| »Es darf kein nächstes Mal geben« 18 Millionen Euro Umsatzeinbuße haben die Geschäfte der Innenstadt nach eigenem Bekunden dem G20-Gipfel zu verdanken, drei Millionen mehr als erwartet. Wir haben Brigitte Engler, Geschäftsführerin des City Management Hamburg, gefragt, ob sie sich schon auf den nächsten Gipfel freut. Elbvertiefung: Frau Engler, das City Management hat dem Bürgermeister gestern gemeinsam mit zwei weiteren Handelsverbänden einen Brief geschrieben, in dem als Ausgleich für den Umsatzverlust während des G20-Gipfels zwei verkaufsoffene Dezembersonntage gefordert werden. Die können die 18 Millionen Euro wieder wettmachen? Brigitte Engler: Uns ist bewusst, dass dies nur eine Teilkompensation darstellt. Damit werden wir den Ausfall nicht annähernd hereinholen. Aber wir brauchen diese beiden Tage schon allein für die Sicherung der Arbeitsplätze. EV: Gerechnet hatten Sie ja durch das Wegbleiben der Kunden nur mit 15 Millionen Verlust. Wieso wurde das mehr? Engler: Manche Geschäfte konnten erst gar nicht öffnen, weil ihre Mitarbeiter die Innenstadt nicht erreicht haben. Einige Mitarbeiter, die in der Schanze wohnen, haben sich nicht getraut, nach den schockierenden Ereignissen ihre Wohnungen zu verlassen. Aber nach den Berichten über die bürgerkriegsähnlichen Zustände am Freitag war uns klar, dass Einkaufen am Samstag in der Innenstadt keine Rolle spielen würde. Fast alle Geschäfte haben am Samstag spätestens um 11.15 Uhr aufgegeben und geschlossen. Wir hatten ja auch Splittergruppen des schwarzen Blocks in der Stadt. EV: Wenn man die verbarrikadierten Schaufenster in der Mönckebergstraße gesehen hat, könnte man dennoch vermuten, dass Sie auf die Heftigkeit der Gewalt besser vorbereitet waren als offenbar die verantwortlichen Politiker. Engler: Wir waren extrem besorgt, dass es so werden könnte, wie es schlussendlich geworden ist. Wir hatten im Vorfeld recherchiert, wie sich solche Gipfel in anderen Städten ausgewirkt haben: Was war in Genua passiert, was in Toronto und London? Es waren überall schreckliche Bilder. Jedes Haus hat massiv in bauliche Sicherheitsmaßnahmen investiert, das ist bei den 18 Millionen Euro noch gar nicht berücksichtigt. Die meisten hatten zusätzlich auch Security-Personal engagiert, von denen haben wir dann beispielsweise gehört, dass die Geschäfte vom schwarzen Block zwar ausgespäht, aber dank dieser Maßnahmen gemieden worden waren. EV: Der schwarze Block ging ähnlich strategisch vor wie eine Bande Juwelenräuber? Engler: So haben es uns die Sicherheitsmitarbeiter geschildert. EV: Bekommen die betroffenen Geschäfte irgendeine Entschädigung? Engler: Nur wenn es eine klare Anweisung gegeben hätte zu schließen. Die Geschäfte und Restaurants im Levantehaus bekommen beispielsweise keine Entschädigung, weil sie freiwillig geschlossen hatten. Das für uns zuständige Polizeikommissariat 14 hat außerdem ganz früh darauf hingewiesen, dass Baustellen rückgebaut werden mussten, dass also keine Steine herumliegen oder Gerüste stehen bleiben durften. Gut, dass die Innenstadt so umfassend abgesichert war – aber auch diese Kosten werden nicht ersetzt. EV: In dem Brief an Olaf Scholz schreiben Sie unter anderem: »Uns allen ist bewusst, dass der entstandene Imageschaden Hamburgs auch den Einkaufsstandort Hamburg treffen wird«, und fordern eine entsprechende Werbekampagne. Engler: Hoffentlich gelingt es uns, diesen Schaden in den kommenden Jahren wiedergutzumachen. EV: Welche Lehren haben Sie für das nächste Mal gezogen? Engler: Es darf kein nächstes Mal geben.
Hamburgs fleißigste Abgeordnete macht rüber Die CDU-Politikerin Karin Prien, seit Kurzem neue Bildungsministerin Schleswig-Holsteins, hat ihr Bürgerschaftsmandat bereits gestern und damit zwei Tage früher als geplant niedergelegt. Eigentlich wollte sie sich in der morgigen Bürgerschaftssitzung verabschieden, doch habe diese nach den G20-Krawallen »andere Prioritäten«, wie Prien verlautbaren ließ. Die CDU-Fraktion verliert damit ihr emsigstes Mitglied. Auf ihrer eigenen Website rühmt sich Prien, in der laufenden Wahlperiode – die noch keine zweieinhalb Jahre alt ist – nicht weniger als 595 Kleine sowie 33 Große Anfragen gestellt zu haben. Wer nun in Hamburg für mehr Frauen in der CDU kämpfen wird, ist noch offen.
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