Trumps Wissenschaftsberater stellt sich vor I Die Kieler Universität verbietet Schleier I Peter Ullrich, TU Berlin, beantwortet Dreieinhalb Fragen

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
vergangene Woche hat sich Kelvin Droegemeier, Trumps erst spät berufener Wissenschaftsberater, ausführlich zu Wort gemeldet. Die Diskussion um den Historiker Gregor Schöllgen geht weiter. Und die Universität Kiel macht mit einem Schleierverbot bundesweit Furore (Was ist wichtig?). Berlin, Hamburg und NRW müssen um Gelder aus dem neuen Hochschulpakt bangen (Die Zahl). Peter Ullrich von der TU Berlin beantwortet unsere Dreieinhalb Fragen.
   
 
 
 
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Trumps neuer Wissenschaftsberater spricht
Viele rätseln darüber, was sie von Trumps neuem Wissenschaftsberater halten sollen. Seit Januar ist der in der Scientific Community gut beleumundete Meteorologe Kelvin Droegemeier Direktor des Office of Science and Technology Policy, das dem US-Präsidenten zuarbeitet. Nun kann sich jeder ein eigenes Bild machen: In der vergangenen Woche hat Droegemeier dem Magazin Science ein großes Interview gegeben, und er hat auf der Jahrestagung der AAAS eine Rede gehalten, in der er vor den amerikanischen Forschern betonte: „I hope that you never forget that I am one of you.“ Die Rede wurde unter anderem von Rush Holt, dem Chef der AAAS, wohlwollend aufgenommen. Nun müsse man im Gespräch bleiben und auf die Taten warten.
  
 
 
Kieler Uni verbietet Schleier
Nachdem eine Studentin der Ernährungswissenschaften mit einer Niqab verschleiert zu einem Tutorium erschienen war, hatte ein Dozent die zum Islam konvertierte Deutsche zurechtgewiesen und den Fall an die Hochschulleitung weitergegeben. Das melden die Kieler Nachrichten. Das Präsidium erließ daraufhin ein Verbot: Das Tragen von Burka (Vollschleier) oder Niqab (Augen bleiben frei) in Lehrveranstaltungen, Prüfungen oder Beratungsgesprächen ist nicht erlaubt, wohl aber auf dem Campus. Beifall gab es dafür in Schleswig-Holstein von der Landesbildungsministerin Karin Prien (CDU), der FDP, den Sozialdemokraten, Widerspruch kam aus den Reihen der Grünen. Auch einige Journalistinnen und Journalisten meldeten sich mit Kommentaren dazu zu Wort: Frida Kammerer von den Kieler Nachrichten (pro Verbot), Ansgar Graw von der Welt (pro), sowie auf Twitter Jochen Bittner von der ZEIT (contra).
  
 
 
Scharlatan oder Spitzenforscher?
„Was darf die Geisteswissenschaft?“, so grundsätzlich überschreibt die Süddeutsche Zeitung einen Artikel über den (inzwischen emeritierten) Erlanger Geschichtsprofessor Gregor Schöllgen. Der hat nicht nur eine umstrittene Festschrift zum 275. Jubiläum der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg geschrieben und eine Biografie des Alt-Kanzlers Gerhard Schröder, sondern auch die Geschichte einiger fränkischer Unternehmerfamilien, was er sich gut honorieren ließ. Ist das ehrenrührig, wie Kritiker sagen, oder eine Dienstleistung, die der Wissenschaft gut zu Gesicht stehe, wie er es sieht? Das Wirken Gregor Schöllgens und der Streit um ihn ist ein interessantes Lehrstück über die Aufgaben und Grenzen der Geisteswissenschaft.. 
  
   
   
   
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Die Zahl
 
 
   
 
   
30 bis 35
Millionen Euro weniger jährlich an Bundesmitteln könnte mit dem neuen Hochschulpakt nach Berlin fließen. Das ist laut Tagesspiegel aus Expertenkreisen zu hören. Auch Hamburg und Nordrhein-Westfalen drohen hohe Einbußen. Hintergrund ist, dass die Mittel aus dem bisherigen Pakt alleine nach der Zahl der von einem Land aufgenommenen Studienanfänger verteilt werden. Davon profitieren besonders Länder, die ihre Kapazitäten massiv ausgebaut haben. Die Zahl der Studienanfänger wird im neuen Hochschulpakt, über den Bund und Länder verhandeln, aber nicht mehr das einzige Kriterium sein. Weitere qualitätsorientierte Parameter wie die Zahl der Studierenden in der Regelstudienzeit, die Absolventenquote oder auch die Zahl der Professorinnen und Professoren an einer Hochschule sind im Gespräch.
   
 
   
Quelle: Tagesspiegel
   
 
 
   
 
 
 
 
3½  Fragen an…
 
 
   
 
   
Dr. phil. Dr. rer. med. Peter Ullrich
Bereichsleiter am Zentrum Technik und Gesellschaft und Fellow am Zentrum für Antisemitismusforschung (TU Berlin), Mitinitiator des Netzwerks für Gute Arbeit in der Wissenschaft (NGAWiss)

Was haben Sie zuletzt von jemand anderem gelernt?
Man lernt ja quasi ununterbrochen von anderen und kann es kaum von ‚eigenen‘ Gedanken trennen. Schade, dass das konkurrenzbasierte Wissenschaftssystem mit seinen Selbstpräsentationsplattformen, Indizes und Rankings so stark darauf setzt, Erkenntnis vor allem Einzelnen zuzurechnen. Aber konkret lerne ich beim Lesen von Dreieinhalb Fragen oft, wie man ausweichend antworten und so unterbringen kann, was einem unabhängig von der Frage wichtig ist.

Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Die Demokratisierung der Institute durch Auflösung der Lehrstühle und Schaffung kooperativ-solidarischer Departmentstrukturen mit vielen Dauerstellen. Das braucht nicht zwingend neue Gesetze, sondern „nur“ Entschlossenheit in den Instituten und bei den Hochschulleitungen und wäre eine immense Verbesserung für alle Beschäftigten, die Lehre und die Forschung.

Lektüre muss sein. Welche?
Neuerdings für mich immer mehr Twitter, aktuell die Hashtags #unbezahlt und #befristet, unter denen prekär-mobile Wissenschaftler*innen von der unschönen Realität der Beschäftigungssituation an deutschen Hochschulen berichten.

Und sonst so?
Weg mit dem Sonderbefristungsrecht in der Wissenschaft nach der Promotion!
   
 
   
 
 
   
   
   
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Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
Tod einer Schülerin In Berlin soll sich eine Elfjährige wegen Mobbings umgebracht haben. Der Fall wühlt ein ganzes Viertel auf. Dabei zeigt er vor allem eins: Wie mächtig ein Gerücht sein kann
 
Work-Love-Balance Ich bin raus – Karriere oder Familie? In der Rushhour des Lebens wird es ernst »Er war ein überzeugter Judenfeind« Der Historiker Uffa Jensen über den Streit an der Beuth Hochschule Das Problem beim Namen nennen Eine Liste zeigt, wer an den Unis das Sagen hat

Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
   
 
 
 
 
c.t.
 
 
   
 
 
Gilt natürlich nur für Nicht-CHANCEN-Brief-Leserinnen und -Leser ;-)
Quelle: PHD Comics
 
 
 
 
 
   
Eine richtig tolle Woche wünscht Ihnen

Ihr CHANCEN-Team


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