| Guten Morgen, |  | |
wissen Sie schon, wo Sie den Abend verbringen werden? Gehören Sie zu den erlauchten Gästen, die gemeinsam mit Kanzlerin Merkel und Bundespräsident Gauck bei der Eröffnung der Elbphilharmonie die Korken knallen lassen werden oder planen sie doch eher aus der Distanz vor dem heimischen Fernseher oder mit google maps und durch die dicke Brille der virtuellen Realität ab 18.30 Uhr das Glas zum Prosit zu heben? Nach knapp zehn Jahren des Wartens ist es also soweit – gäbe es nur nicht ständig diese miesen Vorfreude-Hemmer. Nachdem schon der Kartenvorverkauf für Ärger sorgte, erst wegen der gefühlt ungleichen Verteilung von Schnäppchenkarten in den Stadtteilen, dann, weil die Server wiederholt dem Käuferansturm nicht standgehalten hatten, wurde gestern eine weitere Schwachstelle publik: Mit einem Trick soll es laut der Nachrichten-Webseite »heise Security«, möglich gewesen sein, Tickets, die andere im Online-Shop gekauft hatten – noch einmal herunterzuladen. Unschön, was? Da hat man den Server niedergerungen, ein heißbegehrtes Ticket ins Musikparadies ergattert, und muss am Ende vielleicht sogar damit rechnen, dass sich jemand so empört vor einem aufbaut, als säße man in irgendeinem schnöden ICE (»das ist MEIN Platz!«). Aber keine Sorge: Einer von Ihnen beiden hat schließlich seine Karte auf dem Schwarzmarkt gekauft, was man tunlichst lassen sollte. Und der andere – natürlich sind das Sie – sollte zum Konzertabend einfach seine Buchungsbestätigung mitbringen, Sie haben doch eine ...? Immerhin heute Abend wird das den prominenten und illustren Besuchern keine Probleme bereiten. Die Polizei sichert mit vielen Einsatzkräften das Gelände ab, stellt Betonpoller auf und patrouilliert mit Sprengstoff-Spürhunden, auch Wasserschutzpolizei und Staatsschutz sind involviert. Die Fahrrinne soll gesperrt werden, die Mahatma-Gandhi-Brücke ebenso, Fähren halten nicht, Autos dürfen nicht halten. Die stolze Elphilharmonie ist also, haben es böse Zungen nicht prophezeit?, quasi nur aus der Luft zu erreichen. Oder auch ganz bequem mit dem Shuttle-Bus. Konzertgäste parken am »Hamburg Cruise Center« in der Hafencity; von dort fährt der Shuttle-Bus alle fünf Minuten und setzt einen – geht doch! – direkt vor der Tür des Kulturtempels ab. Die Abendgarderobe bleibt trocken, die Frisur sitzt.
Immer? Nein, bloß zur Eröffnung.
Weihnachtsmann-Prügelbilder: FDP will Staatsvertrag mit Muslimen auflösen Der Staatsvertrag mit den muslimischen Verbänden aus dem Jahr 2012 galt einst als Pionierleistung: Als erstes Bundesland regelte Hamburg darin seine Beziehungen zu den großen Islamverbänden DITIB, Schura und dem Verband der islamischen Kulturzentren. Heute sorgt der Staatsvertrag für Streit: Die Hamburger FDP-Opposition fordert seine Auflösung, ein Antrag dazu soll am 18. Januar in der Bürgerschaft beraten werden. Die Kritik richtet sich vor allem gegen die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB): DITIB-Jugendgruppen hatten Zeichnungen im Internet verbreitet, die einen mutmaßlich muslimischen Mann zeigten, der einen Weihnachtsmann verprügelte – für die Liberalen ein Affront gegenüber der westlichen Kultur. DITIB selbst distanzierte sich von den Bildern, man werde die Fälle prüfen und Konsequenzen ziehen, hieß es. »Diese Bilder sind geschmacklos und durch nichts zu rechtfertigen«, sagt auch Norbert Müller, Vorstandsmitglied der Schura Hamburg. Den Staatsvertrag nun aufzulösen sei jedoch keine Option: »Der Vertrag hat das gesellschaftliche Klima und den interreligiösen Dialog in der Stadt verbessert. Ihn zu kündigen wäre ein schlechtes Zeichen«. Allerdings fordert auch Müller die DITIB-Anhänger auf, sich kritischer mit Prozessen in der Türkei auseinanderzusetzen. Dem Verband wird eine große Nähe zum türkischen Religionsministeriums nachgesagt. Die Islamverbände sollten dazu anregen, eine eigene islamische Identität in Deutschland zu entwickeln – »ohne die Einflussnahme anderer Staaten.« |
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