| Gotcha! Morgendlicher Jackpot bei der S-Bahn
Wer beim Wort »Signalstörung« sofort rote Flecken im Gesicht bekommt, ist vermutlich regelmäßiger S-Bahn-Fahrgast. Gestern Morgen traf es mit einem Schlag alle Linien. Gleich zwei Signale fielen im Stellwerk Hauptbahnhof aus, und das noch dazu um 7.45 Uhr, also zur Hauptreisezeit aller Berufspendler. Für die verantwortlichen Bahntechniker sei das geradezu ein Negativ-Jackpot, sagt uns Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis zähneknirschend: »Am Hauptbahnhof müssen alle Hamburger S-Bahn-Linien durch. Wenn hier etwas gestört ist, dann sind automatisch alle Linien betroffen.« Normalerweise geben die Signale, vergleichbar mit Ampeln im Straßenverkehr, die Strecke frei, sobald ein Zug durchgefahren ist. Fällt das Signal aus, muss auf mündliche Kommunikation zwischen dem Fahrdienstleiter und den Fahrern ausgewichen werden, die per Funk bekannt geben, dass sie die nächste Station erreicht haben. Erst dann darf der nächste Zug starten. »Das ist ein genau vorgeschriebener Wortlaut, der aus Sicherheitsgründen auch noch wiederholt werden muss«, erklärt Meyer-Lovis. Wir können uns lebhaft vorstellen, wie die Mitarbeiter der Bahn das unter Zuhilfenahme umfangreicher Folianten und des internationalen Morsealphabets bewältigen – Blödsinn, bei einer solch sicherheitsrelevanten Frage haben selbst wir vollstes Verständnis! Wo im Normalfall also zwei bis drei Züge unterwegs sind, beispielsweise zwischen Hauptbahnhof und Dammtor, war es gestern früh nur noch einer. Der Ausfall hatte übrigens nichts mit Bahnfeind Nummer eins, dem Schnee, zu tun, sondern einfach mit Zufall, Pech – und Wahrscheinlichkeitsrechnung. »Es gibt so viele Signale«, sagt Meyer-Lovis, »ich könnte Ihnen nicht einmal sagen, wie viele es allein rund um den Hauptbahnhof sind.«
»Ich hatte damit gerechnet, dass so etwas passiert« Vor wenigen Tagen postete der iranischstämmige Moderator, Poetry-Slammer und Performancekünstler Michel Abdollahi auf Facebook eine harsche Kritik an der deutschen Bundesregierung, auf den Einreisestopp für Bürger mehrerer islamischer Länder in die USA nicht scharf genug reagiert zu haben. Elbvertiefung: Sie haben auf Facebook ordentlich durchgezogen und die Bundesregierung aufgefordert, »uns alle gegenüber diesem Irrsinn zu verteidigen«. Wie waren die Reaktionen? Michel Abdollahi: Viele haben gesagt: Endlich wird mal klar formuliert, dass wir bei diesen unverhandelbaren Werten deutlichere Worte finden müssen als den üblichen Diplomatensprech. Mir war wichtig, dass wir als Deutschiraner sagen: Wir sind auch hier, lasst uns was dagegen tun! Die Stimmung der letzten Tage hat ja dann auch dazu geführt, dass die Kanzlerin darauf reagiert hat. EV: Sie sind als gebürtiger Iraner automatisch Doppelstaatsbürger. Abdollahi: Richtig, dagegen kann man gar nichts tun. Aber das möchte ich auch nicht! Ich möchte nicht irgendwohin reisen, wo ich meine Herkunft und meinen Glauben verbergen muss. EV: Haben Sie denn konkrete Pläne, in die USA zu fliegen? Abdollahi: Alles, was ich beruflich im Januar oder Februar in den Staaten erledigen wollte, hatte ich in die Vorweihnachtszeit vorgezogen. Ich hatte damit gerechnet, dass so etwas passiert. Viele haben mich dafür ausgelacht und meinten: Das kann nicht so schlimm werden. Die haben mich gestern alle angerufen. EV: Was fordern Sie von der deutschen Bundesregierung? Abdollahi: Manche fragten mich, ob ich wolle, dass wir jetzt die USA angreifen. So ein Blödsinn, nein! Sich stark zu positionieren heißt nicht, dass man in den Krieg zieht. Ich sehe es als Aufgabe für uns alle, zu sagen: Über bestimmte Dinge verhandeln wir einfach nicht. Immerhin können wir uns im Jahr 2017 mit allem, was uns zur Verfügung steht, dagegenstellen. EV: Soll Kanzlerin Merkel Donald Trump für den G20-Gipfel in Hamburg denn wieder ausladen? Abdollahi: Das ist eine Frage, mit der ich mich sehr schwertue. Ich bin ein großer Feind von Pauschalisierungen und finde es auch richtig, wenn man den Dialog versucht. Die Frage ist nur, bis wann wollen wir es versuchen? Vielleicht sollten wir noch ein bisschen abwarten. Wir wollen uns von den USA ja auch nicht komplett isolieren. EV: Sie blicken also hoffnungsvoll in die Zukunft? Abdollahi: Wir sollten schauen, was er macht, und dann immer deutlich werden. Das gilt meiner Meinung nach auch für die Bundesregierung: Den Punkt der diplomatischen Feinheiten haben wir überschritten. Deswegen wollte ich auch keine sanften Worte wählen. Trotzdem müssen wir mit Sachlichkeit dagegenhalten. EV: Schön, dass Sie das sagen, nachdem Sie der Bundesregierung zu »mehr Eiern« geraten haben. Abdollahi: Das musste in dem Moment mal raus … |
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