| Guten Morgen, | | | | Annika Lasarzik / © Gretje Treiber | |
für viele führt sie längst ein Nischendaschein in Trauerbriefen, doch Sie, liebe Leser, hängen noch sehr an der Schreibschrift. Wir berichteten: In Schleswig-Holstein soll sie wieder zur Pflicht werden, in Hamburg entscheiden die Schulen selbst, wie sie den Kindern schreiben beibringen – mit der verbundenen Schulausgangsschrift oder der Grundschrift. Der Großteil der Mails, die uns erreichten, spricht eine deutliche Sprache: Sie bevorzugen Schnörkel und Köpfchen, schön schreiben sei eine »wunderbar meditative Tätigkeit«, Kinder lernten so »ihre eigene Motorik besser kennen«, schrieben Sie uns. Der Gedanke, dass Schüler nicht mehr ›richtig‹ schreiben lernen, weckte in einer Leserin gar düstere Zukunftsvisionen: »Wie unterschreiben die später ihre Dokumente und Kreditkarten-Einkäufe? Reichen irgendwann drei Kreuze? Mathematik müssen sie auch nicht lernen, auf jedem Handy gibt es Rechner. Und Geschichte? Googeln kann jeder. Gut, dazu müsste man lesen können. Wird das noch unterrichtet…?« Einige von Ihnen halten diese ganze Debatte allerdings für unnötig. Die Wiedereinführung der Schreibschrift sei Ausdruck eines »Aktionismus, der im Bildungssystem völlig fehl am Platz sei«, so schrieb uns jemand, zumal es derzeit schon »so viele Baustellen« an den Schulen gebe (und wie man hört, gibt es Schulen, die sind selbst eine einzige Baustelle…). Die Schulbehörde versichert übrigens, dass beide Lernwege zu einer »gut lesbaren, flüssigen und individuellen Handschrift« führen würden. Nun aber zu dem, was sonst noch war.
G20-Entschädigungen: Der Staat springt in die Bresche Nach den G20-Krawallen hat für einige Schanzenbewohner ein Papierkrieg begonnen: Schäden beziffern, Versicherung anschreiben, noch mal nachhaken, Widerspruch... Für alle, die auf Kosten sitzen zu bleiben drohen, soll der Rubel aus der Staatskasse rollen. 40 Millionen Euro umfasst der »G20-Härtefallfonds«, verwaltet von der Investitions- und Förderbank Hamburg (IFB). Rund 82.000 Euro, etwa ein Fünfzigstel (!), wurden laut Senatskanzlei bis heute schon ausbezahlt.»Es kommen fast jeden Tag neue Anträge«, sagt Sprecherin Svenja Zell. Wer Schaden geltend machen will, kann das also noch tun – der Nachweis über eine Strafanzeige und eine Absage der Versicherung reichen aus. Was ein erstattungswürdiger Härtefall ist, liegt im Ermessen der IFB: Eine Plausibilitätsprüfung soll verhindern, dass der Staat mal eben schicke neue Autos oder Fensterscheiben finanziert, deren Vorgänger nie mit Brandsätzen oder Pflastersteinen zu tun hatten. »Wenn jemand behauptet, in seinem Ferrari hätten fünf Laptops und drei Kameras gelegen, als er ausbrannte: Das ist eher unglaubwürdig«, so Hell. 114 Schäden an Autos zählt die Statistik der IFB, 74 Gebäudeschäden und 44 sonstige. Bis gestern haben 60 Leute Geld bekommen, 160 Anträge stapeln sich auf den Schreibtischen. Was, wenn sich darin tatsächlich noch Ferrari und Laptops mit einschlägiger Gewalterfahrung verbergen? Kommt der Staat hin mit seinen 40 Millionen? Die Sprecherin der Senatskanzlei ist unbesorgt: »Alle Beteiligten sagen: Das wird ausreichen.« |
|
|