| | | | von Jan-Martin Wiarda | | | Wie mutig ist die GWK? Heute sitzen die Wissenschaftsstaatssekretäre aus Bund und Ländern zusammen, um erneut über die Zukunft des Professorinnenprogramms zu beraten. 2008 gestartet, sollte es den Frauenanteil unter den Professoren steigern. Die größte Kritik an der bisherigen Initiative lässt sich in zwei Punkten zusammenfassen. Erstens: Es hätte ruhig mehr Geld dafür geben können. Und zweitens: Warum berücksichtigt das Professorinnenprogramm nur die Professorenebene? Kritik Nummer zwei ist nicht so trivial, wie sie sich zunächst anhört. Wenn doch alle von der mangelnden Planbarkeit wissenschaftlicher Karrieren sprechen und die Unsicherheit vor allem junge Frauen lange vor der Professur aus der Wissenschaft verdrängt – geht es dann an, die Gleichstellung vorrangig auf den Zielpositionen zu fördern? Andererseits: Ist nicht gerade auf der Professorenebene der zu geringe Frauenanteil am augenfälligsten? Die Ministerialbeamten, die ihren Chefs die Vorlage geliefert haben für die heutige Sitzung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK), haben einen geradezu genial einfachen Vorschlag gemacht: Es werden weiter nur Erstberufungen gefördert. Aber diejenigen Hochschulen, die sich besonders um die Nachwuchsförderung bemühen, bekommen als Belohnung eine Professur mehr als die anderen. Konkret: Bislang ist das Professorinnenprogramm mit 30 Millionen Euro jährlich dotiert, was auf, Stand Anfang 2017, 250 geförderte Professorinnenstellen seit 2012 hinauslief. Die Hochschulen mussten zur Bewerbung ihre Gleichstellungskonzepte einreichen und konnten im Erfolgsfall bis zu drei Professuren gefördert bekommen. Im künftigen Wettbewerb soll es nun zusätzlich für die 20 Hochschulen mit den „in Hinblick auf Personalentwicklung und -gewinnung auf dem Weg zur Professur besten“ Konzepten zur Belohnung eine vierte Stelle geben, dazu das Prädikat „Gleichstellung: ausgezeichnet“. So haben es die Ministerialen ihren Staatssekretären vorgeschlagen, und warum man sie dafür besonders loben muss: Weil nicht alle Chefs die Idee gut finden. Einige fürchten etwa, kleine Hochschulen könnten benachteiligt werden. Die Gefahr besteht, doch wäre es schade, deshalb auf diese besondere Akzentsetzung in einem ohnehin schon recht breit angelegten Wettbewerb zu verzichten. Hoffentlich hat die GWK den Mut, bei der Idee zu bleiben. Sie würde dem Prestige des Programms guttun – und jenen Hochschulen Gerechtigkeit widerfahren lassen, die sich besonders um die Nachwuchsförderung kümmern. Noch ein bisschen mehr Mut können die GWK an anderer Stelle gebrauchen. Laut aktuellem Entwurf könnte das bisherige Programmvolumen auch das künftige sein. Es gebe bislang keinen anderslautenden einvernehmlichen Vorschlag, heißt es dazu trocken im Bericht an die Staatssekretäre. Was eine Enttäuschung wäre. Was, da die Fortsetzung schon zum 1. Januar 2018 beginnen soll, aber auch bedeutet: Eine schnelle erste Bewährungsprobe für die neue Bundesregierung. | | | | |
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