Freitext: Nora Bossong: Willkommen zurück in der Bonner Republik

 
Wenn dieser Newsletter nicht richtig angezeigt wird, klicken Sie bitte hier.

 

24.11.2017
 
 
 
 
Freitext


Willkommen zurück in der Bonner Republik
 
 
Lange wurde ich für meinen Glauben an das innovative Potenzial der FDP belächelt. Dass sie sich nun selbst verweigert, ist enttäuschend und ein Rückfall in alte Zeiten.
VON NORA BOSSONG

 
Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner © Odd Andersen/AFP/Getty Images
 
Über Partys, auf denen man selbst nicht war, sollte man nicht reden, gerade darum redet es sich über sie so gut. Wer weiß schon, ohne dabei gewesen zu sein, wie es tatsächlich zuging bei den Sondierungsgesprächen. Ich kann nur sagen, dass es schon als FDP-Sympathisantin auf manchen Partys nicht so spaßig ist. Genervt genug bin ich oft gewesen, wenn mir mit der Geste ungeprüfter moralischer Überlegenheit erklärt wurde, dass FDP ja nun gar nicht gehe, ehe überhaupt meine Argumente gehört wurden. Ich habe dann allerdings die Party nicht verlassen, sondern tief durchgeatmet und mir ein Bier geholt.
 
Zugegeben, fünfzig Tage lang haben diese Partys nie gedauert und mittlerweile haben sie sich sowieso verändert. In linksliberalen Berliner Kreisen hat sich zaghaft herumgesprochen, dass das Kreuz bei den Grünen gar nicht auf dem Wahlzettel vorgedruckt ist. Der Unmut über die Stagnation und zum Teil auch Verbohrtheit der Grünen wurde größer, dagegen stand die Hoffnung, dass die FDP sich mit ihrer Wiedergeburt breit genug aufstellen möge, um auch Linksliberalen eine Heimat zu geben. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
 
Die Sondierungsparty mit CDU/CSU, Grünen und FDP stelle ich mir so anheimelnd vor wie ein Date zu dritt, bei dem einer merkt, dass die anderen beiden längst unterm Tisch Händchen halten. Allerdings wusste man das auch vorher schon. CDU und Grüne turtelten seit Monaten, wenn nicht Jahren herum, ein bisschen verschämt, weil das ja so gar nicht zum Selbstverständnis zu passen schien. Aber es passte eben, zumindest besser als alles andere. Sie waren das Paar dieser Bundestagswahl.
 
Polyamore Dreierbeziehung
 
Es gab bloß ein Problem: Der CDU unter Merkel ist es bisher in jeder Legislaturperiode gelungen, den Koalitionspartner zu verschleißen. Dieses Mal gelang das bereits vor der Wahl und die Grünen holten nicht genügend Prozentpunkte, damit die Traumhochzeit steigen konnte. Die FDP musste als Lückenbüßer her. Das ist ungefähr so charmant, wie Trauzeuge zu sein, wenn man eigentlich gern Bräutigam wäre. Obendrein waren FDP und CDU ja mal zusammen, lange sogar. Schwarz-Gelb, das galt doch vor ein paar Jahren noch als gesetzt.

...

Den gesamten Freitext lesen Sie auf ZEIT ONLINE.


Sie wollen der Diskussion unter dem Text folgen? Hier geht es zum Kommentarbereich.
  VERLAGSANGEBOT
Lesegenuss pur!
Lesegenuss pur!
Lernen Sie jetzt DIE ZEIT als E-Paper, App, Audio und für E-Reader kennen! Lehnen Sie sich zurück und erleben Sie die neue Art des ZEIT-Lesens. Mehr erfahren >>