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haben Sie sich nicht auch immer gefragt, wie der »Enkeltrick« funktioniert, wie man sich also am Telefon Wildfremden gegenüber als deren Sohn, Tochter oder eben Enkel ausgeben und sie dazu bringen kann, zur Bank zu rennen, ihre Ersparnisse abzuheben und sie einem zu übergeben – ohne dass man überhaupt den Namen von Sohn, Tochter oder Enkel kennt? Eine Möglichkeit wäre, sagte einmal eine Kollegin, »dass man anruft und sagt: »Rate mal, wer am Telefon ist!« Und wenn der andere frage: »Paula, bist du es?«, »dann ruft man: Genau, ich bin es! Und ich brauche dringend Geld!« Aber was ließe sich damit schon verdienen? 290.000 Euro. So viel Geld soll eine Bande von Enkeltrickbetrügern von Senioren in Hamburg und anderen Städten ergaunert haben. Gegen einen von ihnen begann gestern ein Prozess vor dem Hamburger Landgericht. Der 29-Jährige, so die Anklage, habe von Polen aus Leute angerufen, die mit Vornamen wie Waltraud, Erika oder Heinz im Telefonverzeichnis standen – Namen, die ein höheres Alter vermuten lassen. Um zu sagen: »Rate mal, wer am Telefon ist!« … Ein anderes Bandenmitglied, das sich als Mitarbeiter eines Notars oder Rechtsanwalts ausgab, holte dann das Geld für den angeblichen Wohnungs-, Grundstücks- oder Autokauf ab. Eine 86-jährige Hamburgerin übergab so gleich 100.000 Euro in bar, eine 87-Jährige wollte auf der Bank auch noch das Geld für ihre Beerdigung abheben. Die Bande wurde schließlich geschnappt, ein paar Mitglieder sind schon verurteilt. Nun ist der Mann dran, der anderen vorsäuselte, er sei ein lieber Verwandter in Not. Am Ende des ersten Verhandlungstages, berichtet dpa, winkte ihm »eine Zuschauerin durch die Trennscheibe zu und weinte heftig«. Jemand aus der Familie, vermutete die Agentur. Wir vermuten: ein neuer Trick.
Der lange Arm des Recep Tayyip Erdoğan Erst spät wird Sedat Şimşek deutlich. »Wir haben immer wieder gefordert, dass die Imame hier ausgebildet werden müssen«, sagt der Vorstandsvorsitzende der Ditib-Gemeinden in Hamburg und Schleswig-Holstein. Lange hatte es gedauert, bis die ZEIT:Hamburg-Kollegen Frank Drieschner, Sebastian Kempkens und Christoph Twickel den Funktionär für ihr Stück »Ins Gebet genommen« zum Interview bewegen und ihm die Frage stellen konnten: »Spionieren türkische Geistliche ihre Gemeinden aus?« Mit diesem Vorwurf sieht sich Ditib, die Türkisch-Islamische Anstalt für Religion, derzeit in Deutschland konfrontiert, spätestens seit Ditib-Imame, Angestellte des türkischen Staats, so die Kollegen, »hier lebende Anhänger des Erdoğan-Widersachers Fethullah Gülen bespitzelt und die Informationen nach Ankara weitergegeben haben«. Belegt ist dies für Gemeinden in den Regionen Köln, Düsseldorf und München. Aber: Reicht der Einfluss von Recep Tayyip Erdoğan, türkischer Präsident mit Alleinherrscher-Bestreben, bis in den deutschen Norden? Das könne er weder bestätigen noch dementieren, sagte Şimşek zwar. Aber, stellen die Kollegen fest: »So ganz scheint Şimşek den Imamen nicht zu trauen, die aus der Türkei entsandt werden.« Welche Stimmung in der hiesigen türkisch-muslimischen Gemeinde herrscht, seit in der Türkei der Ausnahmezustand gilt, und welche Rolle deutsche Behörden dabei spielen, lesen Sie von heute an in der ZEIT:Hamburg, am Kiosk oder digital. |
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