| Slot statt Stau Staufrei nach Hamburg – eine Vision, die Wirklichkeit wird? Zumindest Lkw-Fahrer dürfen ab Mittwoch kommender Woche darauf hoffen. Dann startet der Hamburger Hafenbetrieb HHLA ein neues Abfertigungssystem – die »Slotbuchung für Lkw«: Containerlaster sollen künftig nicht mehr dann in den Hafen fahren, wenn ihr Spediteur sie dorthin schickt, sondern dann, wenn der Hafen sie anfordert. Sobald sich ein Lkw-Fahrer per Smartphone-App anmeldet, bekommt er einen Slot zugewiesen – ein Zeitfenster, innerhalb dessen er an der Einfahrt erscheint. Dort wird der Laster mit höchster Priorität abgefertigt und fährt auf eigener Spur direkt zum Ladeplatz. Ähnlich funktionieren Systeme schon im Flugverkehr und an anderen Häfen. Ist ab Mittwoch also Schluss mit den Schlangen wartender Lkw, Schluss mit Rückstaus bis auf die Autobahn oder die Köhlbrandbrücke? Bedeutet das für alle Pkw-Fahrer eine staufreie Fahrt in die Hansestadt? »Ich sehe da keinen Zusammenhang«, erklärt Christian Lorenz von der HHLA. »Unser Hauptanliegen ist es, den Lkw-Verkehr zu den Terminals zu entzerren – Rückstaus bis auf die Autobahn sind doch eine Ausnahme.« Oha, denken sich Hamburg-Pendler da verwundert. »Definitiv haben Lkw-Rückstaus von den Terminals einen riesigen Einfluss auf den täglichen Verkehr«, widerspricht Christian Hieff vom ADAC Hamburg. Ob sich das System der Slotbuchung allerdings positiv auf den normalen Straßenverkehr auswirken werde, sei »Kaffeesatzleserei«. »Vielleicht gibt es statt an den Terminals künftig lange Schlangen vor den Einfahrten, weil die Lkw-Fahrer ohne Termin kommen oder zu spät«, mutmaßt Hieff.
Dirigieren probieren »Dirigiert uns!«, baten die Hamburger Symphoniker und unterwarfen sich am Mittwochabend der musikalischen Führung von Laien am Dirigentenpult. In der Aula der Hochschule für Bildende Künste nahm das Experiment seinen Lauf. Was die Teilnehmer mit der Musik und die Musik mit den Teilnehmern machte und wieso Dirigieren die Menschen fasziniert, fragten wir Projektkoordinatorin Sarah Weintritt. Elbvertiefung: Sie haben blutige Laien mit Taktstöcken ausgestattet und auf das 50-köpfige Orchester losgelassen. Was kam dabei heraus? Sarah Weintritt: Es war schön, Publikum und Orchester hatten richtig Spaß an der Sache. Etwa zwölf Leute haben dirigiert. Einige hatten sich auch richtig vorbereitet, hatten vorher unser Lehrvideo im Internet gesehen und sich die Partituren heruntergeladen. Zwei Laiendirigenten sagten mir, dass sie sich damit einen Kindheitstraum erfüllt hätten. Es waren aber auch ein paar Studenten der Kunsthochschule da, die spontan gesagt haben: Das probieren wir mal aus. EV: Und wie hat es geklungen? Weintritt: Na ja, sagen wir so – bei denen, die sich vorbereitet hatten, klang es schon nach echter Musik. Der Dirigent und Moderator Ulrich Windfuhr, der auch Professor an der Musikhochschule Hamburg ist, hat die Leute unterstützt und ihnen Tipps gegeben, etwa wie sie schlagen sollen und das Tempo halten. Denn wenn der Dirigent langsamer wird, reagieren auch die Musiker. Und dann ist es nicht leicht, das Orchester wieder auf Trab zu bringen. EV: Was macht denn das Dirigieren so reizvoll? Weintritt: Wir haben hinterher die Laiendirigenten gefragt, wie es ihnen dabei ergangen ist. Die meisten sagten, dass sie sich sehr glücklich gefühlt haben. Manche sprachen auch von einem besonderen Machtgefühl, das dabei entsteht, wenn sie so ein Orchester leiten. Einer sagte, er wolle mal nicht nur zuschauen und zuhören, sondern Teil der Musik sein. EV: Aber wie ist es für das Orchester? Rammen sich nicht die Streicher gegenseitig die Geigenbögen in die Ohren, wenn sich ein Dirigent auf Probe mal verdirigiert? Weintritt: Das passiert nicht, dafür kennen sich die Kollegen gut genug. Und so beengt sitzen die Musiker auch nicht. Das Einzige, was schiefgegangen ist, war ein Auftakt, der missglückte: Der Dirigent wusste nicht, wie er das machen sollte, einige der Musiker setzten früher ein als die anderen, und wir mussten abbrechen. EV: Wenn schon Laien das Dirigieren hinbekommen: Ist der Kult um Stardirigenten wie Simon Rattle oder den kürzlich verstorbenen Jeffrey Tate nicht etwas übertrieben? Weintritt: Um wirklich Dirigent zu sein, reicht es nicht, den Takt zu schlagen und zu organisieren, dass das Orchester gemeinsam anfängt und auch gemeinsam aufhört. Ein Profidirigent hat eine bestimmte Vorstellung oder Interpretation von einem Stück, die er dann mit den Musikern zusammen erarbeitet. Dazu braucht man diese Künstlerpersönlichkeiten. Falls Sie auch mal wollen: Das Format »Dirigiert uns« wird im kommenden Jahr voraussichtlich wieder angeboten. |
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