Zugeständnisse der Länder bei den neuen Wissenschaftspakten I MDC-Chef Martin Lohse legt Amt nieder I Preis für Hochschulkommunikation 2019 ausgeschrieben I Bildungsökonom Ludger Wößmann beantwortet Dreieinhalb Fragen

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
härter als bei den vorangegangenen Wissenschaftspakten werden die Länder bei den neuen vom BMBF an die Kandare genommen. Der MDC-Vorstandsvorsitzende Martin Lohse legt sein Amt nieder und will sich wieder "vermehrt der wissenschaftlichen Arbeit zuwenden". Um die interne und externe Kommunikation geht es im neu ausgeschriebenen Preis für Hochschulkommunikation (Das ist wichtig). Und der Bildungsökonom Ludger Wößmann beantwortet unsere Dreieinhalb Fragen.
   
 
 
 
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Zugeständnisse der Länder bei Wissenschaftspakten
Im Unterschied zu früheren Bund-Länder-Vereinbarungen (was gerade der Bundesrechnungshof kritisiert hat) enthalten die neuen Wissenschaftspakte strenge Auflagen, an die sich die Länder bei der Mittelverwendung halten müssen. Das beschreibt ausführlich Heike Schmoll in der FAZ. Überraschend informierte das BMBF den Haushaltsausschuss des Bundestags ausführlich über die Verpflichtungen der Länder, die mit den Zahlungen des Bundes verbunden sind. So dürfen die Länder zum Beispiel Mittel aus den Pakten nicht mehr parken, sondern müssen sie ausgeben, andernfalls werde der Bund sie zurückfordern. Die Verbesserung der Studienbedingungen für die Studenten muss konkret belegt werden, über die Gegenfinanzierung müssen die Länder Rechenschaft ablegen.
  
 
 
MDC-Chef Martin Lohse legt sein Amt nieder
Festhalten: Einer der einflussreichsten deutschen Wissenschaftsmanager legt überraschend sein Amt nieder: Martin Lohse, Humanmediziner und Vorstandsvorsitzender des Max-Dellbrück-Centrums (MDC, gehört zur Helmholtz-Gemeinschaft) „legt im besten Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sein Amt nieder“, heißt es in einer Erklärung, die das MDC veröffentlichte. Zuerst berichtete das der Tagesspiegel. Lohse wolle „sich wieder vermehrt der wissenschaftlichen Arbeit zuwenden“. Wie der Tagesspiegel weiter berichtet, sei Lohses Weggang vom MDC nicht so glamourös, wie es der Öffentlichkeit vermittelt werden soll. Nach Tagesspiegel-Informationen hänge sein Schritt mit einem Streit um ein Berufungsverfahren für das Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIG) zusammen.
Lohse soll vor zwei Jahren vertrauliche Informationen über das Verfahren an einen Mitbewerber des vom BIG-Vorstand favorisierten Kandidaten per Mail weitergeleitet und damit gegen die Schweigepflicht verstoßen haben. Angeblich soll Lohse den in dem Verfahren nicht erfolgreichen Mitbewerber auch ermutigt haben, eine Konkurrentenklage anzustrengen. Klingt nach einem harten und schmutzigen Machtkampf im Wissenschaftsbetrieb. Weitere Hintergünde beschreiben die Süddeutsche Zeitung und noch einmal der Tagesspiegel.
 
  
 
 
Preis für Hochschulkommunikation ausgeschrieben
Die HRK, der ZEIT Verlag und die Robert Bosch Stiftung haben den Preis für Hochschulkommunikation 2019 ausgeschrieben. Das diesjährige Thema lautet: „Intern kommunizieren – nach außen wirken“. Es verweist darauf, dass eine gute Kommunikationskultur innerhalb der Hochschule eine wesentliche Grundlage auch für ein starkes Wirken nach außen darstellt. Der Preis für Hochschulkommunikation 2019 soll Konzepte und Maßnahmen auszeichnen, die sich an übergreifenden Zielen der Hochschule ausrichten, die Heterogenität der Zielgruppen widerspiegeln und als Grundlage für die externe Kommunikation erkennbar sind. Das von der Robert Bosch Stiftung finanzierte Preisgeld beträgt 25.000 €. Bewerbungsschluss ist der 15. Juli 2019. Die gesamten Unterlagen mit dem auszufüllenden Bewerbungsbogen sind zu finden auf www.hrk.de/preis.
  
   
   
   
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Die Zahl
 
 
   
 
   
3,03
Prozent des Bruttoinlandsprodukts wurden laut einer Erhebung des Stifterverbands im Jahr 2017 in Deutschland für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Damit wurde erstmals das Ziel der Bundesregierung erreicht, 3 Prozent des BIPs für FuE auszugeben. Pikant dabei: Der Erfolg geht vor allem aufs Konto der Automobilhersteller.
   
 
   
   
 
 
   
 
 
 
 
3½  Fragen an …
 
 
   
 
   
Prof. Dr. Ludger Wößmann
Professor für Volkswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Leiter des ifo
Zentrums für Bildungsökonomik.


Was brauchen Sie heute im Beruf, was Sie im Studium nicht gelernt haben?
Den Gleichmut, viel Zeit mit Dingen zu verbringen, die ich eigentlich gar nicht machen will. Ich glaube, der war im Studium – sicher im Promotionsstudium – erfreulich unterentwickelt. Aber für die meisten dieser Dinge gilt leider: Sie gehören einfach dazu.

Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Ich weiß nicht, ob ich überhaupt für ein großes wissenschaftspolitisches Problem eine einfache Lösung weiß. Aber ich kenne viele Probleme, die sich mit Geld nicht lösen lassen. Zum Beispiel die Wahrhaftigkeit in der Forschung, der ehrliche Umgang mit Erkenntnissen und ihren Grenzen. Das wird man mit Geld nicht sichern können. Oder die Bürokratisierung der Verwaltungen – da würde mehr Geld die Sache nur noch schlimmer machen.

Lektüre muss sein. Welche?
Gerade lese ich zum zigsten Mal Bertolt Brechts „Das Leben des Galilei“. Einer dieser ganz großen wissenschaftlichen Durchbrüche, das Ersetzen eines ganzen Weltbilds. Einerseits der unbeirrbare Wille zur Erkenntnis, was auch immer die Konsequenz – gepaart mit dem „ich glaube an die sanfte Gewalt der Vernunft über die Menschen.“ Andererseits das Einknicken vor der Macht, die Unfähigkeit zum öffentlichen Bekenntnis zur Erkenntnis. Wie gut, dass wir in unserem Land heute Wissenschaftsfreiheit haben.
Und auch wenn es in Zeiten von Brexit und Trump schwerfällt: Auch heute bin ich überzeugt, dass mit wissenschaftlichen Methoden erzielte Antworten – bei aller Unzulänglichkeit – besser sind als die der Populisten und Demagogen. Dies ist unsere Rolle als Wissenschaftler in der Gesellschaft: „Kein Mensch kann lange zusehen, wie ich einen Stein fallen lasse und dazu sage: er fällt nicht.“

Und sonst so?
Läuft. Ach ja: Und ich freu mich wie ein Kind auf mein Sabbatical in Stanford ab diesem Herbst. Vielleicht könnte nur jemand für das halbe Jahr die Erfindung der Inbox aussetzen?
   
 
   
 
 
   
   
   
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Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
»Dort sagt mir jeder Baum eine Geschichte« Was ist für Sie Heimat? Das wollten wir in der Vermächtnis­Studie  von den Deutschen wissen – und haben diese Frage nun Heimatminister Horst Seehofer gestellt Verbindend, nicht trennend Was die Deutschen unter Heimat verstehen, beschreibt Jacob Steinwede vom infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft
 
Weg vom Klischee
Wer Germanistik oder eine andere Geisteswissenschaft studiert, steht unter ständigem Rechtfertigungsdruck. Das muss aufhören Wohin zum Studium? Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) untersucht jedes Jahr beliebte Studiengänge. Die Ergebnisse zum Ranking in den Fächern Romanistik,  Germanistik und Anglistik liegen jetzt vor Eine politische Klatsche Die European University Association vertritt 850 Hochschulen. In ihrer Führung ist Deutschland jetzt nur mit halber Kraft vertreten Geistesblitze für alle Wissenschaftler halten soziale Netzwerke  oft für oberflächlich. Ein Fehler,  findet die Historikerin Hedwig Richter –  Twitter habe ihre Forschung besser gemacht Ich habe einen Freund verloren In der Rushhour des Lebens  zählt jeder Tag. Leider nicht nur dann

Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
   
 
 
 
 
c.t.
 
 
   
 
 
Besucher der Philologischen Bibliothek der FU Berlin können jetzt beim Lesen in die Pedale treten. Zunächst vier Wochen lang steht Nutzern dort ein Fahrradergometer zur Verfügung, das nebenbei auch noch Strom für Laptops oder Handys erzeugt.

Quelle: Berliner Morgenpost / Foto: dpa
 
 
 
 
 
   
Und jetzt mit Schwung in die neue Woche! 

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