Plagiatsverdacht gegen Franziska Giffey I Katholische Fakultäten sorgen sich um Wissenschaftsfreiheit I Bildung schützt nicht vor Demenz I Christian Lamker, TU Dortmund, beantwortet Dreieinhalb Fragen

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
nun steht Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) wegen ihrer Dissertation unter Plagiatsverdacht. Sie weist den Vorwurf zurück und hat die FU darum gebeten, ihre Arbeit zu überprüfen. Warten wir es also ab. Die katholischen Fakultäten in Deutschland sorgen sich wegen eines Papstschreibens um ihre Wissenschaftsfreiheit. Und leider hilft Bildung nicht gegen Demenz, wie Forscher aus Chicago herausgefunden haben (Das ist wichtig). Christian Lamker von der TU Dortmund beantwortet unsere Dreieinhalb Fragen.
   
 
 
 
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
FU prüft Plagiatsverdacht gegen Familienministerin Franziska Giffey
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) ist laut Spiegel wegen ihrer Dissertation aus dem Jahr 2009 ins Visier von Plagiatsjägern geraten: Auf der Website VroniPlag Wiki wird das Werk derzeit auf mögliche Mängel untersucht. Bisher wollen die Vroni-Plag-Rechercheure auf 49 von über 200 Seiten problematische Zeilen ausgemacht haben. Es gebe "zahlreiche wörtliche und sinngemäße Textübernahmen, die nicht als solche kenntlich gemacht sind". In "mindestens 68 Fällen" habe die Verfasserin zudem Aussagen ganz oder teilweise mit Quellen belegt, "die dem Anschein nach willkürlich gewählt sind" oder mit denen sich das Geschriebene nicht ausreichend belegen lasse. Die Ministerin erklärt auf Anfrage: "Ich habe diese Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen verfasst." Den Fall müsse die Freie Universität Berlin (FU) nun bewerten, sie habe die Hochschule um Prüfung ihrer Arbeit gebeten. Die FU will dieser Bitte nachkommen. Jan-Martin Wiarda kommentiert den Fall in seinem Blog.
  
 
 
Katholische Fakultäten sorgen sich um Wissenschaftsfreiheit
Wie das Kölner Domradio berichtet, sorgen sich die katholischen Fakultäten in Deutschland um ihre Wissenschaftsfreiheit. Das von Papst Franziskus Anfang 2018 veröffentlichte Schreiben "Veritatis gaudium" über die Arbeit kirchlicher Hochschulen und Fakultäten schreibe das überholte Bild einer auf Gehorsam ausgerichteten und "lehramtlich strengstens kontrollierten Theologie" fest, heißt in einer Erklärung des Katholisch-Theologischen Fakultätentages. Die Fakultäten kritisieren "restriktive Regularien" zur Erteilung der Lehrbefugnis für Theologen. Notwendig seien "verlässliche rechtliche Strukturen für verbindliche und transparente Verfahren zur Lösung von Konflikten", die rechtsstaatlichen Anforderungen an die Begründung und Überprüfbarkeit von Entscheidungen genügten.
Das lohnt noch einmal einen Blick in den ZEIT-Artikel zum Fall des Theologen Ansgar Wucherpfennig.
  
 
 
Höhere Bildung schützt nicht vor Demenz
Bislang gingen viele davon aus, dass eine längere Schul- und Studienzeit Menschen vor Demenz schützen könne. Doch Forscher der Rush University in Chicago fanden in einer groß angelegten Studie nun heraus, dass ein höherer Bildungsgrad zwar allgemein mit einem besseren Denk- und Erinnerungsvermögen einhergehe, jedoch keinen Einfluss auf die Entwicklung einer möglichen Demenz habe.
  
   
   
   
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Die Zahl
 
 
   
 
   
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Milliarde Euro und mehr zahlen Universitäten und andere Forschungseinrichtungen in Europa jährlich für elektronische Publikationen an Verlage wie Elsevier und SpringerNature. Das zeigt der neue "Big Deals survey" der EUA. Die Universitäten tragen rund 72 Prozent der Kosten.
   
 
   
Quelle: EUA
   
 
 
   
 
 
 
 
3½  Fragen an…
 
 
   
 
   
Dr. Christian Lamker
Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent
TU Dortmund, Fakultät Raumplanung, Fachgebiet Raumordnung und Planungstheorie


Was haben Sie zuletzt von jemand anderem gelernt?
Wichtige Spielregeln internationaler Wissenschaft und Publikations- und Lebenswege. Vor allem weg von Kollektiv-Gejammer hin zu spannenden Möglichkeiten. Dafür bin ich mehreren Freunden und Kollegen außerordentlich dankbar.

Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Wenn es um echte Problemlösung geht: alle. Gute Ideen brauchen Inspiration, Mut und Ermutigung. Leider geht es bei der Lösung wissenschaftspolitischer Probleme oft tatsächlich um Geld und Macht – dann werden aber ganz andere Probleme ausgehandelt und gelöst. Ergebnisoffenheit in der Wissenschaft und das Vordenken wichtiger gesellschaftlicher Alternativen brauchen eine dauerhafte Finanzierungsgrundlage. Feilschen um Geld in Einzelfällen löst möglicherweise wissenschaftspolitische Probleme, aber nicht unbedingt gesellschaftliche.

Lektüre muss sein. Welche?
Literatur, die mich inspiriert, die mir hilft, mich selbst zu verstehen und die eine Grundlage für Gespräche mit anderen bietet. Welche? Möchte ich niemandem vorschreiben, und es muss auch keine wissenschaftliche Literatur sein. Paulo Coelho hat sehr schöne Werke, und vergangenes Jahr habe ich mich bei vorbeiziehenden Landschaften in Südamerika durch „Das Café am Rande der Welt“ von John Strelecky bewegt. Viel zu meinem Verständnis von Wirtschaft und Gesellschaft habe ich zuletzt vonThomas Piketty mitgenommen.

Und sonst so?
Letzten Sommer bin ich sechs Wochen lang alleine durch Südamerika gereist. Seit der Rückkehr frage ich mich: Woher kommt die negative Stimmung bei vielen in der Universität, in Geschäften oder auf der Straße? Es ist so schade, den Blick für schöne Details und unerwartete Erlebnisse zu verlieren.
   
 
   
 
 
   
   
   
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Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
   
 
 
 
 
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Wissenschaftlicher Nachwuchs
Quelle: PHD Comics
 
 
 
 
 
   
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