| »Ey, Twitter, lösch den Scheiß!«
»Hitler tat nichts falsch, der Holocaust ist eine Lüge!« Ähm. Wie bitte? Nein, diese Verbalentgleisung stammt jetzt nicht von uns. Doch ebenjener Satz, und nicht nur den, nein, 30 solcher menschenverachtenden Sprüche konnten Fußgänger am vergangenen Freitag vor der Museumsstraße 39 in Altona auf dem Bordstein lesen. Weiter zitieren möchten wir nicht, nur so viel: Jeder, der den Gehweg unbedarft entlangspazierte, wurde mit einer geballten Ladung Hass konfrontiert. Da wurde gegen Schwarze, gegen Juden, gegen Muslime gehetzt, auf unflätige Art und Weise. Dazu muss man wissen: In der Museumsstraße sitzt das Hamburger Büro des Nachrichtendienstes Twitter. Und dass sich hier nicht nur irgendein frustrierter Vandale verewigen wollte, konnte man sich irgendwie schon denken, denn auch der Spruch »Ey, Twitter, löscht den Scheiß!« war in blauer Farbe auf den Bordstein gesprüht – signiert von»SS«. Rechtsradikale? Nein, auch das nicht. Gestern bekannte sich der Schriftsteller und Satiriker Shahak Shapira zu der Aktion. In einem YouTube-Video zeigte er sein Werk, ließ empörte Passanten zu Wort kommen und erklärte selbst: »Ich habe in den letzten Monaten rund 300 Hass-Tweets gemeldet. Weil Twitter die meisten nicht gelöscht hat, habe ich sie vor ihr Büro gesprüht.« Und Twitter? Das Unternehmen wollte die Satire-Aktion uns gegenüber nicht kommentieren und beteuerte, »Hate Speech« im Netz deutlich konsequenter und schneller zu verfolgen als noch vor einem Jahr. Eines hat Shapira wohl erreicht: Aufmerksamkeit. Bekanntlich nicht die schlechteste Voraussetzung, um eine Diskussion anzuregen. Wäre schön, wenn Twitter dann auch mit einsteigen würde.
Schilleroper: Ist das ein Denkmal, oder kann das weg?
Ihre besten Jahre hat sie schon lange hinter sich. Das sieht man der Schilleroper auch deutlich an, diesem wuchtigen Rundbau zwischen St. Pauli und dem Schanzenviertel. 126 Jahre ist das Gebäude alt und damit Zeugnis einer anderen Epoche. Einst war es ein Zirkus, dann ein Theater, im Zweiten Weltkrieg ein Gefangenenlager, später, in den Neunzigern, wurden dort Flüchtlinge untergebracht. Heute zieren Graffiti die paar Wände, die noch erhalten geblieben sind, andere Mauern fallen schon ein. Und das Stahlskelett, das seit 2012 unter Denkmalschutz steht, ist zum Teil freigelegt. Ein altes Haus, das vor sich hinbröckelt: Na und? Moment, bitte nicht so voreilig mit den Augen rollen. »Das Gebäude ist einmalig in Europa«, schreibt nämlich Kollege Alexander Tieg in der aktuellen ZEIT:Hamburg, denn »nirgendwo ist ein Zirkusbau in kompletter Stahlskelett-Bauweise erhalten«. Nun denn, ein Gebäude mit dieser besonderen Optik und historischen Bedeutung, das wäre doch mal erhaltenswert, könnte man meinen. Doch seit Jahren gibt es Streit um die Ruine, gerade ist er wieder voll entbrannt. Erhalten? Abreißen und neu bauen? Die Interessen zwischen der Stadt, Denkmalschützern und wechselnden Eigentümern driften auseinander. Selbst Gutachter kommen zu verschiedenen Ergebnissen – wie uns Kristina Sassenscheidt, Vorsitzende des Denkmalvereins Hamburg, vergangene Woche im Interview erzählte. Warum der Streit um die Schilleroper ein klassisch hamburgischer ist, das lesen Sie in der aktuellen ZEIT:Hamburg, am Kiosk oder hier digital. | |
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