Bürgerbeteiligung - aber keiner geht hin?

 
+ Noch mehr Platz für Autos? + Wenn der Sohn ein Kindesmörder ist + 100 Jahre Helmut Schmidt + Zuckowski-Musical + Michael Otto über Heimat +
 
 
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Das Wochenende wird regnerisch, windig und kühler – heute noch bei bis zu 12 Grad, Sonnabend und Sonntag bei höchstens 8 Grad. Immerhin: Mit Glatteis ist nicht zu rechnen.
   
 
Guten Morgen,
 
Sigrid Neudecker
 
der Hamburger ADAC, so las man in den vergangenen Tagen allenthalben, fordere größere Parkplätze, weil ja auch die Autos mittlerweile in die Breite gegangen seien. 2,50 Meter breit sollten Stellplätze heutzutage sein statt der vorgeschriebenen 2,30 Meter. Soll den SUVs in der Stadt jetzt also noch mehr Platz überlassen werden?
 
Was der ADAC fordert, ist nicht neu, das tut er schon seit Jahren. Man kann einer Autofahrerlobby auch nicht vorwerfen, dass sie die Interessen ihrer Mitglieder vertritt. Man kann sich allerdings fragen, wieso inzwischen jeder Mittelklasse-Pkw – und ich spreche bewusst nicht von SUVs – beinahe schon einem Panzer gleicht. Und warum sogar Hamburger, die in notorisch parkplatzklammen Stadtteilen wohnen, sich solche Panzer zulegen. 20 bis 30 Zentimeter seien die Autos heute breiter als noch vor wenigen Jahrzehnten, sagt Christian Hieff vom ADAC Hansa. Zehn Stück nebeneinander verbrauchen also locker bereits einen Parkplatz mehr.
 
Haben Sie in letzter Zeit in einem Mini der neueren Generation gesessen? Das ist mittlerweile ein kleinerer Lkw. Mit Ihrer Umwelt sind Sie nur noch mittels Sensoren und Kameras verbunden – früher hätten Sie einfach aus dem Fenster gesehen. Das alles vermittelt wohl »Sicherheit«.
 
Ist es Zufall, dass diese Autos ausgerechnet in einer Zeit immer häufiger gekauft werden, in der viel über »Sicherheit«, auch in größerem Rahmen, diskutiert wird? In der man sich am liebsten von allem abschotten möchte? Wo man wenigstens in seinem Auto sicher sein will, wenn man schon die Grenzen nicht dichtmachen kann?
 
   
   
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Kleiner Grasbrook: Bürgerbeteiligung geht nur schleppend los

Stell dir vor, die Stadt lädt zum Mitbestimmen ein – und keiner kommt hin. Mittwochabend startete die erste Grasbrook-Werkstatt auf der Veddel, bei der Anwohner Wünsche für die Zukunft des Kleinen Grasbrooks äußern sollten. Dort, zwischen östlicher HafenCity und Veddel, soll ein neues Quartier mit 3000 Wohnungen gebaut werden, zusätzlich werden in Nachbarschaft zu den bestehenden Hafenbetrieben vor allem Gewerbe entstehen. Von Geschäften, Arztpraxen oder Parks im neuen Stadtteil dürfen auch die Nachbarn auf der Veddel, in Wilhelmsburg und Rothenburgsort profitieren. Und deshalb sollten sie auch mitreden können. »Es war superwichtig, dass diese Veranstaltung hier stattgefunden hat, auch aus Gründen der Transparenz«, sagt Ulf Treger von der Initiative Veddel Aufbau Nord. »Aber der Versuch, mit den Veddelern und Veddelerinnen ins Gespräch zu kommen, der hat nicht funktioniert.« Es seien schlicht nicht genug Nachbarn da gewesen. Das Gespräch prägten stattdessen Fachleute, die eher beruflich als privat mit der Veddel verbunden seien. Die federführende HafenCity GmbH sieht es anders: Rund 200 Bürger seien der Einladung zum Mitreden gefolgt – andere Quellen sprechen allerdings von nur 100. Immerhin gibt es weitere Gelegenheiten, sich einzubringen. Bis zum 24. Februar läuft eine Online-Umfrage, im Januar und Februar sind weitere Werkstätten geplant. Am Ende können die Ideen aus dem Stadtteil in den »Wettbewerblichen Dialog« mit den künftigen Planern einfließen.
 
   
   
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Eine Familie gegen den Rest der Welt

Seit über hundert Jahren ist die Familie Quatmann Teil der Hamburger Stadtgemeinschaft. Die Großmutter von Carsten Quatmann lebte in Blankenese. Sein Vater war Schlosser in Altona. Die Mutter führte in den Sechziger- und Siebzigerjahren die Gaststätte Spreeklause in Lurup. Carsten Quatmann selbst hat die letzten 23 Jahre als Platzwart für das Bezirksamt Altona gearbeitet. Doch in Wirklichkeit heißen sie ganz anders. Denn Carsten Quatmanns Sohn soll das Baby seiner Ex-Freundin totgeschüttelt haben. Am 19. Dezember 2016 wurde Michael Quatmann dafür verurteilt, seither sitzt er im Gefängnis. Familie sei alles, was man habe, und das Einzige, worauf man sich verlassen könne, sagt sein Vater. Nähe und Zusammenhalt – »das ist es, was diese Familie lebt«. Auch dann, wenn der Sohn ein Kind umgebracht hat? ZEIT:Hamburg-Autor Atilla Filipe Cevik hat die Familie besucht und die Geschichte ihres Weiterlebens aufgeschrieben – zu lesen in der neuen Printausgabe oder gleich digital hier.
 

Helmut Schmidt: 100 Jahre in Bildern

Am 23. Dezember wäre Helmut Schmidt 100 Jahre alt geworden. Die Stadt würdigt das Leben des Altkanzlers, indem sie bereits von heute an Bilder sprechen lässt. Die Ausstellung »Helmut Schmidt. Pflicht – Vernunft – Leidenschaft. 100 Jahre in 100 Bildern«, initiiert vom Senat und der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung, zeichnet das Leben des verstorbenen ZEIT-Herausgebers nach. Zu sehen ist Schmidt als Schuljunge, als Wehrmachtsoffizier, als Staatsmann, als Privatmensch mit Frau Loki und Tochter Susanne und manchmal sogar mit zerzaustem Haar! Ellen Dietrich, ehemalige Fotochefin der ZEIT, hat die Fotos unter Tausenden Motiven ausgewählt. »Wir wollten Helmut Schmidt lebendig machen für die, die ihn vermissen, und für die, die ihn noch kennenlernen wollen, die Nachgeborenen«, sagt sie. Wer die Rhetorik von »Schmidt-Schnauze« erleben will, kann übrigens auch auf der original Sofagarnitur, die 20 Jahre lang in Schmidts Vorzimmer am Speersort stand, seinen Reden lauschen. Auch kritische Aspekte, etwa Schmidts Verhältnis zur NS-Vergangenheit, sollen nicht ausgeklammert werden. Man wolle »nichts heroisieren und auf keinen Fall der Versuchung einer ›Walhalla‹-Porträtschau erliegen«, versichern die Kuratoren im Ausstellungskatalog. Um 11 Uhr eröffnen Peer Steinbrück, Kuratoriumsvorsitzender der Schmidt-Stiftung und Peter Tschentscher die Ausstellung im Rathaus, ein Teil der Bilder ist auch in den Räumen der Stiftung am Kattrepel zu sehen.
 
Alle Informationen zu den Ausstellungen finden Sie weiter unten in den Terminhinweisen.
 
   
   
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Weihnachtsnostalgie auf der Bühne

»... gibt es manche Leckerei.« Na, haben Sie diesen Satz gerade in Gedanken ergänzt, gar schon beim Lesen synchron mitgesummt? Würde uns nicht wundern, denn die Zeile kennt wohl jeder, der a) Kinder hat, b) selbst vor nicht allzu langer Zeit Kind war oder c) sich in der Weihnachtszeit nicht komplett einbunkert. Oder nur mal ab und an den Fernseher einschaltet. Gemeint ist natürlich »Die Weihnachtsbäckerei«, Rolf Zuckowskis Mitsingklassiker, der es als Musical auf die Bühne des Schmidt’s Tivoli geschafft hat. Nun wird dort also munter Butter, Mehl und Milch verrührt, es wird in einer Tour gesungen und gelacht. Klingt nach dem ultimativen Weihnachtskitsch? Moment! Kollege Moritz Herrmann hat sich das Stück angesehen. Er ging völlig beseelt aus dem Theater und legt nun besonders überspannten Eltern einen Besuch dringend nahe. Warum, lesen Sie in der aktuellen ZEIT:Hamburg, am Kiosk oder gleich hier.
   
   
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Was macht Hamburg zu Ihrer Heimat, Michael Otto?
 
 
 
 
© Otto-Pressebild
 
»Toleranz und Offenheit, Vielfalt und Fairness, freier Handel und eine hohe Gemeinwohlorientierung prägen die hanseatische Politik und ihre Bürger. Ich liebe die Gezeiten der Elbe, die Betriebsamkeit des Hafens, das Raue und die Schönheit der Stadt, ihr kulturelles Angebot, die Mischung aus Tradition und Moderne, die Zurückhaltung, aber auch die Freundlichkeit der Hamburger, den feinen Humor und ihre positive Grundhaltung. Hier fühle ich mich aufgenommen und zu Hause.«

Michael Otto ist Unternehmer und Aufsichtsratsvorsitzender der Otto Group.
 
 
 
Lesevertiefung
 
 
Drei Buchempfehlungen fürs Wochenende...

Roman Ausgangspunkt dieses Romans sind Gespräche der Autorin mit ihrem Vater Ingmar Bergmann in dessen letzten Lebensmonaten über das Altwerden. Um diese herum flechtet sie die Geschichte einer Familie mit berühmten Eltern, die nie ganz erwachsen wurden, während die Tochter selbst es schon früh war. Ihr Blick dabei ist großzügig und zärtlich, umso schöner und berührender ist das Buch.
Linn Ullmann: Die Unruhigen, aus dem Norwegischen von Paul Berf; Luchterhand Literaturverlag, 22 Euro

Hörbuch Eine perfekte Symbiose bildet die wunderbare Stimme von Hannelore Hoger mit dem großartigen Ton von Dörte Hansens Geschichte über das Verschwinden des Dorf- und Bauernlebens in Nordfriesland. Warmherzig, humorvoll und weise.
Dörte Hansen: Mittagsstunde; Random House Audio, 22 Euro
 
Kinderbuch Mia wünscht sich Naomi, das neue Mädchen im Kindergarten mit den vielen bunten Hinguckerzöpfen, als Freundin. All ihren Mut braucht sie, um vorsichtig zu sagen: »Na, Omi.« Aber die blöde Anni ist immer schneller. Ein liebenswertes Bilderbuch mit farbenfrohen Illustrationen zum Thema Freundschaft.
Stephanie Schneider und Astrid Henn (Illustrationen): Mia hat Fußhusten; Fischer Sauerländer, 14,99 Euro, ab 4 Jahren


... ausgewählt von Jana Büchert und Andrea Chiapperino; Buchhandlung Frau Büchert, Rotherbaum
   
   
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Was bleibt
 
 
 
Er lebe 100-fach hoch! Helmut Schmidts Geburtstag jährt sich zum 100. Mal, und für jedes dieser Jahre hat die Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung ein Bild vom Altkanzler ausgewählt. All diese fügen sich zur Fotoausstellung »100 Jahre in 100 Bildern« zusammen. Offizielle Bilder und Schnappschüsse wechseln sich ab, teils bekannt, teils bisher unveröffentlicht. Eröffnet wird die Ausstellung heute von Bürgermeister Peter Tschentscher, sein Vorgänger und Bundesfinanzminister Olaf Scholz präsentiert zudem die Schmidtsche Geburtstags-Sonderbriefmarke.
Helmut-Schmidt-Forum, Kattrepel 10, heute Eröffnung, ab morgen bis 31. März 2019 öffentlich, Eintritt frei
Hamburger Rathaus, Rathausmarkt 1, 10 Motive in der Diele, heute Eröffnung, ab morgen bis 1. Januar 2019 öffentlich, Eintritt frei
 
Strichhafte Landschaften: Er gehört zu den bedeutendsten deutschen Landschaftsmalern des 19. Jahrhunderts – Heinrich Reinhold. Durch die Kunstausstellung »Der Landschaft auf der Spur« würdigen ab heute die Hamburger Kunsthalle und die Klassik Stiftung Weimar sein Werk.
Hamburger Kunsthalle, Glockengießerwall, Eröffnung heute, Ausstellung bis 10. März 2019, 19–20 Uhr, Eintritt frei
 
 
 
Was kommt
 
 
 
Es weihnachtet alternativ: Statt unter der allseits anerkannten, wenn auch inoffiziellen, Überschrift »Glühwein und Schmalzkuchen« zu stehen, hat sich der Weihnachtsmarkt Winterhude »Kunst Handwerk Design« ausgesucht. 36 Kunsthandwerker zeigen am 2. Adventswochenende ihr Können.
Goldbekhaus, Halle, Bühne zum Hof und Hofgelände, Moorfuhrtweg 9, Sa+So, 11 Uhr, Eintritt frei
 
Adventsklänge: An den ersten drei Adventssonntagen werden die historischen Räume des Jenisch Hauses von Musik aus junger Quelle durchflutet. Verantwortlich sind dafür die Schüler der Staatlichen Jugendmusikschule. Albert Vila leitet und moderiert, während kammermusikalische Wandelkonzerte den Ohren schmeicheln.
Jenisch-Haus, Baron-Voght-Straße 50, So, 14 Uhr, 6,50 Euro Museumseintritt, ermäßigt 4 Euro, Eintritt frei für Kinder unter 18 Jahren
 
 
 
   
   
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Hamburger Schnack
 
 
Bei Karstadt an der Kasse. Ein hochgefährlich aussehender Rocker hält der Kassiererin eine verspiegelte Sonnenbrille hin: »Wären Sie bitte so freundlich, das Preisschild abzumachen, ich möchte sie gleich aufsetzen.« Als er weg ist, sagt sie zu ihrer Kollegin: »Der war ja nett, und richtig höflich.« Antwort: »Heute scheint ja auch mal wieder die Sonne.«
 

Gehört von Gero von Randow
 
 
   
   
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Meine Stadt
 
 
 
 
Es steht ein Ufo im Nirgendwo: So schön – und einsam – leuchtet die gestern neu eröffnete U4-Station Elbbrücken
 

Foto: Martin Knecht
 

Das war sie wieder, die Elbvertiefung. Wollen Sie uns Ihre Meinung sagen, wissen Sie etwas, über das wir berichten sollten? Schreiben Sie uns: elbvertiefung@zeit.de

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag. Am Montag begrüßt Sie hier Kathrin Fromm.

Ihre
Sigrid Neudecker
 
 
PS: Gefällt Ihnen unser Letter, leiten Sie ihn gern weiter. Haben Sie ihn weitergeleitet bekommen, melden Sie sich ganz einfach und unverbindlich an unter www.zeit.de/elbvertiefung. Dann schicken wir Ihnen die neue Elbvertiefung, solange Sie wollen, immer montags bis freitags ab 6 Uhr.
 
 
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