| Obdachlose Frauen – ausgenutzt und unsichtbar Bei dem nasskalten Wetter will niemand lange draußen bleiben. Umso schlimmer ist die Situation für Obdachlose, die sich nicht in eine warme Wohnung retten können. Und immer mehr von ihnen seien weiblich, heißt es von der Diakonie in Hamburg. Straßensozialarbeiter Johan Graßhoff bemerkt bei seiner Arbeit eine steigende Anzahl von Frauen: »Wir treffen sie am Hauptbahnhof oder in der Innenstadt«, sagt er, seine Beobachtungen teilten »viele Kolleginnen und Kollegen aus den sozialen Beratungsstellen und den Tagesaufenthaltsstellen«. Mit Zahlen belegen kann er seinen Eindruck allerdings nicht. Erstens ist die letzte offizielle Zählung in Hamburg bereits acht Jahre her (damals registrierte man unter den Wohnungslosen einen Frauenanteil von 22,2 Prozent). Und zweitens fallen Frauen oft durchs Raster: »Es gibt eine große Dunkelziffer«, sagt Graßhoff. Man spricht von verdeckter Obdachlosigkeit: Frauen erhielten oft eine Tagesstruktur und ein gepflegtes Äußeres aufrecht, sodass man ihnen die Obdachlosigkeit nicht ansehe. Manche hangelten sich von Schlafplatz zu Schlafplatz und übernachten bei Freunden und Bekannten. Dafür müssen sie oft Gegenleistungen erbringen, von Putzen bis Sex, berichtet Graßhoff. Warum immer mehr Frauen auf der Straße sind, habe viele Gründe. Frauen aus Osteuropa seien darunter, Deutsche, die vor einem gewalttätigen Partner geflohen seien. Im Winternotprogramm gibt es eigens Bereiche, die nur Frauen vorbehalten sind. Trotzdem machte der Anteil von Frauen in den Notquartieren in den vergangenen Jahren lediglich um die zwölf Prozent aus.
Gunter Gabriels Stimme fliegt »Ho, ho, ho!« schallt es dieser Tage über den Rathausmarkt: Dreimal täglich fliegt der Weihnachtsmann mit seinem Schlitten über Glühweinstände und Imbissbuden. Doch halt, diese brummige Stimme, das ist doch ...? Ja, richtig: Der Mann mit Bart klingt wie der verstorbene Countrysänger Gunter Gabriel. Und so soll es bleiben, findet Heide Mombächer, Sprecherin von Roncallis historischem Weihnachtsmarkt. Elbvertiefung: Frau Mombächer, sind der Weihnachtsmann und Gunter Gabriel entfernte Verwandte? Heide Mombächer: Nein, das ist schon Gunter, der die Geschichte von Rudolph, dem Rentier mit der roten Nase, erzählt. Den fliegenden Weihnachtsmann gibt’s bei uns seit 17 Jahren, früher allerdings mit einer anderen Stimme. Als wir 2010 einen neuen Sprecher suchten, fiel mir Gunter Gabriel ein. Wir fanden, dass es ein perfektes Duo sei: der Weihnachtsmann und das Enfant terrible! Die Besucher goutieren das mit einem Schmunzeln, es kamen schon mal 20.000 Menschen zu einer Vorstellung, nur um der Geschichte zu lauschen. EV: Gabriel hat damals ohne zu zögern mitgemacht? Mombächer: Klar! Wir zwei sind sofort ins NDR-Aufnahmestudio gefahren und haben die Geschichte aufgenommen. Ich kannte Gunter gut, eigentlich war er in Wirklichkeit wie ein Weihnachtsmann. Der hätte sein letztes Hemd weggegeben, um anderen zu helfen. Hier ist er auch umsonst auf unserem Händlerfest aufgetreten, ab und zu ist er mit seiner Gitarre gekommen. Einfach so. Dann gab’s ein Gratiskonzert für die Besucher. Gunter hat es immer geschafft, Alt und Jung zu begeistern. EV: Wer verbirgt sich denn wirklich hinter dem Rauschebart? Mombächer: Rambo Bügler. Er kommt aus einer bekannten Hochseilartistenfamilie und fliegt seit 17 Jahren in seinem Rentierschlitten über unseren Markt. Dass er nicht selber zu den Leuten spricht, hat einen simplen Grund: Man würde es unten auf dem Platz gar nicht hören. Daher brauchen wir Lautsprecher und eine Stimme vom Band. EV: Im Sommer ist Gabriel überraschend verstorben. Steht nun bald ein Stimmenwechsel an? Mombächer: Nein, auf keinen Fall! Gunter war immer ein Geschichtenerzähler und einfach ein besonderer Typ. Während er da oben die Wolke sieben aufmischt, lauschen wir hier unten weiter seiner tiefen Stimme. Ohne ihn würde dem Markt was fehlen. Und wenn er hier selbst den Weihnachtsmann sah und seine Stimme hörte, musste er lachen. |
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