Max Planck Schools | 3½ Fragen an Monika Gross | Gastkommentar Norbert Arnold: Wissenschaftsfreiheit verteidigen | Neu: ZEIT GERMANY

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
wir geben's unumwunden zu, uns hat hier eine leichte Sommerschläfrigkeit erreicht. In der Zeitung stehen aber trotzdem lauter lesenswerte Texte, und auch ein paar wissenschaftspolitische Neuigkeiten gibt es – über die Max Planck Schools etwa (Das ist wichtig). Monika Gross, Präsidentin der Beuth Hochschule für Technik Berlin, hat zu selbigen auch eine dezidierte Meinung – im Fragebogen. Und noch eine Anmerkung sei erlaubt: Entschleunigte Semesterferien genießen zu dürfen, ist ein Bestandteil der Wissenschaftsfreiheit, die wir hierzulande haben. Dass dem nicht überall so ist, darüber schreibt Norbert Arnold von der Adenauer-Stiftung im Gastkommentar.
   
 
 
   
 
   
   
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Der NC muss nach Karlsruhe
Zwei Buchstaben, die Abiturienten seit jeher den Schweiß auf die Stirn treiben: NC. Ein Fünftel der bundesweit zulassungsbeschränkten Studienfächer wird über die Abiturnote vergeben; ein weiteres Fünftel nach Wartezeit; den Rest der Plätze verteilen die Hochschulen nach eigenen Auswahlverfahren. Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen interveniert jetzt – mit dem Argument, die Abiturnoten der Länder seien nicht vergleichbar; es brauche Länderquoten. Die Causa liegt jetzt in Karlsruhe, wo sich das Bundesverfassungsgericht die Zulassungsverfahren angucken wird. (ZEIT ONLINE) Wir empfehlen zu diesem Thema auch nochmal das Dossier von Chancen-Redakteuer Anant Agarwala aus der ZEIT 14/2017: „Abi für alle!“
  
 
 
Max Planck Schools
Zugegeben: Wer nicht gerade selbst Max Planck-Gesellschaft heißt, muss eine gehörige Portion Eitelkeit herunterschlucken bei Johanna Wankas neuem Prestigeprojekt, den „Max Planck Schools“. Die beteiligten Hochschulen sowie Fraunhofer, Leibniz und Helmholtz haben genau das jetzt getan. Heißt: Die ersten drei Schools kommen 2018. Welche es sein werden und wo, verkündet Johanna Wanka Anfang September. Den Weg dahin, samt Zielgerade, skizziert Jan-Martin Wiarda in seinem Blog.
  
 
 
Charité: Da, wo es weh tut
Die Berliner Charité ist ein Leuchtturm unter den Unikliniken. Oder wäre es zumindest gerne. Die imageförderliche TV-Serie, die Anfang des Jahres in der ARD lief und von der gerade die zweite Staffel gedreht wird (ZEIT), nahm Charité-Chef Karl Max Einhäupl jedenfalls gerne an. Ansonsten läuft es aber nicht so gut. Viel ausgezehrtes Personal, sinkende Drittmitteleinnahmen, Spardruck. Diese ausführliche Analyse des Großtankers im Tagesspiegel sollten Sie sich nicht entgehen lassen. 
  
 
 
USA: Die Zukunft der Affirmative Action
Die NYT hat vergangene Woche ein Dokument geleaked, demzufolge die amerikanische Regierung gegen die Affirmative Action-Initiativen der Hochschulen vorgehen will (siehe CHANCEN Brief vom 3. August). Begründung: Die Quotenregelungen für Minderheiten benachteilige weiße Studierende. Seit wann aber ist Affirmative Action ein wissenschaftspolitisches Steuerungselement in den USA – und könnte seine Abschaffung bedeuten, dass die amerikanischen Hochschulen wieder zu weißen Institutionen werden? Manfred Berg, Nordamerikahistoriker an der Uni Heidelberg, hat uns diese Fragen beantwortet und eingeordnet; sein Stück lesen Sie in der neuen ZEIT.
  
 
 
Die Uni-Akten der RAF-Terroristen
Im vergangenen Jahr bekam eine CHANCEN-Ausgabe besonders viel Resonanz: vier Seiten über die Stipendiaten-Akten der ehemaligen Studienstiftler Ulrike Meinhof, Horst Mahler und Gudrun Ensslin. Der Chemnitzer Zeithistoriker Alexander Gallus und der Präsident der Studienstiftung, Reinhard Zimmermann, haben sie bei uns in einem Gespräch analysiert. Die Gesamtedition der Akten, erschienen bei Vandenhoeck & Ruprecht, lohnt sich sehr – und ist nun als Sonderausgabe für 25 Euro erschienen. 
  
   
 
 
   
 
   
   
 
Personen
 
 
   
   
Hertie-Stiftung
Die Hertie-Stiftung hat zwei neue Geschäftsführerinnen: Die Biochemikerin Astrid Proksch wird das Arbeitsgebiet „Gehirn erforschen“ verantworten; und Kaija Landsberg, Gründerin von Teach First, wird den Bereich „Demokratie stärken“ leiten. John-Philip Hammersen und Rainer Maucher gehören der Geschäftsführung weiterhin an.

Neue Forschungstelle
An der Universität Heidelberg wurde die bundesweit erste Forschungsstelle zu Antiziganismus eingerichtet, an der unter anderem die Ausgrenzung von Sinti und Roma erforscht werden soll. Finanziert wird die Forschungstelle mit jährlich 220.000 Euro durch das Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg.

Job: Präsidium Uni Hamburg
Hamburg, meine Perle! Schön isses hier, an Alster und Elbe. Wer Anker-Tattoos auf dem Oberarm trägt, blau-weiß-geringelte Matrosenkleider im Schrank hat und seit jeher von der Uni Hamburg träumt, kann sich jetzt bewerben: und zwar als Referentin (m/w) des Präsidenten Dieter Lenzen. Näheres steht im ZEIT-Stellenmarkt. Ahoi!
   
   
 
 
   
 
   
   
 
3½  Fragen an…
 
 
   
Prof. Dr. Monika Gross

Präsidentin der Beuth Hochschule für Technik Berlin
Eine Erkenntnis, zu der Sie jüngst kamen?
Es ist immer wieder erkenntnisreich, wie rasch für Prestigeprojekte einige Millionen im BMBF locker gemacht werden – wie im Falle der drei „Max-Planck-Schools“ jährlich 9 Millionen Euro durch Frau Prof. Wanka. Für angewandte Forschung der FHs stehen jährlich nur ca. 80 Millionen Euro zur Verfügung. Eine Erhöhung um 10 Prozent wäre doch sicher auch öffentlichkeitswirksam gewesen.

Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Die Qualitätssicherung der Promotion an deutschen Universitäten. Wissenschaftsgestützte Promotionen sind Ausgangspunkt für wissenschaftliche oder wissenschaftsbasierte Karrieren – Universitäten haben dafür Sorge zu tragen, dass die Qualität der Promotionen gesichert ist. Hierzu gehört u.a. der Nachweis für eine optimale (wissenschaftliche) Betreuung. Eine kontinuierliche und transparente Überprüfung der Standards ist daher an allen Universitäten notwendig, um der Gefahr wissenschaftlichen Fehlverhaltens frühzeitig entgegen zu wirken. Und alle Hochschulabsolventen/Absolventinnen, die eine Promotion anstreben, sollten hochqualifiziert sein, nicht nur diejenigen, die von Fachhochschulen kommen, wie es in der Stellungnahme „Promotion im Umbruch“ der Leopoldina, acatech und der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften gefordert wird. Eine Promotion sollte immer wissenschaftsbasiert sein, und das muss auch für die medizinische gelten, wie in der Empfehlung der HRK-Mitgliederversammlung vom 8.11.16 dargelegt.

Lektüre muss sein. Welche?
„Niemand riecht so gut wie du“ von Hanns Hatt und Regine Dee. Gute Freizeitlektüre, in der wissenschaftlich alles, was das Riechen und Schmecken betrifft, gut lesbar beschrieben wird. Kurzweiliger Überblick über den Stand der Forschung, wie Düfte bewusst und unbewusst wirken. Interessant, wie unterschiedlich verschiedene Völker auf Gerüche reagieren.

Und sonst so?
„Tegel schließt – Beuth kommt! Stadt der Zukunft gestalten“. Die Beuth Hochschule für Technik setzt darauf, aktiv bei der Gestaltung des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorts Berlin mitzuwirken und durch einen neuen Standort „TXL“ endlich ausreichend Raum für Lehre und Forschung für ihre Studierenden und Lehrenden zu erhalten.
 
   
   
 
 
   
 
 
   
 
 
   
 
   
   
 
Gastkommentar
 
 
   
   
von Norbert Arnold
   
   
Wissenschaftsfreiheit verteidigen
Die Freiheit der Wissenschaft wird in vielen Ländern der Welt missachtet. Oft fehlt es an Bewusstsein, wie schützenswert und schutzbedürftig sie ist. Leichtfertiger Umgang mit diesem Grundwert schwächt die Leistungsfähigkeit der Wissenschaft: Die Innovativität leidet, drängende Probleme bleiben ungelöst, und die Academia kann ihrer Vordenkerfunktion für die Gesellschaft nicht nachkommen. Das Wissenschaftsnetzwerk der Konrad-Adenauer-Stiftung weist in einem Thesenpapier auf die Gefährdungen von Freiräumen hin und mahnt den bewussten Schutz von Wissenschaft und Forschung an.
Freiheitlich orientierte Demokratien geben Wissenschaft den Raum, den sie braucht. In Deutschland ist die Wissenschaftsfreiheit verfassungsrechtlich geschützt. Einklagbare Verstöße sind selten, kommen aber vor – zuletzt in Baden-Württemberg in der Frage, wie Hochschulleitungen gestärkt werden können, ohne die Rechte von Hochschullehrern zu mindern.
Verstöße gegen die Idee der Wissenschaftsfreiheit sind meist subtil, ohne böse Absicht, aber mit schädlichen Folgen. Politik darf steuern – Vorgaben bis ins letzte Detail braucht es nicht. Sie muss Wissenschaft fördern – ohne falsche Anreize zu setzen. Wettbewerb spornt an – er ist aber kein Ersatz für eine ausreichende Grundfinanzierung. Anwendungsorientierung und Nützlichkeitsaspekte sind legitim – doch die Grundlagenforschung darf nicht vernachlässigt werden. Die Gesellschaft muss kontrollieren und kritisieren – unbegründete Aversionen dürfen Wissenschaft aber nicht verhindern.
Es gibt Länder, in denen wird die Freiheit der Wissenschaft gering geachtet, und es wird eklatant gegen sie verstoßen. Wissenschaftler werden in ihrer Arbeit behindert, sie werden unterdrückt und verfolgt. Despoten fürchten die Wahrheit, gefährdet sie doch ihre Macht. Doch auch wir müssen uns gewahr werden: In Zeiten erstarkender Populismen und Extremismen, in denen die Wahrheit umgedeutet wird und Fake News zum Repertoire gesellschaftlicher Gestaltung gehören, gilt es mehr denn je, die Freiheit der Wissenschaft als ein hohes Gut zu verteidigen.

Dr. Norbert Arnold ist Teamleiter Bildungs- und Wissenschaftspolitik der Konrad-Adenauer-Stiftung 
   
   
 
 
   
 
   
   
 
Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
Die Jugend zählt nicht Die Parteien kümmern sich vor allem um die alten Wähler. Das ist nur konsequent – aber ein Problem für die Demokratie

Stunde fällt (leider) aus Wie viel Unterricht an deutschen Schulen ausfällt, weiß niemand. Wir ändern das jetzt – zusammen mit Ihnen (Hier geht es zur Leserumfrage!) Wer wird da diskriminiert? Die amerikanische Regierung stellt Förderprogramme für Minderheiten infrage. Damit könnten Elite-Universitäten wieder zu weißen Institutionen werden „Wow, die hat es geschafft“ Es gibt nur wenige Frauen in der Start-up-Szene. Warum? Und wie lässt sich das ändern? Fragen an die Gründerin Güncem Campagna

Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
   
 
   
   
 
c.t.
 
 
   
 
Gerade druckfrisch eingetroffen – unser erstes englischsprachiges Magazin aus dem CHANCEN-Ressort:

ZEIT GERMANY. Study –Research – Work.

Das Heft wird weltweit vertrieben und richtet sich an internationale Studierende und Wissenschaftler, die sich für Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Deutschland interessieren. Sie finden das Magazin auch vollständig online als PDF.
 
 
 
 
 
 
 
 
   
Besonders herzliche Grüße heute an alle, die Büroschichten schieben, während die Kollegen und Kolleginnen unter der Palme liegen… Sie sind nicht allein!

Ihr CHANCEN-Team


PS: Gefällt Ihnen der CHANCEN Brief, dann leiten Sie ihn gern weiter. Haben Sie ihn weitergeleitet bekommen, melden Sie sich ganz einfach und unverbindlich an –  unter www.zeit.de/chancen-brief. Dann schicken wir Ihnen den Newsletter, solange Sie wollen, immer montags und donnerstags zu.
 
 
 
 
 
 
 
   
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