| Bosse: »Wir müssen lauter werden!« Am Wochenende spielte Axel »Aki« Bosse für nur 30 Fans in der Kleiderkammer von Hanseatic Help. Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Hamburger Musiker sozial engagiert oder sich gegen rechte Gewalt einsetzt – dafür muss er auch Kritik einstecken, wie Bosse im Interview berichtet. Elbvertiefung: Herr Bosse, sonst spielen Sie in großen Hallen, nun sind Sie zwischen ein paar Kleiderkisten aufgetreten – wie kam es dazu? Bosse: Bei einem Konzert im Dezember habe ich dazu aufgerufen, Winterkleidung für Obdachlose und Geflüchtete zu spenden, dabei kamen 10.000 Schals, Jacken und Mützen für Hanseatic Help zusammen. Nun habe ich für die fünf Gewinner gespielt, die unter allen Spendern ausgelost wurden, und deren Freunde. Mir imponiert das Motto von Hanseatic Help: »Einfach machen«. Elbvertiefung: Sie sprechen sich immer wieder gegen Rassismus aus, mit einem Konzert in der Großen Freiheit haben Sie 31.200 Euro für Hanseatic Help und Pro Asyl gesammelt. Warum engagieren Sie sich? Bosse: Als die AfD auf der Bildfläche erschienen ist, hatte ich das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. In der öffentlichen Debatte wird viel pauschalisiert und vertauscht. Als wir dann so viel Spenden bei dem Konzert, der »Sonntagssause«, sammelten, ist bei mir ein Knoten geplatzt, mir wurde klar, dass ich mit wenig Aufwand viel bewirken kann. Wir müssen lauter sein, weil das rechte Spektrum eben auch lauter geworden ist. Und mein Vorteil ist, dass ich mehr Menschen erreichen kann als andere. Elbvertiefung: Sollten Künstler heute stärker politische Stellung beziehen? Bosse: Ja, mit Blick auf die gesellschaftliche Entwicklung sollte man allgemein politischer sein, das gilt auch für Künstler. Musik bringt Menschen zusammen, sie »integriert« schon an sich. Musikfestivals sind daher die richtigen Orte, um viele verschiedene Leute zu erreichen, aufzurütteln – zumal viele junge Menschen heute zwar das Potenzial haben, etwas zu bewegen, aber oft Hemmungen haben, sich politisch zu äußern. Elbvertiefung: Beim Echo 2016 haben Sie auf der Bühne Nazis den Mittelfinger gezeigt, danach gab es einen Shitstorm... Bosse: Wenn man in der Öffentlichkeit steht und sich gegen rechts äußert, kriegt man von der rechten Netzgemeinde ordentlich was um die Ohren geballert – mit vielen Rechtschreibfehlern. Das ist traurig, teilweise aber auch lustig. Meistens kann ich solche Anfeindungen entspannt wegschieben, ich zögere aber auch nicht davor zurück, Anzeige zu erstatten.
Nachwuchs für die SPD - dank Schulz und Trump Donald Trump und Martin Schulz – nein, eigentlich haben der neue US-Präsident und der SPD-Kanzlerkandidat nicht so viel gemeinsam, dass man sie in einem Atemzug nennen könnte. Wobei: Eine Kleinigkeit gäbe es doch. Beide bescheren der Hamburger SPD offenbar einen Mitgliederzuwachs. Seit vor einer Woche bekannt wurde, dass der ehemalige EU-Parlamentspräsident bei der Bundestagswahl gegen Angela Merkel antreten wird, gingen 86 Mitgliedschaftsanträge im Kurt-Schumacher-Haus ein. Zum Vergleich: Für gewöhnlich sind es um die 30 Neuanträge – in einem Monat! Dieser »schon sehr deutliche Zuwachs« bestätige eben »den Trend auf Bundesebene«, freut sich SPD-Sprecher Lars Balcke. Auch nach der US-Präsidentschaftswahl stapelten sich übrigens die Anträge: 64 Ersuche auf eine Mitgliedschaft verzeichneten die Genossen laut Balcke in den ersten zehn Tagen nach dem »Election Day« am 8. November. Wie lässt sich der Aufschwung erklären? »Wie die Motivlage der einzelnen Personen ist, kann ich nicht sagen. Das ist sicher multifaktoriell«, sagt Balcke. Ah ja. Immerhin: Seit der Nominierung von Schulz sei doch tatsächlich »so etwas wie Aufbruchstimmung« zu verspüren. Ob Schulz diese durch seinen Auftritt bei »Anne Will« am Sonntag schüren konnte, damit haben sich die Kollegen von ZEIT ONLINE befasst. |
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