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Liebe Leserinnen und Leser, das ist wichtig: Nach der Vertreibung der Central European University betreibt Ungarns Regierungschef Viktor Orban die Zerschlagung der Akademie der Wissenschaften. Die EUA plant eine europäische Lehrgemeinschaft, und Nordrhein-Westfalen sägt am universitären Promotionsprivileg. Ein weiterer Aufreger findet sich im Standpunkt. Jan-Martin Wiarda ermuntert zu Studiengebühren für Ausländer. |
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Wissenschaftsfreiheit: Ultimatum in Budapest Es ist ein Wissenschaftspolitik-Krimi, den eigentlich keiner sehen will: Seit Monaten versucht Budapests rechtspopulistische Regierung unter Viktor Orban die Ungarische Akademie der Wissenschaften (MTA) klein zu kriegen. Jetzt steht eine entscheidende Machtprobe an. Heute in einer Woche läuft die Antragsfrist für ein rund 85-Millionen-schweres Forschungsförderprogramm aus, das Technologieminister László Palkovics an der Akademie vorbei konzipierte, aber größtenteils aus deren Budget zu finanzieren gedenkt. Rund 50 Millionen Euro an Akademiegeldern sollen umgelenkt werden. Die Akademie mit ihren mehr als 1000 Wissenschaftlern in rund 130 Forschungsgruppen wäre damit finanziell stark geschwächt. Um den Schlag abzuwenden, will Akademiepräsident László Lovász die Förderanträge nur ans Ministerium weiterreichen, wenn die Regierung ihrerseits schriftlich zusichert, die budgetierten Zuwendungen in voller Höhe an die Akademie zu leisten. Das Ultimatum gab Lovász in einer Resolution bekannt. Was es bringt, wird sich nach Antragsschluss am 28. Februar zeigen. Die Wissenschaftswelt hält den Atem an und blickt zunehmend besorgt in die Stadt und das Land, das gerade erst die liberale Central European University vertrieb (Nature, New York Times, Science Business, Spiegel Online, Tagesspiegel). “Driving CEU out of the country was already a huge blow. If the backbone of the Hungarian academic life is broken, however, we will need to face a problem of a much grander scale”, kommentiert CEU-Vizepräsident Zsolt Enyedi in einer Pressemitteilung. Europas Unis planen Lehrgemeinschaft Es folgt eine begleitende Durchsage zu den Paktverhandlungen, die sich ja nun in der sogenannten „heißen Phase“ befinden. Dazu ist zu wissen: Die European University Association plant eine Lehrgemeinschaft auf internationaler Ebene. Die Organisation soll nach dem Vorbild der britischen Higher Education Academy konzipiert sein und die akademische Lehre in ganz Europa fördern, meldet Times Higher Education unter Berufung auf einen EUA-Report (PDF). In Deutschland wird im Zuge der Paktverhandlungen wieder intensiver über eine Lehrgemeinschaft diskutiert. Der Wissenschaftsrat findet solch eine eigene Fördereinrichtung gut (Positionspapier zur Zukunft des Hochschulpakts). Die Hochschulrektorenkonferenz sieht dagegen keinen Bedarf für eine neue Organisation. Sie könne ein „Bürokratiemonster neuen Typs“ werden, erklärte HRK-Präsident Andre-Peter Alt im vergangenen November (Tagesspiegel). „Sinnvoll“ wäre „eine von der Hochschulrektorenkonferenz zu schaffende Plattform, die unter Federführung der Wissenschaft wesentliche Handlungsfelder im Bereich guter Lehre definiert und entsprechende Beratung organisiert“, schrieb Alt gestern in der Frankfurter Rundschau erschienen lesenswerten Meinungsbeitrag „Einigt Euch!“. Fällt in NRW das Promotionsprivileg? Hessen machte den Anfang, jetzt will Nordrhein-Westfalen nachziehen und das Promotionsprivileg der Universitäten brechen. In der Landtagsdebatte zur Reform des Hochschulgesetzes legten die Koalitionsfraktionen von CDU und FDP einen Vorschlag (PDF) auf den Tisch, der Universitäten bundesweit genauso alarmieren dürfte wie den Deutschen Hochschulverband (DHV) Das Graduierteninstitut NRW soll in ein „Promotionskollegs für angewandte Wissenschaften“ umfirmiert werden. Die Fachbereiche des Kollegs sollen das Promotionsrecht erhalten können. Der DHV-Landesverband kritisierte den Plan umgehend (Pressemitteilung). Auch auf Bundesebene ist mit Gegenwehr zu rechnen. Das Aus des Graduierteninstituts wäre ein Schlag gegen die Kooperative Promotion. Dabei werden Doktoranden von FH-Professoren und Uni-Kollegen gemeinsam betreut. So ist das derzeit auch im Graduierteninstitut NRW, im „Promotionskolleg“ würden Doktoranden von FH-Professoren betreut. |
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Heide Naderer geht, Oliver Locker-Grütjen übernimt Nach einer monatelangen Hängepartie an der Spitze setzt die Hochschule Rhein-Waal nun auf Oliver Locker-Grütjen als neuen Präsidenten. Der promovierte Wissenschaftsmanager leitete in den vergangen zehn Jahren das Science Support Center der Universität Duisburg-Essen. In Kleve, dem Verwaltungssitz der Fachhochschule, folgt er auf die glücklose Heide Naderer. Sie hatte nach internen Zerwürfnissen im vergangenen Spätsommer bereits ihren Rücktritt erklärt und das Präsidentenamt seitdem lediglich kommissarisch ausgeübt (WDR). Locker-Grütjen übernimmt den Präsidentenposten am 1. Juni. Dieter Leonhard leitet die HTW Saarbrücken Präsidentenwechsel an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Saarbrücken: Dieter Leonhard steht jetzt an der Spitze der Hochschule. Der Ingenieurwissenschaftler bringt Führungserfahrung mit. So war er Rektor der Hochschule Mannheim und Präsident der Deutsch-Französischen Hochschule. In Saarbrücken löst er Wolrad Rommel ab, der nach einer Amtszeit nicht mehr kandidierte. Bettina Reitz bleibt Chefin der Münchner Filmhochschule Die ehemalige Fernsehdirektorin und Filmproduzentin Bettina Reitz bleibt für eine weitere Amtszeit Präsidentin der Hochschule für Fernsehen und Film München. Die Aufgabe übernahm sie im Oktober 2015 als erste hauptamtliche Leiterin. Alexander Leisner wechselt als Kanzler nach Reutlingen Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen muss sich eine/n neue/n Verwaltungschef/in suchen. Nach sechs Jahren auf dem Posten wechselt Alexander Leisner nun als Kanzler an die knapp 30 Kilometer entfernte Hochschule Reutlingen und folgt dort auf Jens Schröder, der als Geschäftsführer an das Studierendenwerk Bielefeld geht. Eva-Maria Beck-Meuth wird Präsidentin der Hochschule Aschaffenburg An der Spitze der Hochschule Aschaffenburg steht künftig eine promovierte Physikerin. Eva-Maria Beck-Meuth, bisher Vizepräsidentin in Aschaffenburg, folgt Mitte März auf Wilhelm Diwischek, der die Hochschule seit 2001 leitete. Job: Akademische Rätin/Rat in Gießen Lange nicht gesehen, jetzt wieder da: Die Veterinärmediziner an der Universität Gießen suchen eine Akademische Rätin/Rat für die Fachgebiete Mikrobiologie und Tierhygiene. Akademische Räte bildeten vor den Hochschulreformen den Mittelbau, ihre Stellen waren Dauerstellen. Weil das im Mittelbau heute so selten ist, annonciert die Uni Gießen die Posten zur Sicherheit mit den Signalworten „auf DAUER“. Weitere Informationen zur Ausschreibung finden sich im Stellenmarkt der aktuellen ZEIT. |
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Nur Mut zu Studiengebühren für Ausländer! Theresia Bauer gab sich größte Mühe, nicht zu triumphierend rüberzukommen. Die Zahl der Studienanfänger aus Nicht-EU-/EWR-Ländern ist an Baden-Württembergs Hochschulen im Vergleich zum Vorjahr um fast neun Prozent gestiegen, was die grüne Wissenschaftsministerin in einer Pressemitteilung vergangene Woche entsprechend zurückhaltend kommentierte: „Diese Entwicklung übertrifft unsere eigenen Erwartungen.“ So überraschend sind die Zahlen oberflächlich betrachtet freilich nicht. Im Wintersemester 2017/18 hatte es einen empfindlichen Einbruch von 19,1 Prozent gegeben, ausgelöst durch die damals neu eingeführten Studiengebühren für internationale Studierende. Dass der Knick vorübergehend sein würde, davon war angesichts ähnlicher Erfahrungen in Ländern wie Schweden und Dänemark auszugehen. Ist damit der Beweis erbracht, wie Bauer betont, dass „moderate Studiengebühren“ der „weiteren Internationalisierung“ nicht schaden? Zumindest zeigen die Zahlen, dass viele ihre schon reflexartige Anti-Gebühren-Hysterie einmal überdenken sollten. Wie bei so vielen Dingen im Leben kommt es nicht nur auf das Ob an, sondern auf das Wie. Soll heißen: Studiengebühren können schaden, wenn sie zu hoch sind. Und wenn sie nicht zugleich von einem fairen Ausgleichssystem für die Schwächsten begleitet werden. In Baden-Württemberg gibt es Ausnahmeregelungen und Stipendien für Studierende aus besonders armen Herkunftsstaaten. Vielleicht noch nicht genug, aber es gibt sie. Schaut man sich die Studierendenstatistik im Detail an, nimmt die Verblüffung dann doch zu. Am stärksten ist die Zunahme nicht unter den wohlhabenderen Chinesen oder Nord-Amerikanern, sondern bei den Studierenden aus Indien und den wirtschaftsschwächsten Entwicklungsländern. Rückgänge gibt es dagegen bei Studienanfängern aus Russland, Tunesien und Mexiko. Bei den Steigerungen einen kausalen Zusammenhang zu den Gebühren herzustellen, wäre verfrüht. Aber verallgemeinernd lässt sich schon sagen: Ja, Studiengebühren sind sinnvoll – wenn das eingenommene Geld zur besseren Betreuung gerade jener dient, die sie besonders brauchen. Hier muss sich Bauer allerdings vorwerfen lassen, dass lediglich 300 von 1500 Euro der Semestergebühren direkt an die Hochschulen gehen, mit dem Rest werden Löcher im Haushalt des Wissenschaftsministeriums gestopft. Will Bauer den positiven Trend verstetigen und die Akzeptanz der Gebühren im eigenen Land erhöhen, tut sie gut daran, den bei den Hochschulen verbleibenden Anteil bald hochzuschrauben. Auch wenn das schwierige Gespräche mit ihrer Finanzministerin werden dürften. Apropos schwierige Gespräche: Nordrhein-Westfalens schwarz-gelbe Landesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt, ebenfalls „Studienbeiträge für Studierende aus Drittstaaten“ einführen zu wollen. NRW-Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) zeigt sich an der Stelle aber zögerlich. Bislang sagte sie stets, man beobachte die baden-württembergischen Erfahrungen und werde keine voreiligen Schlüsse ziehen. Angesichts der Zahlen aus Stuttgart kann man jetzt sagen: Nur Mut, Frau Pfeiffer-Poensgen. |
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Die Bildung der Anderen Gendersternchen, Fremdwörter – die akademische Elite ist abgehoben, findet unser Autor Manuel Stark. Er kommt aus einer Arbeiterfamilie in der Provinz. Dort haben die Menschen ganz andere Probleme »Der Holocaust ist bestimmt keine Kulisse fürs Amüsierfernsehen« In der ARD-Serie »Charité« spielt Ulrich Noethen den Chirurgen Ferdinand Sauerbruch. Ein Gespräch über dessen Rolle während der NS-Zeit und über Ärzte als Halbgötter Das Wunschabzeichen Was treibt Politiker in Deutschland dazu, Kopf und Karriere zu riskieren, um sich mit dem Dr. zu schmücken? Türkisch statt Englisch in der Grundschule? Der Integrationsrat in Nordrhein-Westfalen schlägt vor, Englisch an Grundschulen abzuschaffen und stattdessen Türkisch, Polnisch oder Russisch zu unterrichten. Eine gute Idee? Vier Meinungen Zur aktuellen Ausgabe |
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#MyWeb30 Vor 30 Jahren hat Tim Berners-Lee am Cern das World Wide Web erfunden. Wie prächtig es sich bis heute entwickelt hat, offenbart ein Blick auf die erste Webseite „info.cern.ch“. Bunte Bilder oder gar Videos sind da nicht. Sie sollen dem Web zum Geburtstag aber dargebracht werden. „Share your own #MyWeb30 video to say what the Web means to you” twitterte das Cern zum Wochenstart. Nur zu! Die Video-Botschaft des Internet-Urgesteins Francois Flückiger zählt mehr als 100.000 Aufrufe und kommt in schlichter Machart daher. Älterer Mann im dunklen Anzug sitzt vor einem noch dunkleren Hintergrund und erklärt das Erfolgsgeheimnis des Web: „No-one requested it, but, once there, no-one can do without it.“ Christine Prußky |
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