetzt Branche auswählen und Suche starten: