Experten geben Nachhilfe: Hamburg soll in Mathe aufholenHamburgs Schüler sind
unterdurchschnittlich im Kalkulieren – Platz 14 im Bundesländervergleich, das sieht nicht gut aus. Deshalb müssen sie sich jetzt auf mehr Matheunterricht gefasst machen. Diesen nicht besonders überraschenden Rat gab gestern die
Expertenkommission, die Schulsenator
Ties Rabe (SPD) mit Nachhilfe für die Hamburger Schulen betraut hat. Neben einheitlichen Lehrplänen soll es auf Empfehlung der Fachleute künftig
mehr Mathematik auf den Stundenplänen geben, vor allem in den Klassen 5 bis 8 und in Jahrgangsstufe 11. Klassenarbeiten in Mathe sollen nicht mehr durch andere Prüfungen ersetzt werden, Referate oder längere Hausarbeiten gäbe es dann allenfalls zusätzlich. Zudem soll die mündliche Note in Mittel- und Oberstufe genauso wichtig werden wie die schriftliche. Die Experten raten auch, Schüler in Mathe
zielgerichteter zu fördern. Helfen soll dabei unter anderem ein neuer, computerbasierter »Diagnose-Test«, der Lehrern Schwächen und Stärken ihrer Klassen zeigen soll. Fortbildungen legt die Kommission auch den Pädagogen an Schulen, Vorschulen und Kitas nahe. Während die Schulbehörde nun prüft, was wann umgesetzt werden kann, nahmen
Oppositionsparteien die Vorschläge unterschiedlich auf: Während CDU und FDP für sich beanspruchten, schon lange genau dasselbe zu fordern, sprach die Linke von »Methodeneinfalt« und kritisierte »autoritäre Übergriffe aus der Behörde«. Deren Optimismus tut das keinen Abbruch: Hamburg soll nicht nur aufholen, sondern in Mathe sogar
Vorbild für andere werden. Senator Rabe hält immerhin die meisten Vorschläge für realisierbar.
Türchen auf: Geschichten aus dem KirchenasylAls in der Nacht die Beamten kamen, um sie nach Bulgarien
abzuschieben, wäre die syrische Familie Haddad fast zerbrochen: Der Vater erlitt einen Kollaps, zwei Kinder rannten weg und blieben tagelang verschwunden. Lieber zurück in den Krieg als zurück nach Bulgarien, sagte die Mutter. Bleiben konnte die Familie schließlich in der Kirchengemeinde, die sie aufgenommen hatte. Fast 100 Menschen gewährt die Nordkirche zurzeit
Kirchenasyl. Es bietet Geflüchteten ohne legalen Aufenthaltsstatus Schutz, wenn sie durch Abschiebung in
Gefahr oder soziale Not zu geraten drohen – etwa weil in den Zielländern die Versorgung nicht ausreicht. In Hamburg leben derzeit 39 Personen, darunter zehn Kinder, in Gemeindehäusern, Pastoraten oder Wohnungen der evangelischen Kirche. Sie stellt die Nordkirche nun Tag für Tag in einem
Adventskalender vor, denn: »Wenn jemand eine persönliche Geschichte hört oder liest, ist die Reaktion ganz oft: Das kann ich verstehen, dass die Kirche da geholfen hat«, sagt Pastorin
Dietlind Jochims. Bei jedem Fall von Kirchenasyl wird dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erklärt, wieso der Gemeinde diese
Notmaßnahme angebracht erscheint. Die staatlichen Behörden werden dann gebeten, den Fall neu zu prüfen.
»Das tun sie aber immer seltener«, kritisiert Jochims. Für die Geflüchteten heißt das dann, noch länger in ungeklärten Verhältnissen ausharren zu müssen. Denn erst nach 18 Monaten sind sie vor Abschiebung in EU-Länder wie Bulgarien oder Griechenland sicher. So lange, sagt die Pastorin, blieben die Gemeinden, die sich
zum Helfen verpflichtet sähen, gefordert.