| Hamburgs Straßen werden besser – Millimeter für Millimeter 0,1 Prozentpunkte – in Worten: nullkommaeins. Um genau so viel hat sich die Qualität der Hamburger Hauptverkehrsstraßen seit 2014 verbessert. Wie, das haben Sie nicht bemerkt? Dabei waren im vergangenen Jahr nur noch 23,9 Prozent, also nicht mal ein läppisches Viertel der Straßen in einem schlechten Zustand … Die Wirtschaftsbehörde zumindest freut sich über eine Trendwende, schließlich habe man versprochen, den Werteverfall der Straßeninfrastruktur bis 2018 zu stoppen und dies nun zwei Jahre früher als geplant erreicht. Und laut dem im Oktober erscheinenden Straßenzustandsbericht hat sich auch der durchschnittliche Substanzwert von 2,84 auf 2,78 verbessert. Sind die Zahlen also ein Grund zum Feiern? Hans Duschl vom ADAC Hansa ist immerhin froh, dass die Straßen »nicht noch schlechter« werden. »Den Verfall zu stoppen ist so schwierig, weil ein jahrzehntelanger Rückstand aufgeholt werden muss«, sagt er. Im Jahr 2008 – die Älteren werden sich erinnern – waren laut Bericht nur 14,8 Prozent in schlechtem Zustand. Rund 105 Millionen Euro investiert Hamburg jährlich in löchrige Straßen. Mehr »ergäbe keinen Sinn«, so Duschl, »da nur eine bestimmte Anzahl an Baustellen« realisiert werden könne, ohne dass die ganze Stadt im Stauchaos versinkt. »Jetzt haben wir jährlich etwa 3000 klassische Straßenbaustellen auf den rund 550 Kilometern Hauptverkehrsstraßen in Hamburg.« Also gern weiter sanieren, aber mit einer »verkehrsträgerübergreifenden Koordinierung der Baustellen«, fordert der ADAC.
G20: »Falsche Stadt, falscher Ort, falsche Strategie« Der G20-Gipfel im Juli hat eine Diskussion über Polizeitaktiken, linke Gewalt und politische Verantwortung entfacht. Die ZEIT:Hamburg-Redakteure Oliver Hollenstein und Marc Widmann haben mit dem Gewaltforscher Jan Philipp Reemtsma über seine Einschätzung der Ereignisse gesprochen. Seiner Meinung nach wäre die angemessene politische Reaktion auf die Ausschreitungen: genaue Analyse und Selbstkritik. »Mit dem Ergebnis: falsche Stadt, falscher Ort, falsche Strategie, vermutlich falsche Taktik im Einzelfall. Das wäre auf das Eingeständnis hinausgelaufen, dass man das hätte vorher wissen können«, so Reemtsma. Sind also Politik und Polizei schuld an den Krawallen? »Schuld hat immer der, der etwas macht. Aber Mitverantwortung trägt auch der, der es dazu kommen lässt, zumindest wenn er es hätte besser wissen können«, erklärt Reemtsma weiter, der eine Räumung der Roten Flora ablehnt. »Macht bitte keinen unbedachten Scheiß«, lautet sein Appell an die Politik. Die Stadt dürfe nicht die Fehler wiederholen, die sie in den 80ern im Streit um die besetzten Häuser in der Hafenstraße gemacht habe. Denn diese »wurde zu einem städtischen Problem, weil die Stadtregierung sich eine Weile dumm und unbesonnen verhielt und ein absurdes Feindbild aufbaute«, findet Reemtsma. Was »Macht und Grandiositätsgefühle« mit Gewaltausbrüchen zu tun haben, wieso der Forscher auch friedliche Demonstranten kritisiert – das lesen Sie im großen Interview in der neuen ZEIT:Hamburg, ab heute am Kiosk oder hier digital. |
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