| Guten Morgen, | | |
aus aktuellem Anlass muss ich mein Versprechen, die Elbphilharmonie an dieser Stelle erst mal nicht mehr zu erwähnen, schon wieder brechen. Aber aus welchem Anlass! Denn die Ankündigung der Elphi-Macher, das Haus werde nicht nur für das klassische Konzertpublikum sein wurde am Samstag gegengetestet von den Einstürzenden Neubauten, der Legende aus Berlin, die einst als lärmtosende Punkband ihrem Namen fast alle Ehre machten. Konzertbesucher wurden denn auch von gleich mehreren der freundlichen Einweiser gefragt, ob sie mit Ohrstöpseln versorgt seien, denn Blixa Bargeld und Konsorten hatten zum Musizieren die »klassischen Instrumente« dabei: Rohre und Röhren aus dem Baumarkt, Kanister, Metallstücke, Autofelgen, eine selbst gebaute Drehscheibenmaschine und »die beste Rettungsdecke ever«. Kettensägen aber, gar Presslufthämmer kamen nicht zum Einsatz, Ohrstöpsel folglich auch kaum. Das Haus (verzeihen Sie den Kalauer) blieb stehen, aber die Band rockte den Saal. Die meisten im Publikum, je nach Feeling in Hoodie und T-Shirt oder in kleinem Schwarzen und Sakko mit Einstecktuch, nickten und wackelten beglückt mit, manche im Stehen; die Türknallquote war gering. Hörten sich doch die Klangwelten der Neubauten nach über drei Jahrzehnten des Austobens in Kellern und auf Bühnen schon recht harmonisch an. Und ihnen wiederum machte der Auftritt als erster Rockband im neu eröffnetem Kulturtempel derart Spaß, dass sie es auch beim zweiten Auftritt des Tages nicht bei nur einer Zugabe beließen. Als der barfuße Bargeld bei »Silence Is Sexy« pflichtgemäß eine Zigarette anzündete – wer weiß, wie viele Feuerwehrleute mit Feuerlöschern da sprungbereit hinter den letzten Sitzreihen kauerten –, inhalierten manche im Saal förmlich mit. Nach 23 Uhr, mit »Redukt« war die letzte Zugabe vorbei, wurde auf der Plaza allen Verboten zum Trotz heftig geraucht. Und, es muss mit unserem Konzertbesuch zu tun haben, tags drauf holte meine Tochter gleich ihre Kinderwerkbank heraus und begann, zu klopfen und zu hämmern. Andere machten das schon früher. Wo, das lesen Sie unten.
Von der Tea Party lernen Am Samstag gingen weltweit Frauen auf die Straße, um gegen die Präsidentschaft von Donald Trump zu demonstrieren – in Hamburg waren 700 Demonstranten unterwegs. Die Democrats Abroad, Ableger der US-Demokraten, hatten zum Protest aufgerufen. Was sie damit erreichen wollten, erläutert die Vorsitzende Pamela Cory. Elbvertiefung: Mit Ihrer Demonstration unter dem Motto »We the People« haben Sie für Demokratie in den USA geworben. Worum ging es Ihnen konkret? Pamela Cory: Wir wollten deutlich aussprechen, welche Werte wir in der US-amerikanischen Gesellschaft hochhalten: Alle Menschen sind gleich, kein Mensch ist illegal, Black Lives Matter. Frauenrechte sind Menschenrechte, und »Love is Love« – alles, was zu einer inklusiven Gesellschaft dazugehört, in der Toleranz und Liebe herrschen. Diese Werte sehen wir unter einem Präsidenten Donald Trump in Gefahr, wir wollen für sie kämpfen. Elbvertiefung: Schlagzeilen machten nun erst mal die demonstrierenden Frauen. Hatten Sie denn auch Unterstützung von Männern? Pamela Cory: Ja, es gab von allen Beteiligten viel Unterstützung, auch für die Frauenthemen. Elbvertiefung: Gab es auch Reaktionen vom Hamburg Republican Committee? Pamela Cory: Nicht dass ich wüsste, nein. Elbvertiefung: Nun ist die Demo gelaufen. Planen Sie weitere Aktionen, um Ihre Ziele weiterhin durchzusetzen? Pamela Cory: Das müssen wir ja. Unsere Mitglieder verlangen das von uns. Wir haben so viel Aktionismus nicht erwartet, aber wir haben jetzt keine andere Wahl. Jetzt müssen wir lernen, welche Strategien effektiv sind. Ehemalige Mitarbeiter der Obama-Regierung haben im Internet unter indivisibleguide.com (»Indivisible, a Practical Guide for Resisting the Trump Agenda«) gute Vorschläge geliefert, etwa Abgeordnete in ihren Wahlbüros aufzusuchen oder bei öffentlichen Auftritten von Politikern für Themen zu werben, die den Bürgern wichtig sind. Es ist eine Leitlinie für Amerikaner, die ihre Kongressmitglieder beeinflussen wollen – orientiert an den Strategien der Tea Party, die im Grunde auch nur eine sehr kleine Gruppe war. Elbvertiefung: Wollen Sie denn nur Amerikaner ansprechen? Pamela Cory: Die Democrats Abroad sind Teil der demokratischen Partei in den USA. Wir dürfen offiziell nur Amerikaner einladen. Als andere angefragt haben, ob sie mitmachen können, wollten wir die aber nicht ausschließen. Uns ist nur wichtig, dass sie unsere Werte teilen. |
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