| Guten Morgen, | | | | Annika Lasarzik / Foto: Gretje Treiber | |
nach dem tödlichen Messerangriff in Barmbek sind noch immer viele Fragen offen. Über die genauen Hintergründe der Tat konnte bislang vor allem spekuliert werden. Eine direkte Verbindung zum Islamischen Staat konnte dem Angreifer Ahmad A. nicht nachgewiesen werden, in seiner Unterkunft fand die Polizei nun jedoch eine IS-Flagge, die er vermutlich selbst angefertigt hat. Ist Ahmad A. also ein Terrorist, wie er selbst angibt? Dieser Frage sind die Kollegen Yassin Musharbash und Marc Widmann in der aktuellen ZEIT nachgegangen. Um mehr über den 26-jährigen Palästinenser zu erfahren, haben sie mit seiner Familie gesprochen – und die kann nicht glauben, dass der junge Mann zum Extremisten geworden ist. «Von seiner Erziehung und von seinem Charakter her passt das nicht«, sagt etwa sein in Norwegen lebender Onkel Dschamal A. Die Recherche offenbart auch, dass Ahmad A. bereits eine lange Odyssee durch mehrere Länder und viele Jahre ohne Aufenthaltserlaubnis, ohne Arbeit, ohne Perspektive hinter sich hatte. Sie stellt die Frage, ob er psychisch krank war und durch seine Labilität empfänglicher für eine Radikalisierung. »Wir bitten Deutschland und die Opfer um Verzeihung«, sagt sein Onkel Dschamal A. »Was auch mit Ahmad geschehen ist, es entschuldigt die Tat nicht.« Den ganzen Text lesen Sie in der aktuellen ZEIT:Hamburg, ab heute am Kiosk oder hier digital.
Zivilcourage, aber wann?
Dass Ahmad A. am vergangenen Freitag nicht noch mehr Menschen verletzten konnte, dafür sorgten sieben Männer mit Stühlen, Stangen und vereinten Kräften. Gestern wurde ihnen dafür von Polizeipräsident Ralf Meyer und dem Vorsitzenden des Polizeivereins Hamburg, Werner Jantosch, der Ian-Karan-Preis für Zivilcourage verliehen. Ihr Handeln habe dazu geführt, »dass nicht mehrere Menschen gestorben sind«, sagte Meyer bei der Verleihung. Doch wann soll man als Zivilist tatsächlich eingreifen? Wann bringt man dadurch nicht lediglich noch mehr Menschen in Gefahr, genauso wie sich selbst? »Wichtig ist, was der Einzelne sich zutraut«, erklärt uns Werner Jantosch, ehemaliger Hamburger Polizeipräsident, nach der Verleihung. »Machen Sie das, was Sie können. Wenn Sie ausgebildeter Judoka sind, werden Sie vielleicht eher einschreiten. In dieser Situation haben sich sieben gestandene Männer zusammengefunden, die sich ihrer Grenzen bewusst waren und die abgebrochen hätten, wenn es zu gefährlich geworden wäre.« Entscheidend sei die richtige Einschätzung der Lage. Sind mehrere Passanten in der Nähe, solle man sie ansprechen, »damit sich eine Gemeinschaft bildet, die gemeinsam gegen den Aggressor vorgehen kann«. Zur Not gibt es dadurch einfach zusätzliche Zeugen. »So gern man auch einschreiten möchte: Manchmal ist es besser, sich hinter einen Baum zu stellen und dort die 110 zu wählen«, sagt Jantosch, »sonst gibt es zwei Opfer.« |
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