Kaimauer an der Elbe wird runderneuert Wir wollen Ihnen eigentlich nicht den Sonntagsspaziergang für die kommenden vier Jahre vergällen und sowieso, es gibt ja auch noch viele andere schöne (Um-)Wege, aber eine der beliebtesten Strecken bleibt eben vorerst gesperrt: die
Kaimauer an der Elbpromenade in Neumühlen. Zwischen Fischmarkt und Museumshafen Övelgönne muss ein Teilabschnitt von rund 200 Meter Länge nun tatsächlich grundsaniert werden. Bereits im Herbst vergangenen Jahres war dort der Gehweg abgesackt, die Absperrgitter kamen. Vor Kurzem allerdings keimte bei den Spaziergängern Hoffnung auf, der Weg war wieder frei – aber zu früh gefreut. Der Schaden an der Kaimauer ist zu groß. Zu diesem Schluss kamen jetzt die Experten in ihrem Prüfbericht. Der betroffene Abschnitt wurde 1983 mit dem Tragwerk einer Uferwand aus den 1870er-Jahren verbunden. Aus heutiger Sicht hätte das Bauwerk damals nicht in die historische Konstruktion integriert werden sollen. »1983 ist man wohl von falschen Erwartungen ausgegangen. Der Grund ist nicht so stabil wie damals angenommen und damit die Lebensdauer begrenzt«, erklärt
Claas Ricker von der Finanzbehörde.
15 bis 20 Millionen Euro müssen jetzt investiert werden, um die Promenade wieder standhaft zu machen.
Vier Jahre werden die Bauarbeiten voraussichtlich dauern. Ob zwischenzeitlich ein Teil des Wegs wieder zugänglich sein wird, weil kurzfristige Maßnahmen die Kaimauer entlasten können, wird derzeit geprüft.
Mit dem Rad durch Afrika Er ist ausgezogen, um das Abenteuer zu suchen, und mit Waden aus Stahl zurückgekehrt:
Anselm Pahnke hat Afrika mit dem Fahrrad durchquert – allein, in 414 Tagen. Seine Reise hat der 29-Jährige filmisch dokumentiert. Zum Kino-Auftakt von
»Anderswo. Allein in Afrika« haben wir mit dem Fahrrad-Reisenden aus Hamburg gesprochen.
Elbvertiefung: Wie kommt man auf die Idee, allein mit dem Fahrrad einen Kontinent zu durchqueren? Anselm Pahnke: Geplant war das nicht, eigentlich wollte ich nur mit zwei Freunden durch Südafrika. Ich hatte ursprünglich auch nur drei Monate Zeit, ich steckte damals im Master-Studium. Als die anderen abreisten, bin ich dann aber mehr oder weniger Hals über Kopf allein weitergefahren.
EV: Sie sagen es – allein. Wie haben Sie das durchgehalten?Pahnke: Anfangs war es ganz schwierig für mich, die Stille auszuhalten – gerade in der Kalahari-Wüste. Aber nach und nach sind diese ganzen gesellschaftlichen Werte von mir abgefallen. Ich hatte keinen Alltagsrhythmus, keine sozialen Netzwerke, die mir sagen, wer ich bin. Ich konnte einfach ich selbst sein. Jeden Tag fiel mir das Alleinsein leichter, und ich spürte immer intensiver, wer ich bin. Diese Erfahrung ist ein wesentlicher Teil des Films.
EV: Mal ehrlich, nach wie vielen Kilometern wollten Sie zum ersten Mal absteigen und das Fahrrad in die Wüste werfen?Pahnke: Diesen Moment gab es nicht. So eine Reise findet über den Kopf statt und nicht über die Muskeln. Man muss an sich glauben – obschon ich mich öfter ins Schlamassel geritten habe. Ich habe es aber immer wieder geschafft, rauszukommen und, ja, zu überleben.
EV: Zu überleben? Pahnke: Ich bin damals ohne medizinische Vorbereitung los, auch ohne Malaria-Prophylaxe. An der fast ungünstigsten Stelle hat es mich erwischt: im Kriegsgebiet an der Grenze von Uganda und dem Südsudan. Da hatte ich eigentlich nichts verloren, alle hatten mich davor gewarnt. Ich war völlig ausgeliefert, aber die Menschen waren furchtbar nett und hilfsbereit. Und dann war da noch das Risiko Wasser.
EV: Wieso Risiko?Pahnke: Ich habe die ganze Zeit ungefiltertes Wasser aus den örtlichen Brunnen getrunken. Dadurch bin ich mit den Menschen in Kontakt gekommen, schließlich musste ich ja immer wissen, wo es Wasser gibt. Manchmal ist es mir auch ausgegangen.
EV: Das klingt alles sehr abenteuerlich ... Pahnke: Es war eine permanente Grenzerfahrung. Aber viele Ängste werden von außen an einen herangetragen, bei mir selbst war da nie der Gedanke: »Was könnte passieren?«, sondern: »Was könnte Schönes passieren?«.
EV: Wie kommt man nach so einer Reise wieder in Deutschland an? Pahnke: Die Rückkehr war nicht einfach. Ich kam aus dem zeitlosen Im-Jetzt-Leben zurück in eine Gesellschaft, die sich mit der Zukunft verknüpft, mit Erwartungen, Aufgaben und Schnelligkeit. Ich habe mich auf der Reise verändert, das musste auch mein Umfeld erst einmal akzeptieren. Ein Jahr lang hatte ich damit zu kämpfen. Der Rhythmus, den ich in Afrika gefunden habe, ist mir geblieben. Ich versuche, die Zukunft offenzuhalten. Nur den Master, den mache ich definitiv nicht weiter!
Der Film »Anderswo. Allein in Afrika« ist ab heute im Abaton-Kino zu sehen.