Die Handelskammer braucht einen neuen Präses

 
+ Bürgermeister Tschentscher und der Bundesparteitag der CDU + Weihnachtsamnestie für Häftlinge wird neu geregelt +
Ballettabend »Brahms/Balanchine« feiert Premiere + Alsterschwäne bekommen ein festes Dach überm Kopf + Samy Deluxe über Heimat +
 
 
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Starker Wind und teils sogar Sturmböen werden Ihnen heute den Regen ins Gesicht treiben – manchmal aber auch die Wolken wegschieben, sodass die Sonne hervorkommt. Temperaturen bis sieben Grad.
   
 
Guten Morgen,
 
Kathrin Fromm
 
Warten prägt die Adventszeit – und den Bundesparteitag der CDU. Nur dass es dort am Freitag in den Messehallen nicht um den Erlöser oder einen Geschenkeberg ging, sondern darum, wer nach 18 Jahren Angela Merkel der oder die neue Parteivorsitzende wird. Schon im ersten Wahldurchgang erhielt Annegret Kramp-Karrenbauer zwar die meisten Stimmen, aber eben keine absolute Mehrheit. Es kam zur Stichwahl. Wieder hieß es die Tischwahlkabinen aus Pappe aufklappen, wieder hieß es Kreuzchen machen, wieder hieß es warten. Am Ende setzte sich AKK, wie die ehemalige saarländische Ministerpräsidentin gern kurz genannt wird (der Name ist aber auch ein Zungenbrecher!), gegen Friedrich Merz durch, mit 35 Stimmen Vorsprung. An ihrer Seite künftig, das ergab die weniger spektakuläre Wahl am Samstag, der bisherige Chef der Jungen Union, Paul Ziemiak, als Generalsekretär. Jetzt müssen die CDU-Freunde nur noch darauf warten, ob es das neue Führungsduo schafft, den Richtungsstreit in der Partei zu beenden und die Anhänger von Friedrich Merz nicht zu vergraulen.

Und die SPD in der Stadt? Die entdeckt beim Besuch der politischen Konkurrenz ihre humorvolle Seite. Bürgermeister Peter Tschentscher, der am Samstag in den Messehallen Annegret Kramp-Karrenbauer zur Wahl gratulierte und ein Grußwort sprach, twitterte hinterher: »Zum ersten Mal auf einem CDU-Parteitag. War gar nicht so schlimm.« Und damit auch jeder kapiert, dass es sich um einen kleinen Spaß am Rande handelt, gab es einen Zwinker-Smiley dazu.

Weniger lustig, aber auch mit Warterei verbunden wird wohl der Wochenstart für viele Bahn-Pendler sein, denn die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft ruft noch bis 9 Uhr bundesweit zum Streik auf. Auch in den Stunden danach sei mit Störungen zu rechnen. Schwerpunkt des Warnstreiks soll zwar Nordrhein-Westfalen sein, aber auch in Hamburg und Umgebung könnte es Einschränkungen geben. Hoffen wir mal, dass es nicht so kommt.
 
   
   
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Handelskammer-Präses Bergmann tritt zurück

Im Social-Media-Zeitalter kann alles ganz schnell gehen. So wie diesen Sonnabend, als der Präses der Handelskammer, Tobias Bergmann, plötzlich via Twitter und Facebook seinen Rücktritt verkündete. »Es war mir eine Ehre, Freude, Bürde«, twitterte er und stellte den Screenshot einer E-Mail dazu, in der er »mit sofortiger Wirkung« sein Amt niederlegte. »Ich bin stolz, einen zukunftssichernden Reformprozess angestoßen zu haben«, schrieb er. Die Reform müsse konsequent weitergeführt werden. »Für diese Aufgabe fehlt mir jedoch der notwendige Rückhalt«, so Bergmann weiter. Er war als Kopf der »Kammer-Rebellen« angetreten, die seit Februar 2017 versucht hatten, die Handelskammer zu reformieren. Wichtigstes Versprechen: die Zwangsbeiträge abschaffen. Das war ihnen aber nicht gelungen. Die ganze Geschichte der Rebellen haben unsere Kollegen von ZEIT:Hamburg erst neulich hier aufgeschrieben. Bergmann hatte in letzter Zeit immer mehr an Zustimmung verloren, er und seine Mitstreiter verfingen sich in Detailfragen. André Trepoll, Vorsitzender der CDU-Fraktion, bezeichnete Bergmanns Schritt deshalb als konsequent: »Die Handelskammer als Vertretung der Wirtschaft gegenüber der Politik ist in letzter Zeit ausgefallen, weil die Kammer mit sich selbst beschäftigt war.« Zum Vertreter des Präses wurde gestern André Mücke gewählt. Er wird die Amtsgeschäfte bis zur Neuwahl führen. Mücke immerhin fand noch lobende Worte: »Tobias Bergmann hat wichtige Veränderungen angestoßen. Wir sind nun alle gefordert, uns im Dienste der Hamburger Wirtschaft den Sachthemen zu widmen und den Modernisierungsprozess in der Handelskammer konstruktiv und im Dialog fortzuführen«, schrieb er in einem Statement auf Facebook.
 
   
   
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Weihnachtsamnestie für Häftlinge wird neu geregelt

An Heiligabend im Gefängnis? Das ist für Häftlinge eine besondere Strafe. Seit mehr als 30 Jahren gibt es in Hamburg deshalb die sogenannte Weihnachtsamnestie. Gefangene können bis zu fünf Wochen vor Ende ihrer regulären Haftzeit entlassen werden und so die Feiertage mit ihrer Familie verbringen. Dazu mussten sie bisher einen Antrag stellen, über den die Gnadenstelle der Justizbehörde entschied. Ausgeschlossen davon war nur, wer länger als zwei Jahre einsaß oder wegen schwerer Kriminalität im Gefängnis war. Nun gibt es statt der Amnestie einen Anspruch auf vorzeitige Entlassung. Allerdings sind zusammen mit der Gesetzesänderung auch die Kriterien verschärft worden, sodass weniger Häftlinge freikommen dürften. Die Entscheidung liegt nun nicht mehr bei der Gnadenstelle, sondern bei der jeweiligen Gefängnisleitung, und die entlässt nur noch Häftlinge, die zu einer Strafe von weniger als einem Jahr verurteilt wurden, sich hinter Gittern nichts haben zuschulden kommen lassen und nicht abgeschoben werden sollen. Bis Anfang des Monats ist sieben Gefangenen ein vorzeitiges Haftende vor Weihnachten genehmigt worden, weitere könnten noch folgen. In den vergangenen Jahren hatten jeweils um die 30 Häftlinge von der Weihnachtsamnestie profitiert.
 

Die Freude an reinem Tanz

Neu und doch nicht neu war das Stück, das gestern Abend in der Staatsoper Premiere feierte. Der Ballettabend »Brahms/Balanchine« zeigt zwei Choreografien des l­egendären New Yorker Ballettchefs George Balanchine aus den 1960ern. Der erste Teil ist zu Brahms »Liebeslieder Walzer«. Für den Hamburger Ballettchef John Neumeier ist es ein herausragendes Werk: »Ein Juwel – zart, delikat und subtil.« Im zweiten Teil, beim »Brahms-Schoenberg Quartet«, steht dann ein großes Ensemble auf der Bühne. Balanchine habe damit das erste sinfonische Ballett für das New York State Theater geschaffen. Überhaupt gerät Neumeier ins Schwärmen, wenn es um den amerikanischen Choreografen geht. Er sei ein Erneuerer des Tanzes gewesen, der das klassische Ballett in zeitgemäße Ausdrucksformen überführt habe. Balanchine habe keine Geschichten erzählen wollen. »Das Wichtigste für ihn war es, die Freude an reinem Tanz zu vermitteln«, so Neumeier. Das kam auch beim Publikum an. ZEIT:Hamburg-Redakteur Florian Zinnecker war bei der Premiere dabei. Sein Fazit nach der Pause: »Ein Ballett wie aus dem Klischee. Es geht um reine Schönheit.« Vier Paare der feinen Wiener Gesellschaft tanzen unterm Kronleuchter Walzer, dazu singen zwei weitere Paare. »Man kann sich als Zuschauer wegtragen lassen und bezaubern. Das passt super in die Vorweihnachtszeit und in die Ballsaison zu Neujahr«, so der Kollege. Seine komplette Kritik lesen Sie in der nächsten Ausgabe der ZEIT:Hamburg, die es ab Donnerstag am Kiosk gibt.

Weitere Aufführungen von »Brahms/Balanchine« vor Weihnachten: heute, Do, Fr, So und Di, 18. Dezember. Mehr Infos gibt es hier.
 
   
   
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Alsterschwäne bekommen ein festes Dach überm Kopf

Vor drei Wochen sind die letzten Alsterschwäne in ihr Winterquartier am Eppendorfer Mühlenteich gebracht worden. Einige sind schon mitten im Hochsommer dorthin umgezogen, die Hitze machte ihnen zu schaffen. Überhaupt war es ein schwieriges Jahr für die schwimmenden Wahrzeichen der Stadt: 15 Tiere sind an einer Darmentzündung gestorben und wurden durch 13 Artgenossen aus dem Saarland ersetzt (Parallelen zum CDU-Bundesparteitag sind rein zufälliger Natur). Doch jetzt kommen endlich gute Nachrichten! In Zukunft sollen es die Alsterschwäne komfortabler haben. Der Senat hat beschlossen, ihnen für 400.000 Euro eine Halle als künftiges Winterquartier bauen zu lassen. Finanz- und Bezirkssenator Andreas Dressel (SPD) verkündete die Nachricht stilgerecht auf einem Ponton im Mühlenteich. Das Geld für das feste Dach überm Kopf der Tiere stammt aus dem Quartierfonds, der für Projekte in den einzelnen Bezirken gedacht ist. Bislang gibt es für die Schwäne in Eppendorf nur eine Zeltanlage. Die neue Halle soll sie vor der Wildvogel-Geflügelpest schützen, denn das Risiko für eine Infektion ist stark gestiegen. Vor einem Jahr wurde das Virus erstmals auch bei Wildvögeln in Hamburg nachgewiesen. Außerdem soll die Halle im Frühjahr und Sommer für die Aufzucht von Jungtieren genutzt werden.
   
   
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Was macht Hamburg zu Ihrer Heimat, Samy Deluxe?
 
 
 
 
 © David Koenigsmann
 
»Meine ganze Sozialisation hat in dieser Stadt stattgefunden, vor allem meine musikalische. Hamburg ist eine Hafenstadt, sie hat ein breites Spektrum an Influences von Reggae über Dub bis Punk, das ist so ein richtiges Melting-Pot-Ding. So richtig klar geworden ist mir das eigentlich erst in den letzten Jahren. Und die Stadt hat eine große links-politische Prägung. Als ich hier aufgewachsen bin, gab es die Kämpfe um die Hafenstraße, diese ganzen revolutionären Krisenherde. Man ist für seine Überzeugungen und füreinander eingestanden. Dieser Spirit hat sich übertragen – auf meine Musik. Sprachrohr zu sein für andere Interessen, die über das Eigene hinausgehen. Ohne diese Stadt wäre ich nicht der Musiker, der ich heute bin.«

Samy Deluxe, 40, geboren und aufgewachsen in Hamburg, ist Musiker, Rapper und Produzent.
 
 
 
Mittagstisch
 
 
Das Dilemma der Ente

Zehn Enten am Haken hinter dem Tresen – wie man gleich erfahren wird, nach geheimem Familienrezept gegrillt – begrüßen den Gast beim Betreten des kleinen Chen. Solch eine Fleischschau ist selten, und so ist man eher verschreckt als eingeladen, ganz so, als stünde plötzlich der ganze Komplex von Fleischverzehr und Massentierhaltung im Raum. Auf der Karte (Mittagstischgerichte zwischen 6,50 und 8,50 Euro) sucht man folglich angestrengt nach einem Essen mit Gemüse. »Wir sind berühmt für unsere Ente«, sagt der freundliche junge Mann hinter dem Tresen gerade so, als könne er Gedanken lesen, und fügt hinzu: »Sehen Sie: An allen Tischen wird Ente gegessen.« Man bestellt also die Empfehlung des Hauses und nimmt auf einem der hohen Hocker Platz. Das Essen kommt schön angerichtet, schon beim ersten Bissen ist man begeistert: einfach köstlich, diese Ente! Knusprig, mit feiner Fettschicht und herrlichem Aroma! Die leicht rauchige Guangdong-Soße ergänzt alles ebenso fein wie das knackige Gemüse. Nur der Reis hätte sich über ein wenig mehr Salz gefreut. Das Dilemma der Ente ist wohl, dass sie so wunderbar schmeckt.

Altstadt, Chen, Rosenstraße 7, Mittagstisch 11.30 bis 15 Uhr
 

Elisabeth Knoblauch

 
Alle Mittagstische im ZEIT Gastroführer
 
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Was geht
 
 
 
Journalistischer Islam: Islamwissenschaft ist für viele nicht definierbar. Geht es um Theologie, Kultur, Soziologie? Unter dem Motto »Die Welten der Islamwissenschaft – Experten ohne Schwert« berichtet »Spiegel«-Dokumentarin und Autorin Claudia Stodte von ihrer Arbeit: »Zwischen Diplomatie, Hochleistungssport und Pedanterie: Aus dem Leben einer Dokumentationsjournalistin«.
Universität Hamburg, Hauptgebäude, Raum 221, Edmund-Siemers-Allee 1, 18.15–19.45 Uhr
 
 
 
Was bleibt
 
 
 
Gute Tat: Wovon träumen kleine Hanseaten, die in der Weihnachtszeit schwer krank sind? Am Kinderwunschbaum pflücken Hamburger Wünsche der Bewohner des Theodorus Kinder-Tageshospizes. Erfüllte Geschenkträume (im Wert von maximal 30 Euro) sammelt das Einrichtungshaus Stilwerk; sie gehen kurz vor dem Fest direkt an die Kids.
Kinderwunschbaum und Abgabe der Geschenke bis zum 21.12. bei WohnArt, Große Elbstraße 68, Mo bis Fr 10–19 Uhr, Sa 10–18 Uhr
 
 
 
 
 
Was kommt
 
 
 
Kimchi und K-Pop: Schmeckt Bibimbap so kurios, wie es klingt? Wie hören sich koreanische Boygroups an, und was unterscheidet die Kampfkünste Haidong Gumdo, Hapkido und Taekwondo? Das Koreanische Festival lädt anlässlich der Ausstellung »Uri Korea« ein zu Begegnungen der exotischen Art.
Markk, Rothenbaumchaussee 64, Sa, 11–17 Uhr; Kochkurs 11–14 Uhr, 40 Euro, Voranmeldung unter info@markk-hamburg.de
 
Sterbehilfe auf der Bühne: Rainer hat sich als Proband für Kosmetika, Pillen und dubiose Mittelchen über Wasser gehalten. Jetzt ist er todkrank. Gerade hat er im Hospiz seinen letzten, tödlichen Cocktail geschluckt – und nun? Jens Rachut, Punk und Regisseur, inszeniert mit seinem Stück »Rainer Gratzke oder Das rote Auto« einen obskuren Trip durch die letzte Stunde eines Sterbehilfe-Patienten. Die Premiere ist ausverkauft, für die Folgetermine gibt es noch Karten.
Malersaal im Schauspielhaus, Kirchenallee 39, Sa/Mo/Mi, je 20 Uhr, 22 Euro
 
 
 
   
   
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Hamburger Schnack
 
 
Mein Sohn, 6 Jahre, sagt: »Mama, sieh mal die schöne Kirche.« Ich: »Ja, wirklich schön, und Weihnachten gehen wir da wieder hinein zum Gottesdienst.« Er: »Cool! Ein Jesus-Konzert!«

Gehört von Annette Halstrick
 
 
   
   
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Meine Stadt
 
 
 
 
Da sag noch mal einer, die Menschen in den IT-Abteilungen wären unkreativ und hätten keinen Sinn für Schönes

Foto: Wibke Ritscher
 

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Ihre
Kathrin Fromm
 
 
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