| Liebe Leserinnen und Leser, | | |
Treue kommt von »truwen«, »fest sein, sicher sein, vertrauen, hoffen, glauben, wagen«. All das ist Walburga Kern. Jede Woche schreibt die langjährige Christ&Welt-Abonnentin der Redaktion einen Brief. In dem teilt sie uns mit, wie sie Christ&Welt findet. So viele Briefe hat Walburga Kern der Redaktion mit den Jahren geschrieben, dass sich mit ihnen spielend eine Werkausgabe in vier Bänden bestücken ließe. Walburga Kern, Jahrgang 1926, lebt in der Nähe von München und arbeitete früher bei Siemens.
Wolfgang Thielmann hat vor zwei Jahren in Christ&Welt ein kleines, feines Porträt über sie geschrieben: Religion, sagte sie ihm damals, habe viel mit Träumen zu tun. »Wenn ich schlafe, bin ich in einem geistigen Reich.« Dann fühle sie sich ganz nah bei Gott. An die Hölle könne und wolle sie nicht glauben. Sie sei überzeugt: Alle Menschen kommen zu Gott. Jeder hat ein Recht, vom Himmel zu träumen.
Jede Woche landen ihre Briefkuverts bei mir auf dem Schreibtisch. Meine Kollegen erkennen die Briefe bereits an der Schrift auf dem Umschlag und dem goldenen Adressaufkleber auf der Rückseite: »Walburga hat wieder geschrieben.« Die vertrauliche Ansprache soll nicht despektierlich wirken.
Sie zeugt von Vertrautheit, Anerkennung. Ohne »Walburgas« Briefe würde uns etwas fehlen. Dabei umweht die Briefe ein Geheimnis: Was mag in ihnen stehen? Lob? Widerspruch? Es ist nicht immer leicht zu sagen. Oft stehen wir um Walburgas Briefe und versuchen die Handschrift zu entziffern. Dann springen uns Sätze an wie dieser: »Bin spät dran, musste erst einmal die anderen Seiten lesen.« Das klingt fast entschuldigend.
Dabei müssten wir uns eigentlich entschuldigen, dass wir als junge Redaktion im Entziffern von Handschriften noch nicht ausreichend geübt sind. Insoweit hoffen, vertrauen und glauben wir, dass Walburga uns so wenig missen will wie wir sie. Ein Indiz: Kurz vor Weihnachten erreichte uns ein Paket. Darin Schokolade, Geistesnahrung. Auf der Rückseite des Pakets: Walburgas goldumrandeter Adressaufkleber. Sie schickte uns Süßigkeiten. Wir bedankten uns mit einem Buch. So halten wir einander die Treue. Mögen noch viele Pakete zu Weihnachten von ihr kommen.
Ihr Raoul Löbbert |
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