| | | | von Jan-Martin Wiarda | | | Außeruniversitäre Machtarchitektur Heute möchte ich mit einer Matheaufgabe starten, Prozentrechnung: Wenn ich 50 Prozent Ihres Gehaltes zahle und Sie jedes Jahr eine Gehaltserhöhung von 3 Prozent bekommen, die ich allein finanzieren muss, welchen Anteil Ihres Gehalts zahle ich in fünf Jahren?
Das Ergebnis: Knapp 57 Prozent. Nächste Frage: Werde ich nach fünf Jahren noch damit einverstanden sein, jede Dienstanweisung, die ich Ihnen gebe, gleichberechtigt mit Ihrem zweiten Chef abzustimmen, der nicht mal mehr 44 Prozent Ihres Gehalts überweist? Eben. Fifty-fifty, so waren bis Ende 2015 auch die Finanzierungsschlüssel bei der Max-Planck-Gesellschaft und (mit einigen Abweichungen) bei der Leibniz-Gemeinschaft. 50 Prozent Bund, 50 Prozent Länder. Bei Helmholtz zahlte der Bund 90 Prozent, bei der Fraunhofer-Gesellschaft ebenfalls, wobei letztere nur ein knappes Drittel der Einnahmen überhaupt vom Staat grundfinanziert bekommt. Von 2016 bis 2020 nun übernimmt der Bund allein das jährliche Plus, so dass er bei Helmholtz und Fraunhofer am Ende auf gut 91 Prozent kommt. Vernachlässigbar. Nicht so, siehe oben, bei Leibniz und Max Planck. Was übrigens auch für die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gilt – bis 2015 erhielt sie 58 Prozent ihrer Mittel vom Bund. Als die vier Forschungsorganisationen und die DFG im Dezember das zehnjährige Jubiläum des so genannten Pakts für Forschung und Innovation feierten, der ihnen seit 2006 die festen Zuwächse garantiert, kündigte Leibniz-Chef Matthias Kleiner an: In 2017 werde man sehr dezidiert in die Verhandlungen mit Bund und Ländern einsteigen, wie es dann nach 2020 weitergeht. Alle wissen: Nochmal fünf Jahre können die Länder nicht aussetzen. Sonst steht die über Jahrzehnte mühevoll austarierte Machtarchitektur in unserem Forschungssystem auf dem Spiel. Wenn der Bund es auf die Spitze triebe, könnte er sogar von den Ländern verlangen, ihren Anteil erstmal wieder aufs Ursprungsniveau aufzustocken, bevor man erneut im Geschäft ist. Was er hoffentlich nicht tun wird. Sonst wird es richtig teuer für die Länder: 1 Prozent der jährlichen Paktfinanzierung entspricht im Jahr 2020 über 100 Millionen Euro. Alles nur trockene Zahlenspiele? Von wegen. Es geht um die Unabhängigkeit von Wissenschaft, die gerade in der Ausgewogenheit ihrer Finanzierung besteht. Es geht darum, die Arbeitsteilung der Forschungsorganisationen zwischen Grundlagenforschung und programmatischem Anspruch zu bewahren. | | | | |
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