| Guten Morgen, | | | | Annika Lasarzik / © Gretje Treiber | |
das Wochenende war laut und bunt. Laut für jene, die es im Schlamm grölend beim Wacken-Festival verbracht haben, bunt (okay, laut auch) ging es bei der Pride Parade zu: 15.000 Menschen sind in diesem Jahr feiernd durch die Hamburger Innenstadt gezogen, zehnmal so viele schauten zu. Dass so etwas in dieser Größenordnung möglich ist, mag uns selbstverständlich erscheinen. Klar, selbstverständlich sollte Toleranz gegenüber Andersliebenden ja auch sein. Ist sie aber nicht: In weiten Teilen der Welt kann schon ein Kuss zur falschen Zeit am falschen Ort gefährlich sein. In diesem Jahr liefen homosexuelle Jugendliche aus Russland bei der Parade mit, und, wie schon im letzten Jahr, Geflüchtete. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie beeindruckend der Anblick der großen Parade für diese Gäste gewesen sein muss. Ganz egal also, wie man zu bunten Federboas steht und ob einem die Parade nun persönlich zu schrill oder zu kommerziell ist: Sie ist Ausdruck einer Liberalität, die lange erkämpft wurde und weiter verteidigt werden muss. Ja, auch im Jahr 2017, wo die Ehe für alle zwar beschlossene Sache ist, Homo- und Transsexuelle aber immer noch Diskriminierung und Übergriffe fürchten müssen. Stolz sein darf man auf die Fortschritte in Sachen Gleichberechtigung natürlich trotzdem. »Heute zeigt Hamburg, wie bunt und vielfältig die Stadt ist«, sagte Olivia Jones am Rande der Parade. Na, wenn das keine Party wert ist, was dann?
Zum ersten Mal Meer sehen Wo wir gerade schon beim vermeintlich Selbstverständlichem sind: Wann waren Sie zuletzt am Meer? Von Hamburg ist der Weg ja nicht weit (etwaige Staus blenden wir jetzt gedanklich mal aus), ein spontaner Kurztrip jederzeit möglich. Eigentlich. Doch in Hamburg gibt es Kinder, die haben das Meer noch nie gesehen. So wie Noémie und Janina. Die beiden Mädchen leben in Wilhelmsburg, in einem Plattenbau. Sie waren noch nie an der Küste, was gar nicht ungewöhnlich ist in ihrem Viertel und Ausdruck eines größeren Problems: Ein Fünftel aller Kinder in Hamburg, genauer: 57.000, sind armutsgefährdet, sie wachsen in Familien auf, die auf Sozialhilfe angewiesen sind. Und wo das Geld immer knapp ist, da reist man nicht mal eben ans Meer. Doch Kollege Sebastian Kempkens ist mit den Mädchen hingefahren, auf die Ostseeinsel Poel. Wie fühlt sich das also an, wenn man zum ersten Mal barfuß durch den Sand läuft? Wenn man zum ersten Mal Muscheln und Krebse sammelt, Matschburgen baut und Steine übers Wasser springen lässt? Na, um sich das vorzustellen, müssen Sie nun wohl in der eigenen Erinnerung kramen. Wie es für Noémie und Janina aus Wilhelmsburg war, das können Sie in der aktuellen ZEIT:Hamburg nachlesen, am Kiosk oder hier digital. |
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