| Guten Morgen, | | |
dass wir fragten, ob unsere im Vergleich zum Süden so feiertagsarme Stadt nicht noch Bedarf an solch seligen freien Tagen habe, bescherte uns viele Mails. Und gleich vorab: Es gab nur einen einzigen, der sich gegen zusätzliche Feiertage aussprach, denn »dann schaffen meine Leute noch einen Tag weniger«. Alle anderen Mailschreiber sahen durchaus Bedarf. Und wollten beispielsweise den Buß- und Bettag wiederhaben. Der wurde 1994 als gesetzlicher Feiertag abgeschafft, um die stärkere Belastung der Arbeitgeber durch die Pflegeversicherung dadurch zu kompensieren, dass man einfach die Arbeitnehmer noch stärker belastete. Eine Leserin regte an, den erneuerten Feiertag dann aber »Betttag« zu taufen und auch als solchen »konsequent zu vollziehen«, denn die Kirche habe damals »im Kampf gegen die Feiertags-Abschaffer aus der Politik eh schmählich versagt«. Ein weiterer Vorschlag: »Tag der Großstadtkinder«. An dem, so die Einsenderin, »gibt es im Schwimmbad freien Eintritt, Theater zeigen ihre besten Kinder- und Jugendstücke, es gibt Stadtteilfeste, Kinder können sich von Stadtteil zu Stadtteil einladen«. Gleich mehrere Schreiber plädierten für einen »Sturmflut-1962-« oder auch »Helmut-Schmidt-Gedenktag«. Unbedingt erwähnen möchte ich auch die Anregung, einen Feiertag mit gelebter Integration zu vereinen zum »Tag des Fastenbrechens (Zuckerfest)« – »dagegen kann doch auch keiner hetzen, oder?«. Dann war da noch die Leserin, die mit gewissem Grimm freie »Tage der Wiedergutmachung« in angemessener Zahl vorschlug, und zwar für die Verwendung kostbarer Steuergelder, die an anderer Stelle im städtischen Haushalt fehlen werden, für die HSH-Nordbank-Schulden (obwohl: Da kämen eher »Jahre der Wiedergutmachung« zusammen). Jemand anders fand, es werde Zeit für einen »Tag des unterdrückten Stadthundes«. Und eine/ein »anonym« wies schließlich darauf hin, dass am 1. November 1989 die Besetzung des Flora-Theaters als Rote Flora begonnen habe, was »der ambitionierten Mittelstadt Hamburg« immer wieder »zentrale Sendezeit in den Hauptnachrichten« verschaffe und somit »die Relevanz, nach der sich viele in der Stadt – oder zumindest in der Bürgerschaft – zu sehnen scheinen«. Ein erster November als Feiertag, »das wäre eine nette Anerkennung für diese handfeste Stadtmarketingarbeit«. Und weiter: »Die Rahmenbedingungen für künftige zünftige Halloween-Randalen wären damit auch gelegt.« Nun schnell zu dem, was in dieser ambitionierten Mittelstadt sonst noch geschah.
Elbblick – bitte ohne Hafenverkehr »Große Pötte und laute Schiffshupen?! Nicht vor meiner Haustür!« ... dachten sich wohl die 51 Hamburger, die eine Sammelklage gegen die Westerweiterung des Hafens vor dem Hamburger Verwaltungsgericht eingereicht haben. Die meisten der Kläger leben in Övelgönne oder an der Elbchaussee, berichtet NDR 90,3, vertreten würden sie von der Anwaltskanzlei Mohr, die gerade auch für die Umweltverbände gegen die Elbvertiefung streitet. Geht es auch bei dieser Klage um die Liebe zur Natur, sorgen sich die Övelgönner gar um potenziell bedrohte Fischarten? I wo, die Begründung fällt etwas profaner aus. Medienberichten zufolge fürchten die Kläger Lärm und den Verlust der schönen Aussicht. Der freie Blick über die Elbe könnte nämlich durch einen 100 Meter hohen Leuchtturm gestört werden. Ziel des 250 Millionen Euro teuren Bauprojekts ist, einen größeren Wendekreis für große Schiffe zu schaffen, am Containerterminal Eurogate soll eine 40 Hektar große Terminalfläche entstehen. Können wir uns also auf Demos am Elbstrand einstellen, auf Elbchaussee-Bewohner, die sich schluchzend an Strandkörbe ketten? Das Bauprojekt zumindest haben sie vorerst gestoppt; wann das Verwaltungsgericht verhandeln wird, ist offen. Wirtschaftssenator Frank Horch zeigt sich »nicht überrascht«: Auf den Gerichtsstreit sei man »gut vorbereitet«, zumal Lärmschutz ohnehin eingeplant sei. |
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